In verwende seit einiger Zeit elementary OS im Consumer-Einsatz. Die Erfahrungen sind ziemlich positiv. Nun teste ich den weitestgehenden Umstieg auf Flatpaks.
In meinem Umfeld sind in den letzten Jahren einige Leute auf Linux umgestiegen. Ich empfehle das nicht aktiv, aber wenn der Wunsch von außen an mich herangetragen wird und eine Prüfung der Bedarfe Linux als mögliche Alternative ergibt, helfe ich gerne beim Umstieg. Ehrlicherweise allerdings auch langfristig als Ansprechpartner für Administration und Probleme. Das ist nur noch privat und semi-privat für ein KMU. Beruflich geht es für mich schon seit einiger Zeit in eine andere Richtung und weg von IT-„Management“.
Vor einiger Zeit habe ich damit begonnen, für diese Zwecke elementary OS auszutesten. Momentan betreue ich dadurch leider eine ziemlich krude Mischung aus Kubuntus und Systemen mit Pantheon Shell. Elementary OS 5 hatte leider einige nervige Bugs, weshalb ich längere Zeit auf Fedora setzte.
Die Pantheon Shell und die zugehörigen Programme plus Ergänzungen aus dem GNOME Ökosystem sind meiner Meinung nach ideal für Anwender, die keine Lust haben sich groß mit dem System zu befassen. Die Funktionsweise ist intuitiv und die Programme nicht überfrachtet mit Optionen. Die Anwender sind damit ziemlich zufrieden und ich bekomme sehr selten Probleme mit. Die Kubuntus machen mir da viel mehr Scherereien, nicht wegen Fehlern, sondern weil die Anwender es immer wieder hinbekommen, Plasma zu verunstalten und mit der Reorganisation der Elemente dann überfordert sind, weil die KDE-UX nicht intuitiv ist.
Die Integration von Pantheon in Fedora ist aber nur mittelmäßig und hat hier und da immer wieder für Probleme gesorgt. Trotz der Schwächen von elementary OS 6 habe ich daher angefangen, die Systeme sukzessive umzustellen.
Die elementary-Entwickler haben den Wechsel auf ein Flatpak-basiertes System eingeleitet. Das neue Appcenter kann zwar Aktualisierungen für APT durchführen, aber bietet Installationen von neuen Programmen nur über das Flatpak-Repo an. Ich stehe den neuen Formaten grundsätzlich offen gegenüber, obwohl ich persönlich bei meinem eigenen System noch eine klassische RR-Paketverwaltungssystem fahre.
Das Flatpak-Repo von elementary OS ist noch recht schmal bestückt, aber man kann Flathub unproblematisch systemweit einrichten und danach die dort enthaltenen Programme via Appcenter (oder Terminal) installieren.
Das habe ich auf einem „Testsystem“ jetzt mal konsequent verfolgt. Die klassische Paketverwaltung organisiert nun wirklich nur noch das Basissystem und die Desktopoberfläche. Alle Programme kommen konsequent aus dem elementary Flatpak-Repo oder von Flathub. Das ist der übliche Consumer-Mischmasch aus Firefox, Evolution, LibreOffice, Spotify, Anydesk usw. usf.
Der Vorteil ist ziemlich offensichtlich. Die Version von Kernel, X11, Mesa oder glibc ist hier völlig egal, die Hardware wird schon seit Kernel 5.4 perfekt unterstützt. Das Basissystem kommt nun direkt aus Ubuntu main plus die separat von elementary gepflegten Bestandteile. Das trägt notfalls bis ins Jahr 2025. Hier gibt es keine Überraschungen oder Updates, die Administration erforderlich machen. Durch den konsequenten Einsatz von Flatpaks entgeht man aber den ungepflegten Paketen in universe und bekommt hier immer die aktuelle stabile Version ausgeliefert.
Die Installation und die Updates laufen ziemlich problemlos und durch die Ähnlichkeit zu den mobilen Appstores ist das Verfahren auch sehr niedrigschwellig und bedurfte keiner weiteren Erklärung.
