openSUSE Leap 15.4 wirft seine Schatten voraus

Einmal im Jahr aktualisiert openSUSE seinen stabilen Zweig. Die Veröffentlichung von Leap 15.4 ist für den 8. Juni 2022 geplant. Nichtsdestotrotz werden die ersten Bestandteile festgezurrt. Zeit für einen ersten Blick.

Es gibt vermutlich Hunderte Linux-Distributionen, aber nur wenige Distributoren bieten ihren Anwendern langfristigen Support. Denn diese umfangreichen Softwarekompilationen langfristig zu pflegen, ist eine harte und undankbare Aufgabe inmitten der sehr volatilen Linux-Entwicklung. Diese Distributionen werden gemeinhin als LTS (Long Term Support) oder Enterprise-Distributionen bezeichnet. Die neusten Entwicklungen bei Arch Linux mögen Redakteure irgendwelcher Onlinemedien interessieren, Slackware und Gentoo eingefleischte Fans haben. Die Masse setzt jedoch auf LTS-Distributionen von einigen wenigen populären Anbietern. Hier entscheidet sich, wie die Mehrheit Linux wahrnimmt.

In diesem Bereich hat man nicht viel Auswahl. Der Platzhirsch ist Ubuntu mit seinen offiziellen und inoffiziellen Derivaten. GNOME-Freunde können zudem noch auf RHEL und die Clone wie Alma Linux setzen. Debian nimmt sich auf dem Desktop als ernst zu nehmende Distribution meiner Meinung nach zunehmend aus dem Spiel. Bleibt noch openSUSE Leap, das seit dem vergangenen Frühjahr faktisch ein SUSE Linux Enterprise angereichert mit Zusatzpakete der Community ist.

Während Ubuntu alle zwei Jahre eine neue LTS-Distribution herausbringt, damit überlappende Releasezyklen bietet (bei Veröffentlichung der nächsten Version 22.04 erhalten die Vorgänger 20.04 und 18.04 noch Support) und dazu jeweils den aktuellen Stand der Linux-Entwicklung paketiert, folgen Red Hat und SUSE/openSUSE einem anderen Muster.

Sie bringen deutlich seltener eine neue Hauptversion heraus. Bei z. B. openSUSE Leap 15.4 steht die 15 für die Hauptversion. Dafür gibt es einmal im Jahr eine Aktualisierung, dafür steht die 4 hinter dem Punkt. Bei diesen Aktualisierungen dürfen keine umstürzenden Änderungen Einzug halten. Ein Wechsel des Init-Systems wäre beispielsweise einer Hauptversion vorbehalten. Es dürfen aber durchaus umfangreich Teile der Distribution aktualisiert werden. Den Anwendern bleiben dann einige Monate, um auf diese Minorversion zu aktualisieren, bevor die ältere Variante aus dem Support fällt. Nur bei Sprüngen in der Hauptversion werden teils längere Übergangszeiträume gewährt.

Die große Frage ist immer, wie viel und was genau die Entwickler bei den Minorversionen anpacken. Grundsätzlich versucht man im Gegensatz zu Debian relativ pragmatisch die Distribution wartbar zu halten. Das klappt bei zu alten Versionen oft nicht, da die entsprechende Unterstützung durch die Entwickler der enthaltenen Software fehlt.

Bei der letzten Aktualisierung 2021 auf openSUSE Leap 15.3 war man eher vorsichtig unterwegs, was mich schon sorgenvoll auf die kommende Version blicken ließ. Das war jedoch unbegründet. Der Kernel wird auf Linux 5.14 aktualisiert und systemd auf 249. Hinzu kommt mindestens GNOME 41 und seit heute ist auch klar, dass die kommende LTS von KDE Plasma 5.24 ebenfalls in openSUSE Leap 15.4 enthalten sein wird. Damit stärken die Entwickler die Distribution an den richtigen Stellen und machen sie einsatzbereit für ein weiteres Jahr.

Das ist umso bedeutender, da ein openSUSE Leap 16 nicht in Sicht ist und das Projekt deshalb mit einer Version 15.5 im Jahr 2023 plant.

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.
  1. Slackware hat auch einen LTS-Zweig, der diesmal ziemlich überzogen worden ist. Aber Slackware ist heute für viele Anwender eher aus der Zeit gefallen und auch zu technisch. Nichts desto trotz ist Slackware immer noch eine sehr gute Distribution und eine der wenigen die dem Anwender erlauben ihr ganz persönliches System zu haben.

    openSUSE ist ebenfalls eine sehr gute Distribution und ich finde es Schade das es eher wenig Verbreitung findet. Die Distribution ist sehr anpassungsfähig, sehr robust und zudem ein LTS. Die Software ist in der Regel auch aktueller als der übliche Ubuntu-Murks. Nicht selten besitzt auch ein neues Ubuntu, viel gammel Software das aktueller sein könnte. Da ist selbst Debian Stable moderner.

  2. openSUSE Leap wäre für mich unbedingt eine interessante alternative zu meinem auf dem Desktoprechner genutzten Debian Stable. Aber leider habe ich da immer, trotz studieren vieler Beschreibungen im Netz usw., beim Einrichten von Drucker und Scanner Probleme. Und das sind für mich elementare Funktionen, die bei anderen Distributionen (eben Debian und auch z.B. Fedora), fast von selbst klappen. Das verstehe ich nicht ganz, warum das nicht auch bei Suse so funktioniert?
    Dabei soll das ja mit HP (Envy5540) ja sogar relativ leiht sein.
    Also wenn da jemand einen Tipp hat, am Desktop wäre auch über USB möglich, dann wäre ich sehr dankbar und würde Leap mal gerne testen.

