Warum uns der Abstieg von Firefox sorgen sollte

Firefox verliert seit Jahren reale Nutzer und relative Marktanteile. Aus einer ehedem komfortablen Situation nähert sich der Browser von Mozilla nun einem Nischendasein.

Das Thema wurde kürzlich bei GNU/Linux.ch thematisiert. Trotz zahlreicher Initiativen und Neuerungen verliert Firefox weiterhin Marktanteile.

Es ist müßig über die Gründe zu spekulieren. Fehler bei Mozilla, die Marktmacht von Google, die fehlende Verzahnung mit einem Betriebssystem, fehlende Alleinstellungsmerkmale. Vermutlich alles in Kombination und je nach Nutzergruppe mit unterschiedlicher Gewichtung.

Rein statistisch werden die Mehrheit der Leser diesen Beitrag schon nicht (mehr) mit Firefox lesen. Trotzdem sollte uns allen diese Entwicklung Sorgen bereiten. Die sinkenden Marktanteile werden über kurz oder lang zu einem Problem für Mozilla bei der Einwerbung von Mitteln. Mozilla hängt finanziell nahezu komplett von Google ab und niemand kann vorhersehen, wie lange es Google noch für nötig hält, sich einen Pseudo-Konkurrenten zu halten.

Ohne Mozilla bzw. Firefox gibt es aber keinen Wettbewerb im Browsermarkt mehr. Apple hat zwar mit Safari noch einen respektablen Browser, aber der existiert nur für Apple-Systeme. Alle anderen Browser sind Chromium-Forks. Keiner der Browser könnte unabhängig von Googles Entwicklungsleistung bestehen und die Anbindung an Google sitzt tief. Aktuelle Tests kann man sich im Kuketz-Blog für die bekanntesten Chromium-Klone Brave, Opera und Vivaldi ansehen.

Dabei geht es nicht mal darum, dass sich Firefox besser als die Chromium-Klone in einen Datenschutz-freundlichen Browser verwandeln lässt, sondern Mozilla versucht hier den Browser auch stetig zu verbessern. Ähnlich wie Apple hängt man nämlich nicht am Tropf von Werbeeinnahmen (wenn man die mittelbare Anbindung über Google beiseite lässt) und kann hier wesentlich freier von wirtschaftlichen Zwängen im Sinne seiner Anwender agieren.

Google experimentiert schon länger mit Tracking-Technologien jenseits von Cookies & Co. Beherrscht Google erst mal das einzige Tor zum Internet, das jeder von uns nutzen muss, sind dem nahezu keine Grenzen gesetzt. Dann beherrscht Google nicht nur über Android den Smartphone-Sektor, sondern auch den Desktop-Bereich – egal welches Betriebssystem wir dann als Basis für die Installation von Chrome/Chromium nutzen.

Und wir sollten uns keine Illusionen machen, in welche Richtung das geht. Google ist eine Werbefirma und Werbung ist untrennbar verbunden mit einer möglichst exakten Analyse des Verbraucherverhaltens. Diese Entwicklung wird sich auf absehbare Zeit nicht ändern und deshalb ist Google letztlich nicht viel mehr als eine riesige, weit verzweigte Trackingfirma.

Aus Monopolen ist noch nie etwas Gutes erwachsen.

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.
  1. Firefox verliert nicht “Trotz zahlreicher Initiativen und Neuerungen […] weiterhin Marktanteile.” sondern “auf Grund”. Es ist nicht so dass es keinen Bedarf gäbe, aber Mozilla weigert sich seit über 10 Jahren die entsprechende Marktlücke zu bespielen, insofern tun sie alles für ihren Untergang. Dieser ist redlich verdient und auch nicht mehr verhinderbar.

    • Marktlücken? Ich glaube eher, dass ihr Untergang damit beschleunigt wurde, immer wieder Versuche in falsche “Marktlücken” vorzunehmen, statt den Unterbau anzugehen. Irgendwann kam dann der Umbau und der war auf langsamen bzw. RAM-schwachen PCs das Aus. Einen Browser, den man alle paar Minuten neu starten muss, nur damit einem das Teil oder gar der Rechner nicht einfriert, macht wirklich keinen Spaß. Und hier hat sich nicht mehr viel getan. Ich finde es schade, wenn Googles Quasi-Monopol manifestiert wird, weil Mozilla es vergeigt hat. Hoffen wir mal auf ein Wunder!

      • Schon komisch. Scheint ja extrem von Rechner abzuhängen. Bei mir haut Chrome ungefähr 1.5 mal so real RAM raus wie Firefox. 🙂

      • Keine Ahnung was Du anstellst. Vielleicht drölfhundert Addons installiert? Nutze den aktuellen Firefox sowohl auf uralt PC als auch auf einem 4 Jahre altem Android mittelklasse Handy.

        Ein Performance wunder ist er auf der Hardware nicht, läuft aber sonst tadllos. Abstüze kenne ich keine,auch nicht mit diversen offenen Tabs.

  2. Vielleicht liegt des Rätsels Lösung in der Frage: Warum basieren eigentlich alle anderen Browser auf Chromium und nicht Firefox?

