Der ewige K(r)ampf um Fortschritt bei Linux

Viele Linux-Anwender halten sich für fortschrittlich und innovativ. Dieses Selbstbild rührt daher, dass es ihnen vor langer Zeit gelungen ist, sich von Microsoft zu lösen. Das Phänomen kennt man von anderen Gruppen wie den Alt-68ern, bei denen Fremd- und Selbstbild mit der Zeit auseinander klaffen. Dabei sind viele Linux-Anwender strukturkonservativ und lehnen Veränderungen krampfhaft ab. Einige Beispiele von bis D bis W.

Aktuell ist eine Debatte um run0 und sudo entbrannt. Die alten Konfliktlinien werden wieder sichtbar. Dieser Rückblick auf die letzten 15 Jahre soll ein wenig Gelassenheit vermitteln. Innovationen haben bei Linux immer Widerstand hervorgerufen. Am Ende haben sie sich aber meist durchgesetzt. Die verzögernden Konfliktmuster sind unvermeidlich und liegen in der Nutzerschaft begründet.

Umstrittene Neuerungen von D bis W

Dateisysteme

Ältere Linux-Anwender können sich noch an die Einführung von ext4 erinnern. Es gab damals ein paar Bugs bei der Einführung. Diese wurden maßlos überzeichnet und ließen Anwender an ext3 festhalten. Damals hieß es dann, dass doch niemand ext4 braucht, weil ext3 super ist. Das gleiche Drama begleitet bis heute Btrfs, das zwar inzwischen Standard bei vielen großen Distributionen wie openSUSE oder Fedora ist, aber dem immer noch vermeintliche Instabilität vorgeworfen wird, weshalb so mancher ältere Handbuchautor weiterhin ext4 empfiehlt.

Flatpak

Flatpak/Snap soll die Grenzen der klassischen Paketverwaltung überwinden. Die Palette der Probleme reicht von fehlendem Sandboxing über die Abhängigkeitshölle bis hin zu fehlender Abwärtskompatibilität etc. pp. Dennoch finden viele ältere Linux-Anwender diese Paketverwaltung perfekt und wollen keine Alternative. Die Entwicklung geht derzeit in Richtung Flatpak – Überraschungen nicht ausgeschlossen.

NetworkManager

Jüngere Anwender können es sich gar nicht mehr vorstellen, aber den NetworkManager, den heute alle Distributionen mitliefern, gab es nicht immer. Eine erste Version gab es 2004, natürlich von Red Hat. Nach und nach übernahm der NetworkManager die Kontrolle über Ethernet, WLAN, (Open)VPN und andere Verbindungen. Zuletzt verdrängte er mit dem Kommandozeilentool nmcli die letzten Konkurrenten. Überladen und überflüssig fanden NetworkManager viele Anwender. Schließlich gab es ja noch ifupdown und wpa_supplicant.

PulseAudio

PulseAudio wurde 2008 mit Ubuntu 8.04 einer breiten Nutzerschaft zugänglich gemacht. Sofort begannen die üblichen Diskussionen. PulseAudio sei überdimensioniert und zu undurchsichtig. Man brauche es sowieso nicht. ALSA und esound reichen völlig aus. Noch heute findet man viele Anleitungen, wie man PulseAudio abschaltet und durch damals abgekündigte Backends ersetzt. Daran erinnert sich heute niemand mehr und PulseAudio war bis zur Einführung von PipeWire Standard.

systemd

Braucht man eigentlich nicht mehr weiter ausführen. Die Entwicklung und Implementierung von systemd in die meisten Linux-Distributionen ist ein Paradebeispiel für Hass und Hetze in der Linux-Welt. Weil es von Lennart Poettering ist, weil es anders ist, weil Administratoren ihre Init-Skripte umschreiben mussten, weil Unix-Veteranen umlernen mussten. Heute gibt es eine Handvoll Distributionen, die systemd nicht verwenden. Ihre Gemeinsamkeit: Wenige Benutzer und keine größere Relevanz im Linux-Ökosystem.

systemd-logs

Binäre Logs benötigen weniger Speicherplatz, schonen die SSDs durch wesentlich effizientere Schreiboptionen und sind besser gegen Manipulation geschützt. Aber sie waren neu und anders, und man brauchte ein winziges Tool, um auf sie zuzugreifen. Außerdem kamen sie aus dem Systemd/Poettering Stall. Genug für massiven FUD und Aufruhr bei der Einführung. Heute benutzen es fast alle Distributionen.

