Viele sprechen und schreiben immer von “der” Linux Community, aber wenn man näher hinsieht, zerfällt die Community eigentlich in zwei bzw. drei gänzlich unterschiedliche Hauptgruppen. Das sollte man berücksichtigen, wenn man über Akzeptanz und Entwicklung nachdenkt.
Das Kernproblem beim Verfassen eines solchen Artikels ist der eklatante Mangel an belastbaren Zahlen. Das liegt zum einen an Datenschutz-/Privacy-Vorbehalten, aber vermutlich wollen manche Projekte die Wahrheit gar nicht so genau wissen. Irgendjemand wird sicher in den Kommentaren sinngemäß schreiben, dass das in seinem Umfeld natürlich ganz anders sei. Aber Binnenwahrnehmungen haben selten etwas mit den realen Verhältnissen zu tun. Die AfD skandiert ja auch bei 10 % noch Wir sind das Volk, weil ihre Anhänger in ihren Blasen die Mehrheit stellen.
Einen genaueren Blick auf die Community zu nehmen ist aber sinnvoll, um interne Diskussionsprozesse besser gewichten zu können und manche Entwicklungen zu verstehen. Simplifiziert geht es um die Frage: Warum ist Ubuntu mit GNOME (und demnächst Snaps) so erfolgreich, wenn die Mehrheit der Kommentatoren in Foren und Blogs diese Konstruktion ablehnt.
Das Thema Mehrheiten, Minderheiten und die Abläufe von Diskussionsprozessen interessiert mich schon länger, weil in meiner Wahrnehmung Teile der Community das Potenzial haben, in etwas abzurutschen, was momentan gerne als “toxisches Umfeld” beschrieben wird.
Das wiederum halte ich für fatal, weil es eine kritische Größe gibt, ab der eine Community in die Bedeutungslosigkeit abrutscht (oder dieser nie entwächst) und dann immer weniger Berücksichtigung durch Dritte gibt. BSD wäre hier ein Beispiel. Linux ist als Baustein für den Schutz der Privatsphäre oder des Datenschutzes im individuellen IT-Bereich für die “digitale Selbstverteidigung” zu wichtig, um diese Tendenzen bedeutungslos zu finden.
Gruppe 1: Linux im Mainstream
Die erste große Gruppe sind die Masse der Anwender von Linux als Desktopsystem. Dazu hatte ich mich hier schon mal geäußert. Die Masse der Linux-Anwender verteilt sich auf ein paar wenige Distributionen und nutzt primär Software einer Handvoll Projekte.
Die große Mehrheit der Linux-Anwender nutzt Ubuntu, eines der offiziellen Derivate (Kubuntu, Xubuntu, Lubuntu usw.) oder einen der inoffiziellen Abkömmlinge (Linux Mint, elementary OS, Pop!_OS usw.). Es gibt dazu keine belastbaren Zahlen, aber Hinweise. Dazu gehören die von Canonical publizierten 25 Millionen aber auch die Größe der Communitys, die Rezeption in den Medien und die Unterstützung durch Anbieter proprietärer Programme. Ergänzend kann man sich die Ergebnisse der Steam Hardware Survey ansehen, die man aber nicht überbewerten darf, weil Gaming nur ein Segment des Linux-Desktops ist und aktuelle Treiber hier eine überproportional große Rolle spielen. Insgesamt ergibt sich ein ziemlich stimmiges Bild.
Über die internen Verteilungen möchte ich nicht ausführlich mutmaßen, aber durchaus denkbar, dass Linux Mint hier bereits vor der Stammdistribution Ubuntu liegt. Da die meisten der offiziellen und inoffiziellen Derivate direkt auf die Ubuntu LTS aufsetzen, kann man konstatieren, dass die große Mehrheit der Anwender eine LTS-Distribution nutzt. Entsprechend sind viele (proprietäre) Drittanbieter-Programme vor allem für Ubuntu LTS getestet.
