Proprietäre Softwareperlen für Linux Teil II: moneyplex

  1. Proprietäre Softwareperlen für Linux Teil I: SoftMaker Office
  2. Proprietäre Softwareperlen für Linux Teil II: moneyplex
  3. Proprietäre Softwareperlen für Linux Teil III: Master PDF Editor
  4. Proprietäre Softwareperlen für Linux Teil IV: VueScan

Linux und die Idee der freien Software sind eng verwoben. Proprietäre Software kann zwar theoretisch für Linux vertrieben werden, das ideologische Umfeld und die geringe Verbreitung haben hier aber kein großes Ökosystem entstehen lassen. Einige prominente Ausnahmen möchte ich hier kurz vorstellen. Im zweiten Teil: moneyplex von Matrica.

Für mich ist die Möglichkeit, Onlinebanking über eine eigene Software und nicht im Browser zu erledigen einer der großen Vorteile der deutschen Bankenlandschaft (siehe auch: Onlinebanking – HBCI/FinTS einfordern). Der Zugriff via HBCI/FinTS ist  nicht nur komfortabel, weil man alle Konten in einer Software sammeln kann, sondern auch noch sehr gut für die Sicherheit. Man umgeht den Browser mit seinen notorischen zahlreichen Sicherheitslücken. Weiterhin erschwert man bei unbedarften Anwendern Phishing-Angriffe. Diese erfordern schließlich immer einen Aufruf einer gefakten Internetseite. Ist der Anwender jedoch so konditioniert, dass er Banking nie über den Browser macht, fällt er deutlich weniger auf solche Angriffe herein. Ich wechsle inzwischen eher die Bank, als auf HBCI zu verzichten.

moneyplex Homebanking

Wenige Alternativen

Im Homebanking Bereich gibt es nur wenige Alternativen. Die Ursache dafür dürfte in den vielen nationalen Spezifika in diesem Bereich liegen. Die mächtige HBCI-Schnittstelle gibt es nur in Deutschland, weshalb sich auch nur deutsche Nutzer und Entwickler dafür interessieren dürften. Die Schnittstelle soll zudem nicht ganz trivial in der Implementierung sein, weshalb das nichts für ein kleines GSoC Projekt oder eine Wochenendarbeit ist. Ständige Veränderungen erfordern trete Anpassungsleistungen. Unter Linux gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten in drei Ausprägungen. KMyMoney und GnuCash greifen jeweils auf aqbanking zurück und daneben gibt es noch Hibiscus.

KMyMoney und GnuCash sind zwar mächtige Werkzeuge, aber die HBCI-Implementierung mittels aqbanking ist eine hakelige Geschichte. Die Synchronisation ist fehleranfällig, Überweisungen klappen nicht oder nicht zuverlässig und die Möglichkeit, nachträglich Buchungen im Verlauf zu manipulieren, disqualifiziert die Software im professionellen Einsatz. Um die Ausgaben für den Privatgebrauch im Blick zu behalten und ggf. automatisiert auszuwerten ist die aqbanking Implementierung ganz nett, da sie den manuellen Import des Zahlungsverkehrs erspart – mehr aber auch nicht.

Hibiscus hat seine Fanbasis. Ich persönlich bin mit dem Programm wegen der Java-Basis und der schwierigen Oberfläche nie warum geworden.

moneyplex von Matrica – kurz vorgestellt

Matrica gehört fast schon zu den Dinosauriern auf dem Markt. Die Firma gibt es seit 1998 – ein Umstand, den man Webauftritt und Softwaregestaltung deutlich anmerkt. Ich hatte das Programm nie wirklich auf dem Schirm, aber wurde in den Kommentaren unter einem Artikel (siehe: Wechselhürden zurück zu Linux) mal darauf aufmerksam gemacht. Als bei meiner Rückkehr zu Linux KMyMoney sich (nicht nur im Vergleich zu MoneyMoney) als extrem unzufriedenstellend herausstellte, fiel mir das wieder ein.

Monyplex gibt es gemessen an IT-Standards schon immer. Das ist ein nicht unwichtiger Aspekt bei Finanzverwaltung. Die Software gibt es in den Version Standard, Professional und Business. Die Standard-Version kostet 49,90 €, die Professional 59,90 € und die Business-Variante 139,90 €. Die meisten Anwender dürften mit der Standard-Version gut bedient sein, bei verstärktem Wertpapierhandel sollte man ggf. auf die Professional-Variante setzen. Alle paar Jahre kommen neue Hauptversionen, die dann eine Upgrade-Lizenz erfordern.

Die Installation erfolgt per Installationsroutine in einen Ort der Wahl, wo dann Programm und Daten zusammen liegen. Das ist nicht sonderlich schön, funktioniert aber dafür unter allen Distributionen gleich.

Die Oberfläche und Bedienlogik ist schwer gewöhnungsbedürftig und könnte eine Frischzellenkur vertragen. Lässt man sich auf die Oberfläche ein, kann man aber damit vernünftig arbeiten.

Warum moneyplex?

Schlicht und einfach, weil es funktioniert. Die Einrichtung meiner Banken klappte problemlos. Girokonten, Tagesgeldkonten, Kreditkarten und Depot wurden erkannt und reibungslos abgerufen. Insbesondere beim Depot versagten die anderen freien Lösungen kläglich, weil es sich die Nummer mit dem Girokonto teilt.

Wer bisher zufrieden mit KMyMoney, GnuCash oder Hibiscus arbeitet, braucht nicht wechseln, aber wer bisher um den Bereich unter Linux eher einen Bogen gemacht hat, sollte sich moneyplex mal angucken. Ich würde nicht mehr ohne arbeiten wollen.


Bilder:

Einleitungs- und Beitragsbild von Mudassar Iqbal via Pixabay 

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.

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