PolKit

PolKit (früher: PolicyKit) ist ein System zur Vergabe von Berechtigungen an Benutzer. Damit bricht das System die traditionelle Trennung zwischen Benutzer- und Administratorkonto auf. Das war umständlich und anders und löste 2011, als PolicyKit weitere Verbreitung fand, massive Vorbehalte aus. Weil die bisherigen Lösungen nicht mehr funktionierten etc. pp. Heute funktioniert keine Linux-Distribution mehr ohne PolKit.

run0

Der neueste Zankapfel. Lennart Poettering hat sich sudo vorgenommen und präsentiert eine Alternative aus dem systemd-Stall. Sofort formiert sich Widerstand, denn es ist von Poettering und systemd steht irgendwo im Beschreibungstext. Dass die Konfigurationssyntax von sudo eine Katastrophe ist und mit visudo ein Werkzeug benötigt wird, damit Administratoren ihre Konfiguration nicht zerstören. Geschenkt!

Verzeichnisstruktur

Der sogenannte usrmerge bricht die veraltete UNIX-Verzeichnisstruktur auf und führt die Verzeichnisse unterhalb von /usr zusammen. Das ist für viele Anwendungsszenarien sinnvoll und die bisherige Struktur war auch nur historisch gewachsen (Warum das so ist, wurde hier mal aufgeschrieben). Das ändert nichts daran, dass es massive Vorbehalte dagegen gab und gibt, weshalb Community-getriebene Distributionen wie Debian mit massivem Zeitverzug nachziehen. Keine größere Distribution hält heute noch an der alten Struktur fest.

Wayland

Wayland wurde erstmals 2008 in groben Zügen skizziert. Es sollte X.Org ablösen, da X.Org nicht mehr den damaligen Anforderungen entsprach. Zur Erinnerung: X.Org war ein Produkt der 1980er Jahre und letztlich auch für Anwendungsszenarien der 1980er Jahre konzipiert. Der Code ist nach Aussage aller Programmierer, die daran gearbeitet haben, schon lange nicht mehr wartbar und de facto wird X nur noch von Red Hat gepflegt. X ist konzeptionell unsicher und das lässt sich nicht ändern. Programme wie xinput können z.B. alle Tastatureingaben mitschneiden. Niemand, der etwas von X.org versteht, hat diesen Zustand bestritten. Es gibt anhaltende Proteste gegen Wayland. Weil X.Org doch funktioniert, weil liebgewonnene Dinge wie Netzwerktransparenz nicht mehr funktionieren, weil es Änderungen am Desktop geben muss, weil es neu und anders ist. Die ersten Distributionen entfernen jetzt die alten X11-Sessions. Wenn Red Hat die Wartung einstellt, ist der Tod des alten Systems nur noch eine Frage der Zeit.

Gesamtschau

Bestimmt habe ich ein paar vergleichbare Phänomene vergessen. Der Debattenverlauf ist eigentlich immer gleich:

  1. Es gibt eine bestehende Lösung. Diese Lösung funktioniert aber ist nicht perfekt und wurde unter anderen Rahmenbedingungen entwickelt.
  2. Die bestehende Lösung lässt sich nicht konstruktiv weiterentwickeln.
  3. Es gibt einen neuen Ansatz.
  4. Weil der Ansatz neu ist, zieht er sofort Kritik auf sich. Wenn es keine Argumente gibt werden Lügen und Halbwahrheiten verbreitetet.
  5. Am Ende setzt sich die neue Lösung nahezu immer flächendeckend durch.
  6. Niemand will mehr etwas gegen die Lösung gehabt haben.

Die Argumente bedienen sich auch immer aus einem bestimmten Pool:

  • Widerspricht dem KISS-Prinzip
  • Widerspricht den UNIX-Prinzipien
  • Ist unnötig
  • Ist intransparent
  • Ist unsicher
  • Ist aufgeblasen

Glücklicherweise gibt es auch Ausnahmen. Die Einführung von Avahi als zeroconf-Implementierung löste meiner Erinnerung nach 2006 keine größere Debatte aus. Die meisten Anwender waren schlicht froh, dass es diese Implementierung nun endlich gab. HAL trauerte nach der Ablösung durch udev/upower und Konsorten auch niemand nach. Gleiches gilt für Gummibot / systemd-boot und das obwohl sogar systemd im Namen vorkommt.

