Android beherrscht den Smartphone-Bereich. Ausgelieferte Geräte sind aber fest mit zahlreichen Google-Diensten und weiteren proprietären Hersteller-Apps verbunden. Das Basissystem von Android ist allerdings Open Source und wird im sogenannten Android Open Source Project (AOSP) zur Verfügung gestellt. Anwender haben dadurch die Möglichkeit, ein freies System zu betreiben.
Eigentlich bin ich Android gegenüber eher kritisch eingestellt. Das System ist zwar in der Basis frei, aber die Entwicklung widerspricht dem wichtigen Community-Gedanken. Google wirft alle paar Monate der Community einfach eine mehr oder minder lauffähige neue Version vor die Füße. Die enge Anbindung an Google (siehe auch die Serie: Android – Keine sichere Alternative!) behindert die freie Weiterentwicklung von Android. Wie mächtig Google hier ist, hat die jüngste Affäre um Huawei gezeigt (siehe: Google sperrt Huawei aus – Zum Zustand von Android). Wichtige Bestandteil für das, was heute ein Smartphone ausmacht – vor allem das App-Ökosystem – hält Google in proprietären Diensten vor, weshalb AOSP-Systeme bessere Feature-Phones sind (siehe: Android ohne Google Play – Featurephone mit Touchscreen).
Normalerweise empfehle ich daher für den Alltag ein iPhone. Das System ist zwar hochgradig geschlossen, Apple positioniert sich aber eindeutig für Datenschutz und Privatsphäre. Außerdem gibt es lange Supportzeiträume für die Geräte. Daher sind iPhones ein guter Kompromiss zwischen Alltagstauglichkeit und Datenschutz. Die Probleme von Android sind nämlich nicht nur auf Google zurückzuführen, sondern es gibt ernste Probleme mit der Sicherheit des Systems und dem ausrollen von Sicherheitsupdates für alle Anwender. Wenn man sich die monatlichen Patches anschaut, kann man einige neuralgische Punkt identifizieren, die permanent Sicherheitsprobleme verursachen.
Doch was, wenn man für bestimmte Einsatzszenarien ein Gerät haben will, dem man wirklich vertraut? Apples iPhone kann dies aufgrund der Verzahnung mit Apple-Diensten und der proprietären Software nicht bieten. Andere freie Systeme gibt es faktisch nicht (siehe: Freie Mobilbetriebssysteme – Ein Trauerspiel). Es bleibt daher nur ein freies Android.
In der kommenden Serie möchte ich daher zeigen, wie man ein Smartphone mit einer freien Recovery-Lösung wie TWRP versorgt und ein Custom Rom aufspielt. Hinzu kommen im Anschluss noch weitere notwendige Änderungen, da auf Custom Roms Google nur unzureichend aussperren.
Für einen solchen Einsatzzweck eignet sich eigentlich jedes Smartphone, das LineageOS in seiner unterstützten Liste führt. Für jedes Budget und die meisten Leistungsanforderungen dürfte da etwas dabei sein. Inoffizielle Portierungen auf XDA-Developers gibt es zwar auch für andere Geräte, aber wenn man sich für ein solches Unterfangen ein neues Gerät anschafft kann, man sich diese Unsicherheit leicht ersparen.
Es gibt einige, die meinen, dass man bei Smartphones mit Fokus auf Datenschutz und Privatsphäre auf sogenannte China-Phones, wie beispielsweise die von Xiaomi, verzichten sollte. Dahinter steht ein grundlegendes Misstrauen gegen mögliche Backdoors aus Fernost. Sofern man mit der Stock Rom der Hersteller arbeiten möchte kann ich diese Sichtweise verstehen, da hier in der Vergangenheit immer mal wieder ungewollte Datenübertragungen berichtet wurde. Sofern man aber sowieso auf ein AOSP-Rom wechseln möchte, ist das unreflektierte Panikmache. Natürlich gibt es das Risiko von Backdoors im Hardware- oder Firmware-Bereich, was leider durch einen Wechsel auf eine AOSP-Rom nicht behoben werden würde. Es gibt aber kaum einen Hersteller von Smartphones, dem man hier bedingungslos vertrauen darf, da alle ihre Geräte in Ländern mit geringer Transparenz und Rechtsstaatlichkeit produzieren lassen. Hier sollte man sich also nicht von Gerüchten aus US-Geheimdienstkreisen wie beispielsweise im Fall Huawei verrückt machen lassen.
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