Den Desktopzahlen bin ich bereits mal auf den Grund gegangen. Es gibt viel Auswahl, aber letztlich nutzt eine große Gruppe GNOME, direkt gefolgt von KDE Plasma. Danach kommen dann die kleineren Desktopumgebungen mit Marktanteilen im einstelligen oder niedrigen zweistelligen Bereich.
Installationen von Programmen nehmen diese Anwendergruppen über die von der Distribution vorgegebenen Wege vor. Das bedeutet grafische Oberflächen für Paketinstallationen und App Stores. Auf der Kommandozeile werden lediglich Dreizeiler aus dem Internet per C&P eingefügt, um ggf. PPAs für neuere Versionen einzufügen. Ob das Programm als DEB, Snap, Flatpak oder AppImage kommt, ist dieser Anwendergruppe egal – so lange es funktioniert.
Diese Community-Gruppe sollte man nicht als DAUs abstempeln oder als anspruchslose Nutzer. Mir fallen spontan gleich einige Entwickler und Systemadministratoren ein, deren Arbeitsgeräte ziemlich langweilige Ubuntu 20.04 Systeme ohne größere Anpassungen sind. Man arbeitet schließlich mit dem System und nicht am System.
Diese Gruppe ist zudem extrem wichtig, weil sie die Masse der Anwender stellt und verhindert, dass Linux am Desktop auf das Bedeutungsniveau von BSD absackt. Dank dieser Gruppe gibt es für Linux inzwischen selbstverständlich Clientprogramme für wichtige Dienste wie Zoom oder Teams. Das sah vor 15 Jahren noch ganz anders aus und ist eine Folge der Popularität von Ubuntu und der damit einhergehenden Standardisierung dessen, was gemeinhin als “Linux-Desktop” begriffen wird.
Die Gruppe nimmt aber naturgemäß kaum Teil an irgendwelchen Diskussionen zur Weiterentwicklung von Linux. Normale macOS-Nutzer kommentieren schließlich auch nicht die Apple-Entwicklungen in irgendwelchen Foren. Die Gruppe fällt eher als träge Masse auf, die bei langanhaltenden Fehlentwicklungen oder durch gruppendynamische Prozesse von Distribution A zu Distribution B wandert. Diese Gruppe ist aber ziemlich tolerant gegenüber neuen Entwicklungen. Das kann man z. B. am Prozess GNOME 2 zu Unity zu GNOME Shell bei Ubuntu sehen, die meistens ausweislich der Zahlen einfach mit vollzogen wurde.
Gruppe 2: Lautstarke Minderheiten
Linux bietet unendlich Möglichkeiten. Die meisten Anwender arbeiten aber mit einem Standardsetup mit GNOME oder KDE Plasma und damit einem ähnlichen Aufbau, wie dem “Ubuntu-Mainstream” und Partizipieren zumindest passiv an der Entwicklung. Andere Anwender schwören auf die Anpassbarkeit von Xfce, MATE oder irgendwelchen Openbox-Konstruktionen. Also jener Bereiche, bei denen Weiterentwicklungen nicht oder nur sehr langsam Einzug halten. Gerne auf demonstrativ veralteter Hardware, um die Genügsamkeit von Linux unter Beweis zu stellen und unter Verweigerung moderner “Trends” wie Cloud oder Smartphone. Diese Anwender bringen ihre Minderheiteninteressen oft sehr offensiv in Debatten ein.
