Kommentar: Wayland und Plasma – Nur ohne Apps

Es ist schon fast ein running gag. Bei jeder neuen Plasma-Version wird vollmundig ein noch besserer Wayland-Support versprochen. Benutzbar ist es trotzdem nicht – jedenfalls nicht, wenn man so exotische KDE Applications wie Kontact nutzt.

Bei der jüngsten Veröffentlichung von KDE Plasma 5.21 wurde wieder vollmundig Wayland-Support versprochen:

KDE is pushing to have first class support for Wayland, and Plasma 5.21 makes massive progress towards reaching that goal.

https://kde.org/announcements/plasma/5/5.21.0/

Viele Leser werfen mir ja meine “Meckerei” vor, aber wenn mir zum wiederholten Mal massiver Fortschritt hin zu einer erstklassigen Unterstützung versprochen wird, erwarte ich doch schon ein wenig Benutzbarkeit.

Meine Hardware ist das hier vorgestellte HP EliteBook. Ich habe also eine Intel Onboard Grafik (Comet Lake) und damit alles andere als irgendwas Exotisches oder gar proprietäre Treiber.

Nachdem Plasma 5.21 nun für Arch Linux ausgerollt wurde, habe ich heute die Gelegenheit ergriffen und mal ein Update gemacht und auch mal wieder die Wayland Session gestartet.

Das Experiment dauerte keine 5 Minuten. Der Desktop startet zwar, aber KMail ist unbenutzbar. Grafik-Artefakte, keine Größenveränderung des Fensters möglich – Ende des Experiments.

Für mich war KDE mal eine hochgradig integrierte Software-Sammlung – das war die Stärke von KDE gegenüber z. B. einer losen Zusammenstellung von MATE, Thunderbird & Co. KDE scheint mit seiner Markenstrategie auch die Verantwortung für die Applications abgeben zu wollen. Was echt nett ist, weil es außer Kontact keine PIM-Suite für KDE gibt. Oder hat jemand mal Kube in freier Wildbahn gesehen?

Rein Marken-technisch haben die Entwickler vielleicht recht, wenn sie ihre Ankündigungen nur auf bestimmte Produkte beziehen – also von Wayland-Support reden und wirklich nur den Plasma-Desktop meinen. Helfen wird es ihnen in der Öffentlichkeit nicht. Die schreibt nämlich immer noch erstaunlich oft von KDE 5 und meint damit mehr als nur den Desktop.

Nebenbei gelang es mir auch nicht einen Hauptmonitor zu definieren, aber da ich sowieso nicht vorhatte, die Wayland-Session weiter zu nutzen (ohne E-Mail Programme und PIM Suite bringt das ja nichts) bin ich da nicht weiter ins Detail gegangen.

Mal sehen, wie oft man noch in Ankündigungen enorme Fortschritte hin zu erstklassigem Wayland-Support lesen darf, bevor man das wirklich nutzen kann.

Ansonsten ist das neue Startmenü nett und das Farbschema wurde auch hübsch angepasst. Der neue Systemmonitor nimmt zwar den halben Screen ein und versteckte die Informationen in zig Untermenüs aber sieht auch nett aus. Hier hat man sich scheinbar vom Windows 10-Task Manager inspirieren lassen. Wirklich toll ist die Abkehr von den uralten Startscripten und der Wechsel auf systemd zum Starten der Plasma-Session. Diese Funktion hätte es mehr verdient, ins Schaufenster gestellt zu werden, als ein nicht funktionierender Wayland-Support.

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.
  1. Der Artikel spricht mir aus dem Herzen. Wayland geht mit KDE/Plasma einfach nicht vernünftig. Irgendwas ist immer kaputt. Aber auch ohne Wayland schleichen sich in KDE/Plasma immer wieder neue Fehler ein, die vorher nicht vorhnden waren. So ist jetzt in Plasma 5.21 ein OK-Button in manchen Seiten in den Systemeinstellungen ganz unten rechts ohne Abstand zu den Fensterrändern unten und rechts verschoben worden. Gucken sich die Entwickler nicht an, was sie machen? Wozu ist der überhaupt verschoben, war doch vorher nicht? Von dem unergonomisch gewordenen Startmenü ganz zu schweigen – wer denkt sich sowas aus?

    • Ja die VDG (Visual Design Group) irrlichtert oft ganz schön durch die Gegend. Aktionismus ersetzt hier allzu oft Expertise und sorgfältige Planung. Da könnte man locker eine Sammlung der 10 schlimmsten Design-Unfälle machen. KDE war hier noch nie so stringent wie GNOME oder elementary OS aber das ist in den letzten Jahren nochmal viel schlimmer geworden. Gefühlt machen die VDG-Mitglieder einfach was sie in dem Moment gerade hübsch finden.

  2. Dein jammern gegenüber dem Linux-Desktop ist auf Dauer schon ermüdend. Früher habe ich bei dir auch mehr über Sicherheit der Systeme lesen. Ich schaue nicht oft rein, aber dein Blog ist für mich langsam zu deinem Kummerkasten geworden.

    Ich bin mit dem Linux-Desktop auch unzufrieden. Was habe ich gemacht? Es abgesägt. Es ist ein interessantes System und hin und wieder schaue ich es mir in VirtualBox an. Dann wiederum weiß ich, warum ich es nicht installieren möchte. Was habe ich dadurch gewonnen? Meine Freiheit und meine Freizeit.

    Freiheit, weil ich ungezwungen entscheiden kann. Freizeit, weil ich mit Dingen nicht rum schlagen, die eigentlich funktionieren sollten. Ich kann die Zeit zum Beispiel in Entwicklung von OSS stecken und damit Spaß haben. OSS geht auch außerhalb von Linux, sehr Gut. Für mich sogar deutlich besser.

    Mfg Abbc

    • Ich finde das ein bisschen ungerecht bzw. ist das wohl primär deine Wahrnehmung oder deine selektive Auswahl, dessen was du hier liest. Um sicher zu gehen habe ich gerade eben mal schnell die letzten 10 Blogposts gelistet:

      1. Google Tracking
      2. NetGuard
      3. Wayland und Plasma
      4. First Party Isolation Firefox
      5. Synology DSM
      6. Linux-Distributionen in Zukunft?
      7. Cloud-Speicher Verschlüsselung
      8. YubiKey Software
      9. YubiKey KeePass
      10. Kommentar zu Brave und Tor

      Nur 2 davon befassen sich mit Linux im Allgemeinen. Der Artikel zu Linux-Distributionen war auch eher eine Zustandsbeschreibung und ein Gedankenspiel für die zukünftige Entwicklung.

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