Haben diese Lösungen Linux komplizierter gemacht? Vielleicht. Ich erinnere mich durchaus noch an Zeiten, in denen man Arch Linux in 2-3 Dateien konfiguriert hat und sich das nach Kontrolle angefühlt hat. Diese Zeiten sollte man aber auch nicht verklären, denn damals ging einfach viel nicht, was mit anderen Systemen schon funktionierte und die Tätigkeiten, für die wir unsere Systeme verwendeten waren viel beschränkter.

Ursache

Die Ursache liegt meiner Meinung nach in der Struktur der Linux-Anwender auf dem Desktop.

  • Fast alle Nutzer sind Umsteiger, die von Windows oder macOS auf Linux umgestiegen sind, um bestimmten Entwicklungen zu entgehen. Sie haben in der Regel eine steile Lernkurve hinter sich und glauben, das System verstanden zu haben. Entsprechend frustriert reagieren sie auf neue Entwicklungen bei Linux, die sie nicht verstehen oder nicht verstehen wollen, weil sie ihren Wissensstand bedroht sehen.
  • Während der steilen Lernkurve haben sie oft verinnerlicht, dass die Lösung bei Linux besser ist als bei macOS oder Windows. Die Überlegenheit ist vielen Anleitungen und Erklärungen für Umsteiger immanent. Warum diese bessere Lösung nun doch schlechter als eine Neuentwicklung sein soll, erschließt sich ihnen nicht. Es stellt infrage, ob die Lösung wirklich besser war.
  • Die Community ist stark männlich geprägt. Das war sie schon immer. Es liegt am Thema, der Netzkultur etc. pp. Für die Debattenkultur war das nie förderlich.
  • Das Durchschnittsalter steigt mangels Nachwuchs stetig an. Viele Linux-Anwender haben ihre prägenden Migrationserfahrungen irgendwann zwischen 2005 und 2010 oder sogar noch früher gemacht. Das ist fast schon zwangsläufig, weil der Desktop als privat genutztes Gerät für jüngere Anwender nicht mehr selbstverständlich ist und Linux auf modernen mobilen Geräten nie angekommen ist.

Der Kausalzusammenhang zur Debattenkultur zwischen Geschlecht und Generation ist kein exklusives Linux-Thema. Studien zur Verbreitung von Fake News zeigen, dass Männer und ältere Menschen anfällig dafür sind und diese häufiger verbreiten. Zusammen mit den ersten zwei Punkten führt zu einem stark innovationsfeindlichen Klima. Alles was wirklich neu ist, wird kritisch beäugt und schlecht gemacht. Positives Feedback bekommen nur noch kosmetische Änderungen am bestehenden Status quo.

Lösung

Das Schöne an der Situation ist, dass es für alle eine Lösung gibt. Wer die neuen Entwicklungen gut findet und nur von den Debatten genervt ist, kann sich zurücklehnen. Auf diese Unix-Veteranen hören die Entwickler und Distributoren schon lange nicht mehr. Kritische Kommentare haben keine der oben genannten Entwicklungen verhindert. Entwicklung und die Diskussion in der Community haben sich tendenziell entkoppelt. Das lässt sich mindestens seit 2010 beobachten (Entwicklung GNOME 3).

Wer sich an den Entwicklungen stört, dem empfehle ich immer FreeBSD. Das ist mittlerweile auf dem Desktop sehr gut einsetzbar und zeichnet sich durch eine wesentlich konservativere Entwicklungsrichtung aus. Dort bleibt man von solchen ungeliebten Änderungen und Vereinfachungen weitgehend verschont. Die geringe Wechselbereitschaft zu FreeBSD wundert mich immer und lässt mich mutmaßen, dass die geringe Lernbereitschaft für neue Tools schon so weit ausgeprägt ist, dass man sich auch kein neues Unix-System mehr anschauen will. Schließlich ist man ja schon ein mal migriert: Zu Linux. Noch eine Migration möchte man sich selbst scheinbar nicht zumuten. Das ist dann zu viel Innovation.

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.
  1. Also sorry nur weil sich etwas durchgesetzt hat ist das kein Qualitätsmerkmal. Siehe systemd-logs, das hat die Sache nunmal verkompliziert. Und das Argument mit dem “effizienter” ist keins denn das war vorher schon minimal.