Exotische Setups gehen meist mit exotischen Distributionen einher. Exotisch bedeutet hier tatsächlich alles abseits des Ubuntu-Universums denn die Nutzungszahlen aller anderen Distributionen liegen (mutmaßlich) weiter hinter der “Ubuntu-Familie”. Hier haben wir aber noch viel weniger Zahlen. Für openSUSE Tumbleweed wurden 2016 mal 60.000 aktive Installationen bekannt gegeben, vermutlich sind das inzwischen ein paar mehr, aber es wird hier keine Millionen-Sprünge gegeben haben. Ich mag openSUSE, aber so viel Ehrlichkeit und Reflexionsvermögen sollte man als Kommentator haben. Fedora hat zwar 2019 Anstalten unternommen seine Benutzer zu zählen, aber Ergebnisse gibt es bisher nicht, die Verbreitung kann ich schwer schätzen, weil es hier erhebliche regionale Unterschiede zwischen Europa und den USA geben kann. Debian mag für das Gesamt-Ökosystem eine tragende Rolle spielen und im Server-Segment wichtig sein, Desktop-Installationen machen nach den Popcon-Zahlen nur eine Minderheit aus. Bei den Nicht-stabilen Distributionen spielt bestenfalls Manjaro und Arch eine nennenswerte Rolle, wie man auch der Steam Survey entnehmen kann.
Natürlich kann man nicht alle Distributionen über einen Kamm scheren, aber gemessen an der “Ubuntu-Familie” haben sie alle eher kleine Benutzerzahlen. Man kann nämlich getrost bezweifeln, dass diese Distributionen auf die Millionen-Basis kommen, die Ubuntu für sich veranschlagt. Ansonsten würden beispielsweise die wenigen Mirror-Server andauernd in die Knie gehen. Alles andere läuft sowieso unter “ferner liefen”.
Hier bildet sich dann der Kern dessen, was ich als Gruppe 2 betrachte. Diese Gruppe hat sich mit dem System Linux wie es aktuell ist, sehr gut eingerichtet und benötigt keine Veränderung. Sie sieht keine Probleme und hat deshalb keinen Bedarf an wirklicher Entwicklung jenseits kosmetischer Pflege. Teile der Gruppe bekämpfen jedwede Veränderung geradezu aggressiv, weil sie es als Angriff auf ihr liebgewonnenes System wahrnehmen.
Das liegt auch daran, dass die Gruppe glaubt die Wahrheit gepachtet zu haben. Sie verwendet deshalb zur Begründung ihrer Positionen gerne die “Unix-Philosophie” oder das “KISS-Prinzip”, um missliebige Entwicklungen zu diskreditieren.
In den Foren und Kommentarspalten machen diese Anwender aber einen überproportional großen Anteil aus. Auch in den Communitys der oben genannten Distributionen. Zum Problem wird das, wenn subjektive Äußerungen sich nicht mehr in Deckung mit Fakten bringen lassen. Stabile LTS-Distributionen verteufeln diese “Supporter” bei jeder Gelegenheit (Beispiel hier) oder Snaps und Flatpaks werden mit Argumenten an der Schwelle von Unkenntnis zu Fake News bekämpft (Beispiele in den Kommentaren hier). Die überproportionale Präsenz in Foren und Kommentarspalten verleitet Gruppe 2 oft dazu zu glauben, sie wären “die Community” oder von besonderer Relevanz für die Community.
Gruppe 3: Dort wo wie Entwicklung passiert (Red Hat)
Gruppe 2 hält sich zwar für sehr wichtig (sieht man daran, dass in den verlinkten Kommentaren von “Akzeptanz in der Community” die Rede ist, wo eher die eigene Blase gemeint wird) ist es aber eigentlich nicht. Das wird wieder einige furchtbar aufregen, aber wer hier kommentiert, soll bitte gleich die letzte Innovation listen, die diese Gruppe hervorgebracht hat. Die Wünsche von exotischen Nutzern mit hochgradig individuell konfigurierten Linux-Setups sind einfach zu irrelevant im Hinblick auf die Marktanteile.
