openSUSE arbeitet an LUKS mit TPM und FIDO2

Wie Benjamin Brunner, Entwickler bei SUSE, vor einigen Tagen über die Mailingliste kommunizierte, arbeitet man momentan an der Implementierung der neuen systemd-Funktionen, um LUKS2-Volumes mittels TPM oder FIDO2 zu entsperren.

Dabei handelt es sich um eine Funktion, die Lennart Poettering Anfang diesen Jahres ankündigte und über die ich hier bereits berichtete hatte. Mittels systemd-cryptenroll lassen sich unter anderem TPM oder FIDO2 als Entsperrmechanismen für LUKS2 hinterlegen. Diese neuen Verfahren stehen in einem direkten Kontext zu weiteren Bestrebungen, um den Sicherheitslevel der verbreiteten Linux-Verschlüsselung auf ein zeitgemäßes Niveau zu bringen.

Die Zielrichtung der Bestrebungen bei SUSE/openSUSE ist noch nicht klar. Also ob und inwieweit das in die Installationsroutine oder YaST implementiert wird. Zudem sind noch einige Vorarbeiten notwendig. Genaueres können interessierte Anwender im Wiki nachlesen.

Die Funktion systemd-cryptentroll benötigt LUKS2-Volumes. Das ist für SUSE/openSUSE ein Problem, weil die Installationsroutine bis zuletzt LUKS1-Volumes angelegt hat. Daran hat man allerdings anderweitig bereits gearbeitet und ich denke, hier dürfte sich zukünftig was ändern. Bestehende Installationen lassen sich zudem relativ leicht mittels eines Live-Mediums von LUKS1 auf LUKS2 migrieren. Allerdings benötigt systemd-cryptenroll auch eine unverschlüsselte Boot-Partition und das ist standardmäßig bei SUSE/openSUSE schon länger nicht mehr der Fall.

Hinzu kommen noch ein paar Probleme, weil z. B. die FIDO2-Abfrage upstream noch nicht in Plymouth integriert ist und somit nicht optisch schön beim Startvorgang erscheint, sondern “blind” durch den Anwender erfolgen muss.

Die beiden neuen Authentifizierungsmethoden sind wichtige Ergänzungen für die Legacy-Verfahren mittels Passwort. Teilweise lösen sie auch zusammen gestückelte Skripte bei z. B. Debian und Arch Linux ab, die bereits Sicherheitssticks wie den YubiKey unterstützten. FIDO2 adressiert das Problem der unsicheren Passwörter und TPM2 bietet unter anderem Schutz gegen Angriffe mittels Brute Force und vor allem das beliebte Kopieren der Daten, um sie danach in aller Ruhe zu untersuchen.

Es ist also noch ein wenig Wegstrecke zu meisten, bis diese Funktionen standardmäßig umgesetzt werden können. Wer aber schon ein System mit LUKS2 und unverschlüsselter Boot-Partition hat oder eine Testinstallation betreibt, kann sich die neuen Funktionen mal ansehen. Meiner Meinung nach geht das absolut in die richtige Richtung.

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.
  1. Mir ist bis heute nich klar inwiefern das speichern des Geheimnisses im TPM zu erhöhter Sicherheit beitragen soll. Also klar, es vereint HDD-Crypto mit Bequemlichkeit, deswegen macht Bitlocker das ja auch so, entsprechend ist das aber natürlich aufgehebelt worden. Eine HDD-Verschlüsselung die obsolet wird wenn ich das gesamte Gerät verliere (was insbesondere bei Notebooks ja wohl am ehesten passieren dürfte) ist für mich eigentlich nur ein Performancenachteil im Alltag, oder?

    • Das hängt ja ganz stark vermuteten Angriffsvektor ab. Der Diebstahl des gesamten Geräts ist ja nicht in jedem Szenario die wahrscheinlichste Variante. Zudem muss man sich die genaue Implementierung ansehen. Bei Windows kann man TPM mit einem Passwort kombinieren, was die Sicherheit natürlich massiv erhöht. Wie das bei Linux/LUKS umgesetzt wird, müssen wir dann noch mal abwarten.

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