    Man muss nicht jedesmal das Rad neu erfinden und wenn man wirklich mal was angehen muss ist es der Distro Wildwuchs. Dadurch werden unmassen an Lebens und Arbeitszeit verschwendet wird weil ein Haufen Leute immerzu dasselbe macht.

  2. Ah, da ist er wieder. Noch nie was sinnvolles beigetragen, aber rumheulen und nölen. Alle sind doof und inkompetent, außer Gerrit. Und ob man will oder nicht, seine Meinung muß man jetzt auf jeden Fall in seinem Feedreader haben. Was hälst denn Du davon Dich mal vom Ubuntu-Planet zu verabschieden? Es ist doch eh alles scheiße bei Linux, was willst Du also noch hier? Gott was wär ich froh wenn Du mir Deine Scheißmeinung nicht auf Zwang reindrücken, sondern vorher mal fragen würdest ob das überhaupt wen interessiert. Mach Deinen Blog, aber laß uns auf’m Planet endlich in Ruhe.

    • oha! Wenn man Gerrits Beiträge nicht mag, aboniert man ihn halt nicht. Wenn ich den unhöflichen Teil Deiner Antwort ausblende, bleibt nur der Verweis auf den “Ubuntu-Planeten” und den verstehe ich nicht. Was willst Du damit sagen?
      n.b. Wie sieht denn Deine Beitragsbilanz aus?

  3. Naja, ganz Unrecht hat “Gerda” aber auch nicht, auch wenn ich die gehässige Wortwahl ebenfalls nicht so schön finde. Curius nörgelt viel, aber ich weiß natürlich auch nicht, was er in oder für die Linuxwelt schon beigetragen hat. Aber er jammert und meckert schon auf extrem hohem Niveau, das muss ich allerdings zugeben.

    • Anlässlich einer aktuellen Diskussion (run0) verweise ich auf vergleichbare Ereignisse in den letzten 15 Jahren, wie die Diskussion verlief, wie es endete und woran es meiner Meinung nach liegt. Wenn das “nörgeln” ist, dann nörgel ich.

      • Ja, ich finde schon, dass du etwas zuviel nörgelst. Du hast natürlich das Recht auf deine freie Meinung. Nörgeln finde ich zB legitim, bei Windows oder Apple, da der Endnutzer dafür bezahlt und dementsprechend auch Leistung erwarten kann. Linux ist überwiegend ein freiwilliges OpenSource-Projekt und bei Linux muss man auch etwas Geduld mitbringen. Und man kann sich ja auch bei Linux aktiv beteiligen und somit Fehler und Mißstände beheben. Ich habe selbst dies jahrelang gemacht, aber aus gesundheitlichen Gründen kann ich das momentan nicht mehr. Also, selbst aktiv werden und Sachen (die einem am Herzen liegen) besser machen, soweit das geht.

        • Vielleicht weil du hier nur reinschaust, sobald dich eine Artikelüberschrift triggert?

          Wenn ich durch die letzten Wochen meines RSS-Feeds gehe, dann sehe ich zwar Kommentare zum Digitalzwang und Telegrams peinlichen Aktionen und Mastodon aber eben auch Plädoyer für Firefox, Anwenderhinweise für Synology, Übersichten zu Cloud-Verschlüsselung, den bislang ausführlichsten Test zu SuSE 15.6, wo ich im Netz finden konnte,Tipps zu SystemD, eine Testreihe zum G Pixel mit Grapheneos, Anleitungen für Adblock unter Android.

          Ich find das authentisch. Jubelmeldungen ohne tiefere Recherche bekomm’ ich bei Linuxnews genug in meinen Feedreader gespült.

          Wer steuert hier so viel zum Wissensfundus bei Linux bei? Ich hätte gerne mehr solche Blogs. Da ist zuletzt viel eingeschlafen und jetzt muss ich YT-Vids laufen lassen für den gleichen Content, den ich früher in der S-Bahn lese konnte.

          So aber nun genug Senf von mir.

  4. Lass dich von Leuten wie Gerda nicht entmutigen. Deine Beiträge sind wichtig. Sie durchbrechen den Mief der deutschsprachigen Linuxforen, in denen sich zu viele alteingesessene Foristen gegenseitig den Bauch pinseln. Ich, und mit mir sicher viele andere, schätzen Deinen analytischen Blick auf viele Themen und dass Du auch Entwicklungen in den Blick nimmst, die sonst im vorurteilsbehafteten Community-Mief nie diskutiert werden. Deine Beiträge zu TPM haben mir viel gebracht! Das hat sonst niemand im deutschsprachigen Raum aufgegriffen!

