Wire gibt es seit 2014 und seit 2016 sind Software und Werkzeuge Open Source. Besonders vertrauenswürdig ist der Anbieter, weil man sich 2017 einer externe Sicherheitsüberprüfung unterzogen und diese auch keine größeren Schwachpunkte zum Vorschein gebracht hat.
Wire steht plattformübergreifend zur Verfügung. Es existieren Apps für Linux, macOS und Windows, sowie im mobilen Bereich für iOS und Android. Zudem kann theoretisch jeder WebRTC-fähige Browser genutzt werden, d.h. auf jeden Fall Chrome/Chromium, Firefox, Edge und Opera.
Alternativen
Die marktbeherrschende Stellung hat mutmaßlich immer noch Skype, das inzwischen zu Microsoft gehört. „Skypen“ wird inzwischen Synonym zu videotelefonieren verwendet und hat es zwischenzeitlich auch in den Duden geschafft. Zweifel ob Skype sich für sensible Kommunikation eignet gab es schon länger, aber seit 2013 ist bekannt, dass Microsoft Nachrichten in Skype automatisch analysiert. Spätestens seit der NSA-Affäre muss man solche Techniken auch in einem ganz anderen Licht sehen.
Bekannte Alternativangebote halten sich in Grenzen. Mozilla hatte mit „Hello“ eine zeitlang einen WebRTC-basierten Dienst im Portfolio – dieser ist jedoch inzwischen wieder eingestellt. Google Hangouts schließt sich von selbst aus, da man sich damit in die Hände der größten Datensammelstelle im Internet begibt. Datenschutz und Google sind meiner Meinung nach unüberbrückbare Gegensätze – schon bedingt durch das werbebasierte Geschäftsmodell.
Wire
WebRTC als Technologie ist jedoch deshalb nicht tot. Es gibt zahlreiche kleine und mittlere Anbieter. Besondere Aufmerksamkeit hat in letzter Zeit der Schweizer Anbieter Wire erregt. Den Messenger gibt es seit 2014 und seit 2016 sind Software und Werkzeuge Open Source. Besonders vertrauenswürdig ist der Anbieter, weil man sich 2017 einer externe Sicherheitsüberprüfung unterzogen und diese auch keine größeren Schwachpunkte zum Vorschein gebracht hat. Wire arbeitet mit der gleichen Verschlüsselung wie Signal – dem so genannten Axolotl-Protokoll – das man laut offizieller Verlautbarung noch zusätzlich angepasst hat. Allerdings enthalten die offiziellen Apps wohl einige proprietäre Bibliotheken, wer also wirklich nur die OSS-Bestandteile nutzen möchte muss selber bauen.
In der Summe gehört Wire aber zu den vertrauenswürdigeren Anbietern – zumal die Entwickler für Sicherheits- und Datenschutzaspekte in der Vergangenheit ein offenes Ohr hatten Es gibt zwar Protokolle/Programme wie z.B. Jitsi oder tox, die stärker durch die Open Source Szene gepusht werden und ein offeneres Entwicklungsmodell haben. Allerdings haben diese Programme teilweise noch keinen offiziellen Security-Audit absolviert oder sind noch nicht hinreichend stabil. Die Sicherheit leitet sich hier also eher vom allgemeinen Vertrauen in communitybasierte Open-Source-Software her, als von harten Fakten.
Für Wire spricht außerdem, dass es wirklich plattformübergreifend einsetzbar ist. Es stehen Apps für Linux, macOS und Windows zur Verfügung, sowie im mobilen Bereich für iOS und Android. Zudem kann theoretisch jeder WebRTC-fähige Browser genutzt werden, d.h. auf jeden Fall Chrome/Chromium, Firefox, Edge und Opera. Die macOS- und Windows-Apps nutzen dabei das Electron-Framework, können also als Browser-Wrapper bezeichnet werden.
Installation und Einrichtung
Die Installation erfolgt je nach Plattform unterschiedlich. Binaries stehen für alle unterstützten Plattformen zur Verfügung. In den großen App Stores von iOS/macOS sowie Google Play ist Wire verfügbar. Nach der Installation muss ein Benutzerkonto angelegt werden. Hierzu werden Name (nicht zwingend Vor- und/oder Zuname), E-Mail Adresse und Passwort abgefragt. Die E-Mail Adresse muss nach der Registrierung noch wie üblich bestätigt werden. Über die mobilen Apps kann man sich wohl auch mit der Mobilfunknummer registrieren – das wurde hier nicht getestet.
Nach der Einrichtung präsentiert sich die sehr einfach gehaltene Oberfläche. Man kann das eigene Adressbuch mit Wire abgleichen, sollte aber meiner Meinung nach aus Gründen des Datenschutzes darauf verzichten. Über die Benutzernamen kontaktiert man andere Wire-Nutzer. In einigen Tests funktionierte die Videotelefonie sehr stabil und zeichnete sich durch eine gute Qualität aus. Auch optisch macht die App was her – für manche ist das von nicht geringer Bedeutung.
Zur Zeit finanziert sich Wire über Venture-Kapital, in Zukunft möchte man mit Premium-Funktionen Geld verdienen. Ob sich Wire dann im hart umkämpften mobilen Messengermarkt eine profitable Nische erkämpfen kann, wird die Zukunft zeigen. Hier tummeln sich neben den großen Datenschleudern Messengern bereits einige sichere Alternativen. Die konsequente plattformübergreifende Aufstellung, sowie die Verzahnung klassischer Messengerfunktionen mit Videotelefonie & Co, sowie die parallele Ausrichtung auf den Desktop lassen einen jedoch hoffen.