Linux Desktop – Interessante Entwicklungen und Projekte

In vielen Blogartikeln gehe ich mit den aktuellen Entwicklungen im Linux-Bereich hart ins Gericht. Daher möchte ich heute auch mal ein bisschen über aktuelle und nicht mehr so aktuelle Entwicklungen schreiben, die positiv sind und immer noch viel Potenzial haben. Zwei kleine Underdogs haben nämlich inzwischen eine respektable Qualität erreicht.

Der Linux Desktop schläft tendenziell den Schlaf der Gerechten. Große oder umstrittenen Innovationssprünge gab es seit Jahren nicht mehr. Die Entwickler hinter KDE und GNOME betreiben bereits seit Jahren Produktpflege, bei den kleineren Desktops ist das sowieso offizielle Existenzgrundlage (MATE, Xfce). Ähnlich sieht das bei den großen Distributionen wie Ubuntu oder Debian aus. Lediglich Fedora wird ab und an seinem Ruf als Testumgebung gerecht – zumindest in einigen Spins. Es gibt aber noch interessante Entwicklungen in anderen Bereichen.

Manjaro

Viele (ich auch) haben Manjaro anfangs belächelt. Ein Arch Linux für Einsteiger – welch paradoxe Idee. Außerdem brauchte Linux nun wirklich nicht noch eine weitere Distribution. Das ist Schnee von gestern. Inzwischen hat man mit Unterstützung von bluesystem ein stabiles Fundament geschaffen um die Entwicklung voran zu treiben.

Manjaro ist für mich aktuell das was Ubuntu mal war. Eine Distribution mit Fokus auf Einsteiger, die dennoch Innovationen ausrollen will und bereit ist dafür unkonventionelle Wege zu gehen.

Ähnlich wie Ubuntu früher begreift sich Manjaro nicht nur als Grundlage für Desktops sondern unterzieht die drei offiziellen Desktops Xfce, KDE Plasma und GNOME einem Redesign in Manajaro-Optik. Der Anwender sieht dadurch immer welche Distribution er nutzt. Ein optisches Unterscheidungsmerkmal, das viel zu viele Distributionen aus arbeitsökonomischen Gründen aufgegeben haben. Die Desktops wurden dadurch immer prägender und die Distributionen austauschbar.

Außerdem ist man bereit bei schwierigen Baustellen neue Wege zu gehen. Die Ankündigung LibreOffice und Softmaker Freeoffice künftig gleichberechtigt anzubieten war eine innovative Idee. Man musste zwar unter dem Shitstorm der Open Source-Community etwas zurückrudern aber die Manjaro Entwickler zeigten, dass sie bereit sind bei problematischen Dauerbaustellen unkonventionelle Wege zu gehen.

Elementary OS

Elementary OS (eOS) hatte ich hier bereits früher positiv erwähnt (siehe: elementaryOS – Wenigstens eine Vision für den Desktop). Dabei handelt es sich um gar kein so junges Projekt mehr, das trotzdem immer noch nichts von seinem Enthusiasmus verloren hat.

Der Ausgangspunkt waren einige Designpakete für Ubuntu. Inzwischen entwerfen die Entwickler, aufbauend auf der jeweils aktuellen Ubuntu LTS, einen eigenen Desktop mit zugehörigen Programmen. Das Ziel ist ein harmonisch entworfenes Gesamtkonzept von Desktop, Erweiterungen und Anwendungen. Man orientiert sich dabei ziemlich offensichtlich an macOS, ohne aber lediglich zu kopieren. Im Gegensatz zu vielen konkurrierenden Produkten wie KDE oder GNOME hat man als Anwender das Gefühl, dass die Entwickler das Gesamtgefüge immer Mitdenken und nicht lediglich ein Produkt aus vielen Einzelteilen zusammen stückeln. Viele innovative GTK-Apps werden inzwischen ganz offensichtlich für eOS entworfen.

Dazu gekommen ist zwischenzeitlich ein eigener App Store. Hier können Anwender, sofern sie das wünschen, auch für gute Apps bezahlen. Mit der Fokussierung auf Flatpaks emanzipiert man sich zudem zunehmend von der Ubuntu Basis.

Stabilität

Der große Nachteil an beiden Projekten ist ihr rollendes Entwicklungsmodell. Die hohe Innovationskraft macht dieses Modell erforderlich, da für langfristige Pflege keine Kapazitäten bereitstehen. Für den Eigenbedarf ist das auch kein Problem, dafür sind beide Produkte hinreichend stabil. Im wartungsarmen Einsatz bei Dritten ist der Einsatz aber ein Wagnis.

Hier erfreue ich mich daher immer noch an der Stabilität die openSUSE mit dem damaligen Split in Tumbleweed und Leap gewonnen hat (siehe: openSUSE:42 – Frische Ideen für das Chamäleon). Nachdem die Entwicklergemeinschaft jene Minderheit, die lautstark eine Namensänderung forderte (siehe: openSUSE kommt nicht zur Ruhe) forderte in die Schranken gewiesen hat kann man den Einsatz von openSUSE Leap wieder bedenkenlos empfehlen. Stabil, unaufgeregt und verlässlich verrichtet es seinen Dienst auf jenen Geräten, die einfach funktionieren sollen.

Da kann Debian gerne mal wieder über systemd abstimmen. Das läuft bei mir schon seit openSUSE 12.3. Sollte es damit mal Probleme gegeben haben ist mir das im Laufe der Jahre entfallen.

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