  5. Schreib doch mal bitte was zu BSD. Das packst du hier nur einen Halbsatz. Mich haben die ganzen Poettering’schen Neuerungen total gestört. Ich habe aber irgendwann begriffen: Das ist Linux. “Move fast and break thinks”. Das war Linux schon immer. Ich bin zu FreeBSD gewechselt und seitdem grundzufrieden. System aus einem Guss, keine abrupten Umbrüche und oben drauf der übliche Desktop und Programmüberbau.

  6. Inhaltlich und argumentativ kann ich folgen (ab Inhaltsverzeichnis). Deine Schlussfolgerungen in der Einleitung halte ich für Unfug.
    Die selben entwicklungsresistenen alten Männer (ein Klische) findest Du im M$ Universum und in der Apple-Bubble. Und es sind keineswegs nur Männer. Im Unternehmen wo ich arbeite haben wir diesen Frühling das letzte Win7 Gerät deaktivieren dürfen. Die Benutzerin war weiblich, hoher akademischer Abschluss, in den 40igern, Führungsperson. Das selbe Theater mit der Ablösung von Win7 gabs zuvor mit der Ablösung von Win95.
    Die Realität ist doch so das in jedem Lager gefühlt 99% Experten sind. Die Mehrheit davon kann keine fundierte Informatik-Ausbildung vorweisen. Wenn etwas nicht funktioniert wie erwartet, ist es Mist oder kaputt.
    Wenn wir davon ausgehen das ausgebildete oder studierte Informatiker “richtige” Experten sind, sieht das Bild trotzdem nicht besser aus. Im normalen KMU oder in der Stadtverwaltung (DACH) findest Du keinen IT Leiter welcher auch nur bereit ist darüber nachzudenken ob er seine Budgetprobleme oder Qualitätsprobleme mit FOSS entschärfen kann. Linux-Desktop will ich hier nicht ins Spiel bringen, aber selbst Linux im RZ ist in diesen Kreisen “des Teufels”.
    Meiner Meinung nach liegt Dein Denkfehler in Deiner Erwartungshaltung. Es sind wenige welche bereit sind proaktiv neue Dinge zu versuchen und über Alternativen für das Bestehende nachzudenken. Du erwartest das es viele sein sollten. Ausserdem sollte berücksichtigt werden das in der Linux Welt weit mehr User-Foren / Blogs existieren als in den closed-Bubbles der Konkurenz. Hier gibt es naturgemäss mehr “sichtbare Meinungen”

    • “Meiner Meinung nach liegt Dein Denkfehler in Deiner Erwartungshaltung. Es sind wenige welche bereit sind proaktiv neue Dinge zu versuchen und über Alternativen für das Bestehende nachzudenken. Du erwartest das es viele sein sollten.”

      Da magst du recht haben.

      “Ausserdem sollte berücksichtigt werden das in der Linux Welt weit mehr User-Foren / Blogs existieren als in den closed-Bubbles der Konkurenz. Hier gibt es naturgemäss mehr “sichtbare Meinungen””

      Sehe ich tatsächlich nicht so. Ich sehe bei Apple-Communitys deutlich mehr Bereitschaft Neuerungen der Firma zu begrüßen. Für Windows habe ich keine belastbaren Erfahrungen.

  7. Sorry. Ich kann dir bei keinem einzigen Punkt zustimmen.
    Nur weil etwas neu ist, ist es nicht zwangsläufig besser.
    Und auch eine steile Lernkurve sagt nichts darüber aus ob etwas gut oder schlecht ist. Ich würde sogar eher behaupten wenn man etwas lernen muss und ist es eher besser.
    Und als dann noch das Argument mit Männlich und Alter kam, waren sämtliche Argumente von dir unrelevant und nicht mehr glaubhaft.

  8. Wieder ein Community-Bashing das hierin gipfelt:
    > Die Ursache liegt meiner Meinung nach in der Struktur der Linux-Anwender auf dem Desktop. Sie ist männlich und überaltert.

    Menschen vorzuwerfen sie wären ein Problem für Linux, weil sie sind, was sie sind ist schon steil. Gegen das Alter und das Geschlecht kann man nur wenig tun.
    Mehr Gelassenheit und Toleranz würde uns allen guttun. Es wird sich durchsetzen, was sich durchsetzt. Und der Jugend gehört sowieso die Zukunft.

