Innerhalb von Fedora wird derzeit die Implementierung einer Telemetriedatenerfassung auf Basis der EndlessOS-Technik diskutiert. Fedora würde hier einen Weg beschreiten, den Ubuntu schon länger geht. Bei Telemetrie ist der Aufschrei oft groß, aber es ist durchaus sinnvoll und nachvollziehbar, dass Projekte wissen wollen, wie ihre Software genutzt wird. Vorausgesetzt, es wird richtig gemacht.
Die Initiative geht vom Red Hat Display Systems Team aus. Das Team ist einer breiteren Öffentlichkeit seit der Ankündigung der Einstellung der Unterstützung von LibreOffice bekannt.
Basis soll das System EndlessOS-Metrics sein. Vieles ist noch unklar und hängt auch von der konkreten Ausgestaltung durch die Fedora-Community ab. Denn Red Hat hat zwar großen Einfluss auf Fedora, kann aber nicht einfach mit seinen Wünschen durchregieren. Neben der Hauptdiskussion wurden verschiedene „Breakout Topics“ identifiziert, um die Diskussion besser zu kanalisieren. Zum Beispiel zu Opt-in/Opt-out oder welche Daten genau gesammelt werden sollen.
Denn was genau gemessen werden soll, ist noch nicht klar. Einige Ideen wurden jedoch bereits formuliert. Das Team möchte wissen, ob Fedora so positioniert ist, wie Red Hat es möchte. Also ob es Entwickler anspricht und welche IDEs sie benutzen. Darüber hinaus möchte man aber auch die Desktopnutzung und Hardwaredaten evaluieren. Das hat durchaus Auswirkungen auf die Entwicklung, wie ein Beispiel verdeutlichen soll. Wenn kaum noch ein Benutzer eine klassische Festplatte verwendet, muss die Bootzeit auf Festplatten nicht mehr berücksichtigt werden.
Seitens des Red Hat Display Systems Teams gibt es eine Präferenz für eine Opt-Out Methode, aber beim initialen Setup sollte es die Möglichkeit geben, die Telemetrie abzuschalten, bevor Daten übertragen werden. Etwas anderes dürfte auch die DSGVO in Europa nicht zulassen. Das System soll komplett Open Source sein und somit auch die Möglichkeit bieten, einen eigenen Server einzubinden.
Fedora will damit einen Schritt gehen, den die beiden großen Desktop-Umgebungen und andere Linux-Distributionen bereits getan haben. Meiner Meinung nach ist das weder illegitim noch unsinnig. Ohne Datenerhebung entwickeln sich Projekte ins Blaue hinein und lautstarke Minderheiten können mit ihren Forderungen allzu oft die Richtung von Projekten bestimmen. Selbst die Präferenz für Opt-out ist nachvollziehbar, da Debian mit PopCon zeigt, dass Opt-in nur zu geringer Nutzung führt und im schlimmsten Fall die Daten verfälscht, weil nur Power-User zustimmen.
Ein Blick in das Linux-Umfeld zeigt, warum die Datenerhebung interessant und wichtig sein kann. Die Informationen aus der Ubuntu-Umfrage lieferten z.B. interessante Erkenntnisse über die Hardware. Die meisten Nutzer nutzten weder High-End- noch Low-End-Hardware, sondern bewegten sich im Mittelfeld. Ausufernde HiDPI-Diskussionen waren daher ebenso ein Minderheitenproblem wie irgendwelche RAM-Diskussionen unterhalb von 1GB. Die openSUSE-Metriken wiederum zeigen deutlich, dass openSUSE Tumbleweed zwar bei den Entwicklern und in den Kommentarspalten vorne liegt, die Mehrheit aber immer noch Leap nutzt.
Für eine abschließende Beurteilung bleibt natürlich abzuwarten, wie genau die Fedora-Telemetrie umgesetzt wird.