Ich bin gespannt wie sich das System so im Alltagsbetrieb schlägt, ob Probleme auftreten und wenn ja welche.
Lass uns wissen, wie’s läuft! Ich drück den Devs von Elementary schon seit Beginn die Daumen, weil Look & Feel des Projekts ist echt sexy. Gibt nicht viele Distributionen, die normale Anwender mit ein paar Screenshots für sich begeistern können. Die Idee ein selbst kuratiertes Flatpak-Repo für Anwendungen zu verwenden, erscheint mir auch sehr zeitgemäß. Zumindest gesetzt dem Fall, dass man dann aktualisierte Flatpaks vor der Freigabe ordentlich gegen seine eigene Distribution testet.
Bei den technischen Problemen drehen wir uns seit Erscheinen der ersten Linux-Distribution im Kreis – so ganz allgemein. Zielsetzung, Personaldecke, Zersplitterung, Qualitätsmanagement, Komplexität … Muss ich dir ja nicht erzählen. Im Prinzip hat man als Sysadmin heute nur mehr Alternativen die gleichen Probleme anzugehen.
So lange Flatpaks (oder auch Snaps) ziemlich langsam, schwerfällig und träge, sowie aufgebläht sind (wegen unzähliger Abhängigkeiten), ist dies für mich derzeit keine Option. Nicht jeder hat einen Rechner mit einer superschnellen oder riesigen Festplatte. Sobald beides ausgereifter u. schneller geworden sind, kann man ja noch einmal darüber nachdenken. Auf meinem Rechner habe ich Debian und ich habe mit Deb-Paketen doch alles, was ich brauche.
Ich hab ehrlich gesagt überhaupt keinen Performance-Unterschied feststellen können und das Testgerät ist jetzt nicht gerade Raketentechnik. Es handelt sich dabei um das Huawei MateBook, das ich hier im Blog irgendwo schon mal thematisiert habe.
Warum sollten Flatpaks auch substanziell langsamer sein?
Also, auch ich habe definitiv festgestellt, daß derzeit Flatpaks (aber auch Snaps) langsam sind. Woran das liegt, kann ich dir nicht sagen. Der Sinn hinter Flatpaks/Snaps erschliesst sich mir schon, aber wenn man das dem Nutzer aufzwingt, finde ich das widerrum ebenfalls nicht gut. Der Nutzer selbst sollte entscheiden, ob er Flatpaks/Snaps nutzen will oder nicht.
Gestern wollte ich mir das Bildbearbeitungsprogramm Nomacs über Flatpak installieren. Nativ ist es etwas über 40 MB groß, aber wenn ich es über Flatpak installieren will, bläht sich es auf über 900 MB (!) auf! Sorry, aber ich bin doch nicht bekloppt…ich habe mir danach ein anderes Bildbearbeitungssoftware installiert, die nur 20 MB groß ist.
Aber Nomacs ist so ein schönes Beispiel, weil es zur Zeit z. B. für Debian Stable und Testing gar nicht zur Verfügung steht. Wenn ich den Report richtig lese, dann wegen Inkompatibilitäten zum Debian-Python-Stack. Das passiert mit Flatpak nicht.
Ja, sie brauchen mehr Speicherplatz, aber meine Systempartition ist immer 20 GB groß. So lange die nicht gesprengt wird, ist das alles noch im Rahmen. Meiner Meinung nach muss man bei der klass. Paketverwaltung auch alle Abhängigkeiten in den Speicherbedarf einrechnen, die ich nur wegen dem Programm installiere. Bei Nomacs also z. B. den libopenvc-Kram und die Imageplugins für Qt.
Vorteil von Flatpak und hier unerwähnt: man bekommt exakt die Kombination aus Bibliotheken, mit denen der Entwickler sein Programm getestet hat. Das heißt, es gibt wenig Überraschungen. Insbesondere dann, wenn die Entwicklungszyklen von dem Programm und dem restlichen Ökosystem unterschiedlich schnell sind und doch mal für den notwendigen Fortschritt API etwas gebrochen wurde.