Vor einigen Jahren hat Christiann MacAuley ein bekanntes Comic zur Reaktion verschiedener Nutzergruppen auf ein Update veröffentlicht. Sehr viele IT-Interessierte kennen das Bild. Damals dachte ich mir: So wahr! Heute gilt das nur noch für die Windows- und Apple-Anwender.
Windows-Anwender stöhnen noch heute bei jedem Update. Gefühlt seit Windows 10 noch mehr. Bei Apple-Kunden schlagen Updates zwar nicht mehr so in den Geldbeutel, da das Betriebssystem an das Gerät gebunden ist und Software inzwischen oft als Abo vertrieben wird. Die Kernaussage trifft aber dennoch zu.
Nur bei Linux stimmt die Aussage „Cool, more free stuff!“ schon lange nicht mehr. Dazu muss man sich bei typischen Linux-Meldungen nur mal in den Kommentarspalten von Seiten wie Pro-Linux, Heise oder Golem umsehen. Wahlweise auch in einem der großen Foren.
Bei jedem Update kommen die Nörgler aus ihren Löchern gekrochen. Zuletzt konnte man das bei Pro-Linux in der PulseAudio Meldung verfolgen. Alle Änderungen und Umbaumaßnahmen an der Linux-Basis der letzten Jahre werden mit einer reaktionär-konservativen Grundeinstellung abgelehnt. Mythen und hassvoll gepflegte Gerüchte dominieren über viele Jahren die Meldungen zu allen möglichen Projekten. Gelobt werden oft nur noch reaktionäre Projekte wie Devuan oder konservative Softwarepflege wie sie bei Xfce und Konsorten erfolgt.
Der Optimismus und die Aufbruchsstimmung, die aus dem obigen Comic spricht, ist komplett verflogen. Der Glaube mit jedem Update würde Linux ein bisschen besser werden und ein bisschen konkurrenzfähiger ist kaum noch zu spüren. Stattdessen dominieren Anwender, die sich in einem bestimmten Nutzungsszenario eingeigelt haben und jede Änderung hasserfüllt bekämpfen.
Natürlich mag man argumentieren, dass dies nur auf den visuell sichtbaren Teil in den Medien zutrifft, aber dies ist halt der wahrnehmbare Teil. Als Entwickler oder potenzieller Umsteiger würde mich das abschrecken.
Die Linux Community ist online auf vielen Plattformen kein schöner Ort mehr.
Nicht von ungefähr wird bei Android nur der Linux-Kernel verwendet. Auf die weiteren Komponenten einer typischen Linux-Distribution wird bei Android bewusst verzichtet und Google baut lieber eigene Lösungen. Android liefert standardmäßig nicht mal eine Shell mit.
Diskussionen mit Gnome-Entwicklern über Benutzerfreundlichkeit oder mit KDE-Entwicklern über Featuritis sind letztendlich verschwendete Zeit. Gnome bzw. KDE machen ihre Software für ihre Nische und der Durchschnittsnutzer nutzt eben andere Software.