Kaum angekündigt und nun schon zu spät. Tun wir also einfach mal so, als ob der 03. November noch zum Oktober zählt. Nicht nur wegen erneut steigender Infektionszahlen ist der Rückblick wieder dominiert durch Corona.
Tracing App
Die Entwicklung der Diskussion um die Tracing App zeigt mal wieder eindrücklich, warum es so wichtig ist, eine App von Anfang an konzeptionell datenschutzfreundlich zu entwerfen.
Im Frühjahr haben alle noch betont, dass man natürlich den Datenschutz hoch halten würde. Trotzdem sahen die ersten Konzepte der Bundesregierung nicht sonderlich danach aus. Letztlich musste man aber einsehen, dass nur Freiwilligkeit und Datenschutz ausreichend Akzeptanz schaffen würden. Am Ende feierte sich die Regierung für die vielleicht beste App der Welt.
Die App war bisher nur leider ein ziemlicher Flop. Die Download- und Nutzungszahlen blieben weit hinter den Erwartungen zurück und die App war im Angesicht der wieder steigenden Infektionszahlen kein taugliches Mittel. Wie zu erwarten wurde (vorwiegend von Kommentatoren aus der konservativen Ecke, wie so oft bei Privatsphäre und Bürgerrechten) der Datenschutz als Problemursache ermittelt. Die massentaugliche Darstellung hier nachzulesen, die Intention dahinter dann eher hier. Aber was will man von einer politischen Richtung erwarten, die im Zweifelsfall auch Autokraten in den Sattel hebt oder zumindest protegiert.
Das schöne an der ganzen Entwicklung. Mit der aktuellen App lassen sich solche Wünsche nicht einfach umsetzen und quasi durch die Hintertür auf die Geräte spielen. So wird die Weiterentwicklung vermutlich statt konservativer Überwachungsfantasien sinnvolle Funktionen nachliefern.
Digitalisierung
Was die Corona App betrifft ist Deutschland allerdings wenigstens auf der Höhe der Zeit. Ausgereiftere Lösungen haben unsere Nachbarn auch nicht zu bieten. Ganz anders sieht das bei der restlichen Digitalisierung aus. Nachdem man das Thema ewig verschlafen hat, steht man nun ziemlich schlecht da. Vor allem der schulische Bereich ist hier stark getroffen, die Universitäten sind da im direkten Vergleich noch deutlich besser ausgestattet. Vor diesem Hintergrund dreht sich der Streit um die Frage, ob man nun schnell externe Lösungen einkauft und wie diese zu bewerten sind. Öffentliche Hand und Privatwirtschaft sind gleichzeitig von den Schwierigkeiten bei Videokonferenzen betroffen.
Was sonst noch wichtig war
- Die Bundesregierung versucht mal wieder den Geheimdiensten Zugriff auf Messengernachrichten zu verschaffen.
- München will doch Open Source nutzen.
- Die USA haben Anklage gegen Google erhoben.
Bilder:
Einleitungs- und Beitragsbild von Megan_Rexazin via pixabay