    • Wer soll denn für die Debatten verantwortlich sein, wenn nicht die Menschen, die sie führen?

      Und natürlich macht es einen Unterschied für eine Debatte, wenn sie von einer Gruppe geführt wird, die im Schnitt 25 ist oder im Schnitt – ich sag jetzt mal – 45 Jahre alt ist. Menschen werden mit fortschreitendem Alter eben im Schnitt konservativer und innovationsfeindlicher. Das ist ja keine Linux-Besonderheit.

      Wie komme ich auf die 45? Nun, man muss sich in den Diskussionsforen einfach mal ansehen, was da so für Referenzpunkte genannt werden. Wenn da olle Kamellen von 2007 oder gar 2002 bemüht werden, dann sind die Diskussionsteilnehmer halt nicht 18. Das ich mich an die ganzen Debatten da oben erinnere, sagt ja auch etwas über mich selbst aus.

    • Warum so betroffen? Ich musste unwillkürlich an die getroffenen Hunde denken. Natürlich reagieren ältere Menschen anders als jüngere. Was für eine bahnbrechende Erkenntnis hier vom Blogger. Ich würde sogar sagen, reifer, klüger und nachdenklicher. Ich habe eben schon einiges erlebt und weiß, dass nicht jede Neuentwicklung, die einem neuen Trend folgt, auch gut ist. Zu oft schon mitgemacht und das Produkt ist nicht besser geworden. Deshalb sind die Teams in meiner AG immer gemischt. Zu viele mit meinem Frustrationslevel wären auch echt übel. 😉 Das ist meiner Meinung nach nicht immer nötig, aber was soll’s. Aber es gibt wirklich nichts Peinlicheres als jemanden, der vergisst, wie alt er ist. In jeder Hinsicht.

  9. Ich bin nicht oft deiner Meinung, aber hier: 100% Zustimmung.
    Und bei den Kommentaren kann man eigentlich nur noch rufen: Popcorn!

  10. Wenn sich Linux auf modernen Mobilgeräten nicht durchgesetzt hat, was ist dann Android? 🙂

    Android ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein stimmig durchkonfiguriertes System von den Anwendern gut angenommen wird. Ein Beispiel auf dem Desktop dafür ist Ubuntu.

    Auch, wenn manche gerne über Ubuntu schimpfen; im Grunde funktioniert es out of the box recht problemlos und ist damit sowohl für reine Desktop-Anwender geeignet, wie auch für Menschen, die privat wichtigere Hobbys haben, weil sie in der Arbeit eh dauernd an Linux-Servern rumschrauben müssen. 🙂 (Da haben wir eher das Problem, dass sich die Kunden gerne gegen Updates zu wehren versuchen.)

    Ach ja, ich entspreche genau dem Klischeebild: “älterer” weißer Mann, der vor 15 Jahren auf Linux umgestiegen ist. So viel zum Thema Verallgemeinerung…

    • Android nutzt den Linux-Kernel. Also ja, das kann man schon so stehen lassen. Linux ist nur der Kernel ist ja ein beliebtes Argument.

      Für mich ist Android aber kein Linux. Es fehlt das GNU-Userland, die Möglichkeit Linux-Apps ausführen zu können, das freie Entwicklungsmodell etc.

  11. Ich weiß nicht, was manche unter einer Diskussion verstehen. Dass nur die eigene Meinung bestätigt wird und man sich gegenseitig auf die Schulter klopft? Neue Ansätze beginnen doch erst einmal damit, sie zur Diskussion zu stellen. Und dabei ist weder ignorantes Entwickeln, bei dem Einwände, weil sie unbequem sind, kurzerhand übergangen werden, noch stures Beharren auf dem vermeintlich Altbewährten hilfreich.

    Nach einigem Hin und Her bin ich jetzt doch seit geraumer Zeit ein Nur-noch-Linux-User und froh, damit momentan gut zurechtzukommen. Wichtig bei Neuentwicklungen ist mir neben der Qualitätsverbesserung die Usability, denn viele haben bei Änderungen die Befürchtung, damit mangels vertiefenden Kenntnissen nicht mehr klarzukommen. Aber im Grunde habe ich festgestellt, dass die Angst vor Neuem oft unberechtigt ist.

