Fedora folgt openSUSE und Ubuntu und möchte demnächst über die Paketverwaltung einige Informationen über die Anwender erheben. In den einschlägigen Kommentarspalten überschlägt sich die gleichermaßen achtsame, wie leicht erregbare und vollkommen irrational argumentierende Community. Doch wenn man gut umgesetzte Datenerhebung nicht unterstützt, stellt man sich komplett ins Abseits.
Telemetriedaten und Betriebssysteme sind spätesten seit der Veröffentlichung von Windows 10 ein wichtiges Thema. Zuletzt fokussierte sich die Debatte auf Ubuntu und jüngst kam openSUSE hinzu (siehe auch: Kommentar: Datenerhebung durch Linux-Distributionen). Ubuntu hat einige der gesammelten Daten jüngst in Berichten zusammen gefasst und veröffentlicht. Dabei kamen manche interessante Fakten über Linux/Ubuntu-Nutzer zum Vorschein (siehe auch: Warum Telemetrie-Daten notwendig sind)
Die Erhebung und Auswertung von Telemetrie-Daten ist einfach unerlässlich um zielgerichtet Entscheidungen treffen zu können. Es fällt vielen Datenschutz-Aktivisten immer noch schwer diesen Umstand zu akzeptieren, aber das führt in die Sackgasse.
Die reine Datenerhebung ist nämlich noch gar nicht das Problem. Es gibt kein Problem, wenn die Daten dezentral erhoben und gespeichert werden, ein durchdachtes Anonymisierungskonzept vorliegt und umgesetzt wird, sowie für den Anwender eine Möglichkeit besteht, der Datensammlung zu widersprechen. Nach aktuellem Kenntnisstand hat keine Distribution bei der Datenerhebung diesen Grundsätzen widersprochen.
Natürlich wäre ein Opt-in Verfahren schön, aber man muss hier auch die Praktikabilität im Blick behalten. Debian verfolgt bei Popcon seit Jahren einen Opt-In Ansatz und die man kann anhand eines Basis-Pakets wie z. B. Bash gut sehen, dass das keine ausreichenden Daten liefert. Wenn Debian wirklich nur 200.000 Installationen hätte, wäre das wirklich überraschend.
Datenerhebungen sind problematisch wenn damit Datensätze aus vielen unterschiedlichen Quellen zur Profilbildung herangezogen werden bzw. zur Erhebung und Auswertung auf zentralisierte Dienste wie beispielsweise Google Analytics zurückgegriffen wird. Hier trägt die Datenerhebung der einzelnen Projekte nämlich mittelbar zur Vergrößerung der Datenhalde von Google bei.
Ein bisschen mehr Augenmaß bei der Kritik ist daher wünschenswert. Wenn man das Bedürfnis nach einer Datengrundlage für Entscheidungen ignoriert, schürt man nur nihilistische Einstellungen, frei nach dem Motto „Ist doch eh schon egal, nehmen wir Google Analytics, die Datenschützer motzen eh.“ Das wäre wirklich fatal. Gut umgesetzte Datenerhebung mit Sinn für Datenschutz und Anwenderinteressen sollte man daher belohnen, indem man sie einfach nicht skandalisiert.