Die Entwicklung passiert bei Red Hat und hier vor allem im Testballon Fedora. Eine Zusammenfassung konnte man jüngst hier lesen. Ein wenig steuern noch SUSE und Canonical bei. Konkrete Projekte als Beispiele wären der usr-merge samt daraus hervorgehenden Möglichkeiten, alles rund um systemd, Pulseaudio, Pipewire, Desktop-Entwicklung im GNOME-Umfeld, Gedanken über Distributionen der Zukunft, Flatpaks und schließlich noch kpatch, um eine für Server relevante Funktion zu nennen. Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Diese Gruppe wird zwar regelmäßig von Gruppe 2 angepöbelt (kann man bei jedem Aufschlag von Lennart Poettering erleben) aber arbeitet trotzdem weiter an Linux. Ab einer gewissen Reife landen diese Entwicklungsergebnisse über Ubuntu dann bei der Masse der Anwender. Gruppe 2 zieht irgendwann mal nach oder nicht, kann man dann in internen Abstimmungsprozessen bei z. B. Debian nachverfolgen.
Zusammengefasst
Wichtig ist, was Gruppe 3 macht und wie Gruppe 1 darauf reagiert. Die zweite Gruppe führt zwar ihre lautstarken Binnendiskurse, geriert sich als Semi-Profis, wird aber von allen ernst zu nehmenden Entwicklern inzwischen ganz offenkundig ignoriert.
Noch arbeiten alle Gruppen letztlich mit dem gleichen Linux-System, aber je schneller die Entwicklung voranschreitet und je mehr sich Gruppe 2 dem verweigert, desto eher kann hier eine wirkliche Spaltung eintreten. Die Frage, ob die Lieblingsprojekte von Gruppe 2 den Sprung auf aktuelle Technologien wie Wayland schaffen, ist noch nicht beantwortet. Die sukzessive Verbreitung von Flatpaks oder Snaps bei Mainstream-Distributionen und Drittanbieter-Software wird hartnäckige Verweigerer zudem weiter isolieren.
Die Frage ist allerdings, wie sehr Gruppe 2 mit ihrer Ablehnung, undifferenzierter Ablehnung und partiellem Hass die Community so sehr vergiftet, das Linux insgesamt Schaden nimmt. Öffentliche Diskussionsprozesse über Veränderungen sind gegenwärtig bereits fast unmöglich, weil Akteure von Gruppe 2 jede konstruktive Diskussion sabotieren.
In diesem Sinne sollte jeder mal darüber nachdenken, wo er sich positioniert, welcher Gruppe er sich zuordnet, mit welchen Argumenten er sich beschäftigt und ob er vielleicht Nischenmeinungen reproduziert.
Ich sehe das ähnlich wie du und ich bin der Ansicht, daß jede(r) das Linux nutzen soll, daß ihm/ihr am ehesten zusagt. Nach langer Suche bin ich bei Debian geblieben. Freunde von mir schwören hingegen auf Fedora, Ubuntu, Linux Mint, etc. Ich bin da offen und tolerant – es gibt KEIN “richtiges” oder “falsches” Linux. Und ideologische Grabenkämpfe innerhalb der Linux Community finde ich mittlerweile einfach nur noch lächerlich. Wie gesagt, jede(r) soll mit dem glücklich und zufrieden sein, was er oder sie hat. Punkt und Ende der Diskussion. 😉
Danke für diesen Artikel. Ich hatte schon überlegt einen ähnlichen Artikel, der aber mehr in Richtung der einzelnen Distributionen geht, zu schreiben.
Du hast absolut recht mit deiner Meinung. Es ist im Grunde wie gerade überall im Netz. Viele leben in einer Blase und denken die Meinung ihrer Blase stellt die Mehrheitsmeinung dar. Zum Problem wird dass vor allem dann, wenn Medien die Meinung dieser Blase aufgreifen und der lautstarken Minderheit eine Gleichstellung mit der Mehrheitsmeinung/den Fakten/dem wissenschafftlichen Konsens verschaffen. Sehr gut kann man das an der Coronapandemie und dem Klimawandel sehen.