    • Ich verstehe ehrlich gesagt nicht mal, wo das Problem sein soll.

      Alle Systeme kochen hier nur mit Wasser. Die meisten Drucker arbeiten heute doch sowieso im CUPS Driverless Mode. Sogar mein fast 10 Jahre alter Brother Laserdrucker unterstützt das. Ein HP DeskJet macht auch unter keiner Distribution Probleme. Wenn die GUI Probleme macht halt localhost:631 verwenden.

      Bei Netzwerkdruckern muss man halt beachten, dass openSUSE standardmäßig mit aktivierter Firewall ausgeliefert wird. Hier muss man Avahi & Co vermutlich durchlassen. Für die Ersteinrichtung kann man die Firewall aber auch einfach deaktivieren, um die Probleme genauer einzugrenzen.

      • Es lag sicher an mir. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass viele Suse nutzen und bei jedem gab es solche Probleme. Aber ich habe z.B. den Drucker in den Einstellungen dann gehabt und auch als Standard setzen können. Dann eine Testseite drucken wollen, dann kommt die Meldung Auftrag gesendet, gleich danach fertiggestellt, gedruckt wurde aber gar nichts.
        Aber ich werde an meinem „Spielrechner“ vielleicht mal das mit der Firewall versuchen.

        • Diese Erfahrung habe ich auch gemacht, allerdings mit Linux Mint und Debian. Ich habe einen alten, aber noch tadellos funktionierenden HP Laserjet 5L, bei Linux Mint 20.2 wurde bei Druckaufträgen immer bloß die erste Seite gedruckt. Bei Debian Stable wartete ich vergeblich auf den ersten Druckauftrag, erst als ich einen zweiten hinterherschob, wurde der erste UND der zweite gedruckt (also unfreiwillig alles doppelt und zudem nicht immer fehlerfrei).

          • Dann habt ihr sie schlicht nicht richtig eingerichtet. Mint hat keine anderen Treiber als Debian und openSUSE keine anderen als Ubuntu.

            Das meine ich jetzt gar nicht böse, aber es kann zwischen den Distributionen da einfach keinen Unterschied geben. Im Gegensatz zu vor 10-15 Jahren arbeiten die alle mit denselben Mitteln.

            • Also der Tipp von Gerrit hat bei Suse funktioniert. Ich habe die Firewall ausgeschaltet und dann hat es geklappt. Nun muss ich noch herausfinden, an welchen Stellschrauben ich da wie drehen muss, dass es dann mit dieser auch geht. Aber bei Debian musste ich noch nie groß etwas einrichten, da wurde der Drucker beim Einschalten sofort automatisch erkannt, ebenso der Scanner. Bei Suse musste ich beim Scanner bin ich den Weg über die HP-Konfiguration gegangen.
              Aber völlig losgelöst von diesem Thema werde ich mal schauen, ob openSUSE etwas für mich ist. Da kommt ja noch die Sache mit den Multimediacodecs über Packman usw.
              Alles in allem ist mir Debian dann schon „ans Herz gewachsen“ und da läuft mir inzwischen viel auch leicht von der Hand. Aber warum nicht auch mal den Hoizont erweitern?

              • Debian und Ubuntu haben standardmäßig keine aktivierte Firewall. Das „Problem“ tritt also nur bei openSUSE und Fedora auf.

                Unabhängig davon kann ich gut verstehen, dass es erstmal komisch ist, das Debian/Ubuntu-Lager zu verlassen.

            • Ich weiß auch nicht, aber der Treiber wurde bei allen Distros automatisch installiert. Allerdings hat er bei Xubuntu (16.04 bis 20.04) und LMDE 4 einwandfrei funktioniert, bei Linux Mint 20.2 und Debian 11 jedoch nicht.

              • Bei Debian 11 muss man nur Cups installieren. Dann wird der Drucker sofort erkannt. Bei Debian 10 musste man das noch nicht, da war es wohl noch vorab mit an Bord.
                Und Ubuntu hatte ich füher auch mal angetestet, da war das aber auch kein Problem.

                • Vermutlich fehlt die automatische Erkennung via udev-configure-printer (wobei die bei mir vorinstalliert war). Ansonsten halt einfach schauen, welche Treiber Debian oder Ubuntu nehmen und diese direkt bei openSUSE einrichten. Da lernt man vielleicht gleich für die Zukunft 😉

    • Ich habe bei Suse Leap (und auch prä-Leap Zeiten) die Feststellung gemacht, daß man sich erst im Netz erkundigen sollte, welches Treiber Paket benötigt wird. Mein Drucker Brother HL5340D wird von Yast erst richtig erkannt wenn ein bestimmtes Gutenprint RPM installiert ist (vorher habe ich das Problem mit dem Original Treiber gelöst) , dann läuft es aber problemlos. Ein im letzten Jahr gekaufter und seit Win10 nicht mehr untstützter Scanner Cannon Lite 400, läuft ebenfalls erst wenn wenn das passende RPM installiert ist. Cannon hat das aber glücklicherweise auf seiner Homepage dokumentiert.
      Von daher ist mein Tip, das du dir den passenden Treiber für Scanner und Drucker im Netz suchst, evtl auf den Herrstellerseiten.

      Ich weiss das bei Ubuntu und Debian solche Probleme nicht auftreten, trotzdem werde ich nicht so schnell von Leap abweichen, das System läuft nahezu rund…. Wenn die Vorarbeit erledigt ist.

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