EQT nimmt SUSE von der Börse

SUSE ist mal wieder in schwerem Fahrwasser. Gut zwei Jahre nach dem Börsenstart kauft EQT die Kleinanleger voraussichtlich am Oktober raus und nimmt SUSE wieder von der Börse.

Der Aktienkurs war schon länger sehr schwach und auch die Zahlen sprachen nicht für sich. Ich wundere mich immer wieder, wie ein Unternehmen mit einer soliden Kundenbasis und Linux-Know-how in Zeiten der allgegenwärtigen Digitalisierung keine Erfolgsstory sein kann.

SUSE befindet sich mitten im Umbau. Das Enterprise-System soll auf ALP umgestellt werden, wobei es da auch widersprüchliche Signale gibt und die Zukunft von openSUSE ist noch unklar. Daneben bandelt man irgendwie mit enttäuschten Red Hat-Kunden an, aber das System dahinter versteht niemand so recht.

Der Plan von EQT ist unklar. Sie müssen bis 2028 etwas mit SUSE machen, weil der Fonds dann ausläuft. Ursprünglich gingen die meisten davon aus, dass der Börsengang von SUSE die Vorbereitung für einen Komplettverkauf sei. Angesichts des sinkenden Aktienkurses hat EQT aber schon vor einiger Zeit davon Abstand genommen, weitere Anteile an den Markt zu bringen. Die ursprüngliche Monetarisierungsstrategie ist also gescheitert und mit dem Rückkauf versucht man nun offenbar, neue Handlungsoptionen zu eröffnen. Man darf gespannt sein, was sie als nächstes vorhaben.

Bezahlen muss das Ganze natürlich SUSE selbst – wie im Private-Equity-Geschäft üblich. Das Unternehmen nimmt also zusätzliche Schulden auf, um den Rückkauf zu finanzieren. Geld, das bei einer möglichen Neuausrichtung und strategischen Weiterentwicklung sicherlich fehlen wird.

Keine gute Entwicklung für Linux insgesamt. Die Perspektive von Red Hat ist unklar und mit SUSE wackelt eine der letzten originären Linux-Firmen. Zwar gibt es in der deutschsprachigen Linux-Community viele SUSE-Feinde, die der Firma irgendwelchen Kram von vor 20 Jahren nachtragen (was angesichts einer zunehmend überalterten Community immer häufiger zu beobachten ist), aber eigentlich kann niemand wollen, dass mit SUSE eine weitere Säule der Linux-Entwicklung wegbricht.


Der Transparenz halber: Ich persönlich habe damals zwei Aktien zum Spaß gekauft. Wenn ich sie zum angekündigten Preis zurückkaufe, mache ich 29 € Verlust.

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