Ich könnte noch ein Beispiel für deinen Artikel anführen:
https://forum.ubuntuusers.de/topic/firefox-bald-auch-nur-noch-als-snap/
Aktuell sind fast nur noch persönliche Anfeindungen in diesem Thread zu finden. Fakten? Fehlanzeige.
“Lautstarke Minderheiten” oder, wie ich es nenne, Nutzer von Linux auf dem Desktop.
Naja, eben nicht. Das ist ja genau das, worum es hier geht. Die obskure schweigende Mehrheit, die immer alle für ihre Meinung beanspruchen.
Auf der einen Seite wird sich immer gewundert, warum die Leute weiter Windows benutzen, auf der anderen Seite wird aber alles blockiert, verteufelt und abgelehnt, was eine Distribution mehrheitstauglich macht.
Aber machen wir uns nichts vor. Mit dem Microsoft Store hat Windows bereits heute eine Art Paketmanager. Die “Appifikation” und Monopolisierung von Programmen und Drittsoftware ist über Smartphone Appstores, Microsoft Store, Steam und Epic bereits so weit vorangeschritten, dass der Unterschied irgendwann nur noch in der Optik liegt. Danach entscheidet der Durchschnittsuser doch heute schon. Was da im Hintergrund passiert ist den Leuten so lange egal, wie es keine Probleme macht. Nur wollen die lauten Minderheiten das nicht verstehen und reklamieren die schweigende Mehrheit für sich.
Noch ein Nachtrag: Ich bin aber auch skeptisch, was zB Snaps oder Flatpaks betrifft. Ich mag beides nicht, obwohl mir der Sinn dahinter schon einleuchtet, aber die Art und Weise, wie das jetzt dem Nutzer förmlich “aufgezwungen” wird (wie im Falle von Ubuntu) stößt bei mir schon sehr negativ auf. So lange Snaps noch derart langsam und träge ist und mit sovielen Abhängigkeiten verbunden ist und die Software dadurch unglaublich groß wird, ist es für mich keine “Alternative”. Ähnlich auch mit Flatpak, was aber wohl besser zu funktionieren scheint.
Der Unterschied ist halt, ob man dieses oder jenes nicht mag, für noch nicht ausgereift hält oder selbst nicht nutzen möchte, oder ob man sich hinstellt und herum pöbelt, die Entwickler angreift oder sagt “niemand braucht das”.
Ich persönlich nutze ja auch openSUSE mit Pantheon Desktop, gehöre also definitiv nicht zu Gruppe 1. Ich bin mir aber bewusst wie speziell mein Setup ist und dass mein Nutzungsverhalten nicht die Mehrheit darstellt.
Ich halte Flatpaks und Snaps auch noch nicht für jeden Anwendungsfall für ausgereift, sondern teste ergebnisoffen. Diese Ergebnisoffenheit wünsche ich mir allgemein von der Community.
Kurz gesagt: Erst testen, dann kommentieren. Wer nicht testet, hält die Klappe.
Ich behaupte nicht, daß “niemand das braucht”, sondern ich finde, man sollte es dem Nutzer/in selbst überlassen, ob er/sie Snaps will oder nicht – ein Aufzwingen finde ich nicht gut. Es mag Leute geben, die Snaps toll finden – aber ich gehöre derzeit nicht dazu. Wie sich die Sache in 3-4 oder 5 Jahren entwickelt, kann ich jetzt noch nicht sagen. Vielleicht ändere ich ja in einigen Jahren meine Meinung gegenüber Snaps, derzeit aber mag ich das Zeugs nicht. Und ich weiß, daß viele Nutzer ähnlich denken, wie ich. Man kann eine Sache nicht gegen die Nutzer durchboxen, das hat noch nie funktioniert (und nur extrem selten).
Das war kein Vorwurf an dich! Bitte nicht falsch verstehen! Man kann nach einem Test immer der Meinung, dass das etwas noch nicht oder überhaupt nicht geeignet ist. Ich bezweifle nur, dass viele von den Kommentatoren überhaupt schon mal irgendwas getestet haben.
