Tracking ist ein Phänomen, das meistens mit der Werbeindustrie und dem Internet in Verbindung gebracht wird. Das Phänomen betrifft jedoch auf Apps auf Mobilplattformen und immer mehr auch den Desktop. Litte Snitch zeigt das wahre Ausmaß auf dem Mac.
Dieser Artikel ist Teil einer Serie:
- Tracking – Entwickler müssen lernen Maß zu halten
- Tracking – Open Source und alles gut? Eher nicht!
- Tracking – Wer Informationen haben will muss investieren
- Tracking – Rückmeldungen zur Datenerhebung
Dier Netzwerkverkehr hiesiger Systeme wird mittels Little Snitch gefiltert (siehe: Little Snitch 4 – macOS-Traffic im Blick). Nicht weil man damit ausgefeilte Schadsoftware bekämpfen kann – diese weiß sich schließlich zu tarnen – sondern, weil die kleine Petze jene Entwicklersünden aufzeigt um die es hier gehen soll.
Ausgefeiltes Tracking ist vor allem ein Internetphänomen (siehe: Tracking – Wenn dein eigener Browser dich verfolgt und allgemein Aktivitäten im Internet schützen) aber weil die Module leicht zu integrieren sind, greifen immer mehr Entwickler auf diese zurück. Im mobilen Bereich zeigt Exodus das Ausmaß der Verfolgung. Neben zahlreichen Verbindungen zu sozialen Netzwerken & Co wird gerne auf Analysetools zur Statistikerhebung und s. g. Tool zum “crash reporting” verwendet. Das ganze hat grenzenlose Ausmaße angenommen, manche Apps integrieren gleich mehrere dieser Tools.
“Crash reporting“, also zu deutsch in etwa Absturzbericht, hört sich wunderbar technisch an und der unbedarfte Nutzer mag da einen Sinn hinter sehen. Die meisten dieser Werkzeuge können aber viel mehr. Verbreitung und Nutzungsdaten lassen sich damit mühelos erfassen. Viele verbreitete Dienste wie beispielsweise Crashlytics oder HockeyApp gehören zudem zu großen IT-Konzernen und reichern potenziell deren Datenpool an. Die Kaufpreise hat man ja nicht umsonst investiert.
Auf dem Desktop kann man sich mittels Werkzeuge wie Little Snitch oder auch einem Pi-Hole gegen viele dieser Spionagewerkzeuge schützen, mobil sieht das ganz anders aus. Insbesondere bei mobilen Datenübertragungen sind auf den hochgradig geschlossenen Systemen den Kontrollmöglichkeiten enge Grenzen gesetzt.
Natürlich kann man nachvollziehen, dass App-Entwickler Daten haben wollen um ihre Entwicklung benutzerorientiert voran zu treiben. Aber ist es so schwer in den Einstellungen ein Opt-out anzubieten? Hier fehlt jedes Problembewusstsein bei den Entwicklern. Daten werden erhoben, weil man es kann, weil die Dienste nichts kosten und weil die Entwicklungsbausteine verfügbar sind. Benutzerinteressen spielen keine Rolle.
Man sollte dabei auch nicht dem Glauben erliegen, dass dieses Problem nur Apps und Programme betrifft, die eh kein vernunftbegabter Anwender nutzt. Die jüngst bekannt gewordene Datenerhebung durch den – bisher als vertrauenswürdig – bekannten Messenger Wire (siehe: Verschlüsselte (Video-)Kommunikation mit Wire) zeigt das Ausmaß der laxen Handhabung des Themas bei vielen Entwicklern. Unter macOS haben zahlreiche Apps solche Tracker integriert, auf den hier vorhandenen Systemen geschätzt ein Drittel der Drittprogramme. Im mobilen Bereich sieht das noch viel schlimmer aus. Interessant wäre hier mal Linux unter die Lupe zu nehmen.