    • Dafür ist doch der Firefox/Mozilla nicht verantwortlich zu machen, sondern die Entwickler der Addons. Mozilla hat das Erscheinen des Firefox-Quantum Jahre vorher angekündigt und die Entwickler haben es nicht geschafft, ihre Addons neu zu programmieren, damit sie auch für Quantum weiter nutzbar sind. Sorry, aber wer es jahrelang nicht schafft, seine Addons neu zu programmieren, der ist für mich nicht vertrauenswürdig – und das ist ausnahmeise einmal nicht die Schuld von Mozilla.

  3. “Alle anderen Browser sind Chromiumforks” und andere lustige Sätze von Leuten, die NetSurf nicht kennen. (Selbst, wenn man Konsolenbrowser ausklammert…)

    Mozilla hasst die Poweruser und hat aus freien Stücken beschlossen, nur noch Chromeklon zu spielen. Ja nun, selber schuld. Kein Verlust.

  4. In Deutschland steht Firefox noch ganz gut da. Bei mir auf linuxnews.de liegt er am Desktop mit 21,5 % vor Chrome mit 17,3%. Mobil ist es andewrsrum, da liegt Chrome mit 7,4% vor FF mit 4,8%.

    • Weil bei dir das Thema „Linux“ ist und die meisten Distributionen Firefox als Standardbrowser ausliefern, also auch mit einer besseren Aktualisierungsstrategie als für andere Webbrowser. Auf Endgeräten mit Windows dominiert inzwischen aber Chrome, nicht nur wegen Edge, sondern auch bei den Vorinstallationen der Hersteller.

      Ich war da als der beschissene Internet Explorer jeden Webentwickler in den Wahnsinn getrieben hat und Optimierungen für den IE oder ActiveX Teile des WWW für andere Browser unbrauchbar gemacht haben. Ich will da nicht wieder hin.

  5. Auch mir bereitet das Ganze Sorgen. Stellen wir uns einmal vor, der Firefox verschwindet wirklich. Dann hat nur noch Google die Kontrolle über das Web – und wird dann (mit der Zeit) Werbeblocker aussperren, damit alle schön brav die wunderbare Werbung im Internet sehen können und Google daran fleissig mitverdient – eine Möglichkeit, die Werbung zu umgehen (zB durch einen Adblocker) wird es dann nicht mehr geben, von all der ganzen Datenwut bei Google ganz zu Schweigen. Wenn das geschieht, werden sich noch so manche den Firefox wieder zurückwünschen!

  6. Schöner Artikel. Sehe ich auch sehr kritisch, wenn der Firefox und damit Mozilla von der Bildfläche verschwinden sollte. Dann gibt es auch keine Organisation mehr, die unabhängige Personen in die Standardisierungsgremien schicken kann. Allerdings hat mich Mozilla auch schon das ein oder andere mal ziemlich verärgert indem so was wie Pocket in der Standardinstallation auftaucht und Einstellungsmöglichkeiten u. Addons einfach verschwinden. Aber das wird ja nicht besser, wenn es nur noch einen Player gibt -.-

  7. Ich nutze Firefox seit Netscape-Zeiten und ärgere mich seit ein paar Jahren über die Entwicklung: Powernutzer-Features werden “wegoptimiert”, immer mehr Telemetrie und Datenübertragungen sonstwohin und dauernd wird ohne Grund an der Optik verschlimmbessert.

    Aktuelles Beispiel: Firefox 90 unter Lubuntu: Im Standard-Theme (oder hell) ist kaum noch ein Unterschied zwischen dem aktiven und anderen Tabs und ich schließe immer wieder den falschen Tab (zum Glück funktionieren die Tastaturkürzel noch). Im dunklen Thema ist die Menüleiste (Datei, Bearbeiten, …) kaum sichtbar und die verwende ich viel. Dann gibt es noch das Theme Alpenglow und dessen Farben gefallen mir überhaupt nicht, aber damit habe ich wenigstens wieder optische Unterschiede zwischen aktiven/inaktiven Tabs.
    Natürlich könnte ich zusätzliche Themes ausprobieren, aber ich halte mich eigentlich an “keep it simple”.

    Ich will einen Browser, der Werbung zuverlässig blockt, mich nicht zusätzlich trackt oder zwingt, Google & Co zu nutzen – oder dies im Hintergrund selber macht.
    Inzwischen wäre ich sogar bereit, dafür Geld zu zahlen. So gefrustet bin ich von Firefox.

  8. Mozilla hat sich selbst das Grab gegraben. Die Anpassbarkeit wurde komplett beerdigt, die Umstellung des Addon-Systems hat vielen Addons das ende bedeutet.
    Ich bin erst zu Seamonkey, dann zu Pale Moon gewechselt. FF nutze ich nur noch in Ausnahmefällen, genauso wie Chromium auch.

    • Wie ich schon in einem anderen Post zuvor geschrieben habe, ist für die grottenschlechte Umsetzung und Neuprogrammierung der Addons nicht Firefox verantwortlich zu machen, das ist das Verschulden der Entwickler der Addons. Einfach meinen vorherigen Post durchlesen.

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