Aber um auf den Artikel zurück zu kommen: Nicht gegen “die User” durchboxen? Welche User denn? Die Kommentatoren unter Blogartikeln, oder in Foren oder die schweigende Masse, die noch nicht mal weiß, dass sie Snaps nutzt? 😉
Damit meine ich die User generell. Mir ist natürlich bewusst, daß der Nutzer andere Bedürfnisse, Fähigkeiten und Kenntnisse hat. Der eine will nur ein System das läuft und der andere widerrum will sehr tief in die Materie eintauchen, bis zum Ende des Kaninchenbaus. Jeder Mensch ist anders und hat halt andere Anforderungen und Bedürfnisse. Deshalb finde ich die derzeitige Linux-Vielfalt auch sehr gut, auch wenn diese für Neulinge eher verwirrend ist.
Es ist einfach, dem User die Wahl zu lassen. Mir bringt das gerade bei unerfahrenen nutzen nichts. Die kennen den Unterschied nicht und werden so ganz schnell davon abgeschreckt Linux zu nutzen.
Aufgezwungen wird es aber auch niemanden. Es steht dir frei dir nur die Quellpakete zu lassen und alles selbst zu compileren. Wenn man Ahnung hat ist das sogar die beste Lösung.
Ich habe ein uralt-Laptop, Pentium 166 MMX, 48 MB RAM und 30 MB Festplatte. Damit ich da ein Linux rauf bekommen könnte habe ich das gesamte System selbst compilert und die Abhängigkeiten selbst gewählt. Aber das kann und sollte man einen reinen Benutzer nicht zumuten. Schließlich will der Arbeiten und nicht 5 Tage damit verbringen das System einzurichten.
Das war für mich eigentlich eher eine Spielerei um zu sehen, ob ich es schaffe, ein Produktivsystem ist es schon wegen der langsamen Umgebung nicht…
Allerdings bin ich von Snaps sich nicht so Recht überzeugt. Ich verstehe aber warum es sie gibt.
Ich benutze deshalb kein Ubuntu sondern Debian.
nachdem ich linux vor 2000 bereits produktiv im serverbetrieb eingesetzt habe (vorwiegend aus kostengruenden) habe ich ‘erst’ 2013 vollstaendig auf linux als dektop umgestellt. den ‘schmerzfreien’ uebergang habe ich durch einsatz von foss zuerst auf windows erreicht. abgesehen von wenigen bereichen (zb. cad) koennen sehr viele professionelle anwendungsbereiche heutzutage mit ausreichend entwickelten anwendungen durchgefuehrt werden. experimentiellen entwicklungen versuche ich grossraeumig auszuweichen und setze auf erprobtes und stabiles. besonders die DE entwicklung halte ich fuer groesstenteils resourcenverschwendung und verstehe nicht warum entwickler versuchen die fehlentwicklung der major-de’s nachzumachen. ich verwende MATE welches alles kann, dass ich von einem desktop erwarte und bestreite, dass ‘modernere’ DE’s produktiver sind.
ich verwende linux mint weil es meinerseits die geringsten anpassungen erfordert, aeusserst stabil ist und es sehr viele anwendungen dafuer gibt bzw. diese mit LM funktionieren. ich habe auch keine scheu kommerzielle anwendungen einzusetzen wenn dies notwendig ist (zz. nur fuer content-creation). ich zaehle mich zur gruppe 1 und denke, dass dies die ueberwiegende linux-user-base ist, wobei natuerlich viele anwender andere loesungen als ich einsetzen werden, jedoch so wie ich ihr hauptaugenmerk, auf einfache verwendung und stabilitaet richten, um einen produktiven einsatz zu gewaehrleiten. die kleine, dafuer umso lautere gruppe 2 halte ich fuer irrelevant. der gruppe 3 bin ich ebenso dankbar, wie distributionen wie eben LM die aus dem pool der (neu-)entwicklungen das brauchbare herausfischen um damit eine praxistauglich distribution zu gestalten.
Es gibt noch ne Gruppe, nämlich die der stillen Linux-Nutzer!
Das sind jene Menschen die sich nirgens melden und mit ihrem Rechner einfach nur arbeiten, surfen, oder Medien genießen, statt in Foren oder (a)sozialen Medien rum zu plärren!
Übrigends:
“Die AfD skandiert ja auch bei 10 % noch „Wir sind das Volk„.”
…sind das rund 8,5 Millionen Leute bei einer geschätzten Einwohnerzahl von 85 Millionen Bundesbürgern und damit auch ein Teil des Volkes
Sie sagen aber nicht “Wir sind ein Teil des Volkes” oder “Wir sind 10 % der Wahlberechtigten abzüglich der Nicht-Wähler” 😉
„Wir sind 10 % der Wahlberechtigten abzüglich der Nicht-Wähler“ kommt einem „Wir sind der verbitterte Rand der Gesellschaft“ doch sehr nahe.
Ich möchte nur erwähnen, dass KISS oder auch manche Prinzipien der Unix-Philosophie aus Sicht des Software-Engineering durchaus sinnvoll sind, um die Komplexität der Systeme in einem beherrschbaren Bereich zu halten. In Deinem Artikel verwendest Du diese Begriffe gefühlt ein wenig abwertend.
Ausserdem ist eine Distri wie Arch Linux nicht einfach nur exotisch, sondern ihre Entwickler tragen z.B. durch Mitarbeit am Projekt Reproducible Builds zu wichtigen Projekten bei. Und mitunter gibt es auch Kernel-Entwickler (z.B. Greg K-H), welche Arch Linux benutzen oder benutzt haben. Es sind also nicht nur “Semi-Profis”.
Der Artikel und alle Beiträge sind für mich nicht hilfreich. Ich kenne noch DOS und Windows von den Anfängen und suche nur eine Alternative zu Windows und das ist mir bisher nicht gelungen. Was von Linux so angeboten wird, habe ich meist ausprobiert und dabei ist mir die Plattform völlig egal, das System soll einfach nur unkompliziert funktionieren und das vermisse ich. M.E. fehlt ein Führer (aber nicht wie Adolf), der die Geschichte bündelt, alles Verwerbare zusammenfast und zu einer soliden Marktreife führt. Und dann kann es auch etwas kosten. So wie das Gewirr jetzt sich darstellt, wird es immer nur ein Nischeprodukt sein, wo jeder Interessierte seinem Affen Zucker geben kann.
Also, einen “Führer” gibt es unter Linux nicht, das würde auch den Freiheitsgedanken von GNU/Linux zuwiderlaufen. Es gibt zwar Linus Torvalds, er ist aber überwiegend für den Kernel zuständig und was die ganzen Distros daraus machen, darum kann und will er sich nicht kümmern, sonst käme er ja zu nichts mehr. Linux hat niemals den Anspruch erhoben, ein “Ersatz” für Windows zu sein, sondern nur eine Alternative zu dessen; das scheinen jedoch viele Leute einfach nicht zu begreifen, das hat u.a. auch mit patentrechtlichen Gründen zu tun. Wenn du einen fast identischen Windows-Klon willst, dann schaue dir mal Linuxfx an, aber auch da gibt es Unterschiede zu Windows.
@Irgendwer208
Ich glaube, du suchst keine Alternative zu Windows, sondern du willst nur ein Linux, das exakt wie Windows sein soll. Du hast offenbar nicht verstanden, daß Linux KEIN Windows ist – aber offenbar scheinst du das nicht begreifen zu wollen. Noch einmal langsam zum Mitschreiben: Linux ist NICHT Windows! Punkt. Wenn du ein Betriebssystem haben willst, das wie Windows sein soll, dann bleibe auch bitte bei Windows. Du kannst nicht beides haben, sondern musst dich schon für eine Sache entscheiden.
Er sucht ein “einfach funktionierendes System”. Wo sucht er ein Linux, das wie Windows sein soll?
Das ergibt sich doch schon allein aus seinem Text. Er sucht ein Linux, das aber ähnlich wie Windows sein soll, am besten genauso wie Windows. So habe ich es verstanden.
Ich habe jetzt alle Texte von Torsten gelesen und finde nicht das er ein Linux das genau so ist wie Windows. Er schreibt auch klar das Linux als eine Alternative zu Windows zu betrachten ist und da stimme ich ihm zu.
Der Torsten (und ich) haben nur auf “Irgentwer208” geantwortet. Wer Lesen kann, ist hier klar im Vorteil.
Hai z‘samm!
Ich find die Kategorien schlecht gewählt und es liest sich fast nur aus der Sicht der Marktwirtschaft. Wo ist GNU? Das macht bei Linux und bsd den wichtigsten Teil aus und da kommt sehr wenig von den großen. Freiheit ist ein Grundkonzept und da sieht man wenig von.
Wegen den communities schau mal wieder ins irc, da is noch mehr Beteiligung.
Ich kann nicht anders als etwas flapsig zu reagieren: GNU und IRC in einem Kommentar zeigt wie weit du von Gruppe 1 weg bist 😉
Die Bedeutung von GNU ist doch eher historisch. Mir ist natürlich klar, dass das Userland von Linux (bei BSD stimmt das nicht mal!) größtenteils von GNU kommt, aber was hat sich denn da zuletzt noch groß getan?
Android und ChromeOS kommen ohne GNU Userland wunderbar klar.
Ich würde die ganze Sache etwas freiheitlicher aus Richtung der Wirtschaft betrachten. 🙂 Es wird entwickelt, was die Firmen brauchen und für deren Implementierung sie bezahlen. Die Nutzung durch Privatanwender zählt da allenfalls nebenbei.
Ich sehe die Einteilung in Gruppen, die Du da vorgenommen hast, auch nicht so verbissen, ganz im Gegenteil; Eher fördert derlei Betrachtungsweise in meinen Augen die Spaltung.(Ketzerisch: Wo von eigentlich?)
Für mich gibt es mittlerweile keine große Gruppe mehr. Es sind viele Projekte mit ihren entsprechenden Communities. Aber die eine Linux-Anwendergruppe? Dafür gibt es zu viele Distributionen, zu viele Projekte und zuviele Anwender.
Und mal ehrlich: Wäre doch voll cool, wenn aus dem damaligen “elitären Linuxanwender” endlich ein ganz normaler Computeranwender geworden ist. Dann ist dieses System entweder richtig egal geworden oder Mainstream. 😀
Als Nutzer von openSUSE werde ich jetzt als lautstarke Minderheit abgestempelt. Ich würde eher den Autor dieses Blogs als lautstark bezeichnen. Menschen in irgendwelche Kategorien zu stecken hilft gar nicht. Ich nutze nämlich ausgiebig sowohl Flatpak als auch Snaps unter SUSE. Spotify wird z.B. offiziell nicht als RPM, sondern nur noch als Snap vertrieben. Und die Kompatibilität ist sogar noch mal deutlich besser als das von der Community bereitgestellte Flatpak. Einziger Nachteil ist das Sandboxing, das z.B. Integrationen in Chatprogramme (Matthias hört gerade …) zumindest in den Standardeinstellungen blockiert, aber das ist nur Spielerei, auf die man auch verzichten kann. Schließlich verwendet man keine Mainstream-Distribution und hat den Mund zu halten.
Lesen hilft:
“Viele Anwender dieser Distributionen benutzen diese mit GNOME oder KDE Plasma und damit einem ähnlichen Aufbau, wie dem „Ubuntu-Mainstream“. Man kann also auch mit den oben genannten Distributionen faktisch zu Gruppe 1 gehören.”