  12. So überspitzt wie im Blogeintrag sehe ich die Sache nicht aber ein Fünkchen Wahrheit ist da schon drin. Das sehe ich ja bei mir selber.

    Aber es ist ja meine persönliche Einstellung das ich keine Lust auf immutable Linuxsysteme und Flatpacks habe.

    Ich ergreife eben meine persönlichen Konsequenzen und bin privat vor einem Jahr komplett auf FreeBSD umgestiegen als ich als langjähriger openSUSE Leap Nutzer von den ALP Plänen erfahren habe.

    Das heißt ja nicht das ich nichts neues lernen will, bei FreeBSD war die Lernkurve ziemlich steil.

    Ich bin mit FreeBSD auf dem Desktop und Server sehr zufrieden und für meinen persönlichen Usecase vermisse ich da nichts. Ich setze wie unter Linux XFCE ein und verwende die gleichen Programme.

    Ich hoffe, das mir FreeBSD als eher klassisch orientiertes, unixähnliches System noch einige Jahre erhalten bleibt.

  13. Derlei Beiträge gab und gibt is in diveres “flame wars” der Vergangenheit zu diversen Themen, und genau sie tragen zum Ruf des Linuxthemas bei. Ob das so gut ist? Ich glaube nicht. Habe ich eine Lösung? Ja, Meckerköppe meckern lassen und über die Vorzüge und tollen Dinge der Community und der Software / Systeme schreiben.

    Danke für die Zusammenfassung der letzten größeren Änderungen.

  14. Zusammenfassend zeigt der Artikel wichtige Diskussionen und Konfliktlinien in der Linux-Community auf, jedoch sind diese nicht immer negativ. Im Gegenteil, sie tragen zur Entwicklung und Verbesserung des Systems bei, und viele Linux-Nutzer sind offen für Veränderungen und neue Technologien.

    Diskussionen und Debatten sind Teil des offenen Entwicklungsprozesses in der Linux-Community. Kritik und Diskussion führen zu besser durchdachten und stabileren Lösungen. Die Debatte um systemd hat zu Verbesserungen und einer besseren Integration in vielen Distributionen geführt.

    Widerstand ist nicht immer negativ; er stellt sicher, dass neue Lösungen gut durchdacht und geprüft werden, bevor sie weit verbreitet werden.
    Beispiel: Btrfs hat durch den anfänglichen Widerstand und die gründliche Prüfung eine robustere Implementierung erreicht.

    Ich wüsste nicht das die Apple oder die M$ Userschaft an der Entwicklung des Betriebssystems teilhaben dürfen. Die müssen quasi das Fressen was auf den Tisch kommt.

  15. Im Großen und Ganzen ein guter Artikel mit guten Beispielen, aber ab und an über’s Ziel hinaus, für meinen Geschmack.

    > Dabei sind viele Linux-Anwender strukturkonservativ und lehnen Veränderungen krampfhaft ab.

    Überall lehnen Menschen ungewohnte Neuerungen ab. Nicht alle gleichermaßen, aber sind Linuxanwender besonders anfällig? Bei jeder neuen Windowsversion höre ich, dass jetzt scharenweise die User von Bord gehen oder stur bei der Vor- oder Vorvorversion bleiben.

    Und was sind viele? 20% sind schon nicht wenige.

    Aber dass sie Neuerungen krampfhaft ablehnen ist eine herabsetzende Pathologisierung, das muss doch wirklich nicht sein – oder sprechen Belege für die Krampfhaftigkeit?

    Sowas bringt man, wenn man keine Argumente hat, aber Du hast doch Argumente!

    Zu den Beispielen (anekdotisches):

    * Die Kritik an ext4 ist mir gar nicht geläufig – wahrscheinlich weil ich bei der Vorstellung/Einführung zufriedener User von ReiserFS war.

    * Tja, Flatpak/Snap. Tja, denen gehört, oder hoffentlich etwas Besserem, wahrscheinlich die Zukunft, aber für den Anwender sehe ich die Nachteile überwiegen; sehe aber auch, dass für Entwickler und Distributionen diese Pakete einiges einfacher machen und damit billiger. Abhängigkeitshölle hatte ich noch keine.

    * An NetworkManager habe ich mich gerne und schnell gewöhnt und den Aufruhr wieder nicht mitbekommen.

    * PulseAudio dito.

    * systemd: Ablehnung wahrgenommen und anfangs gehofft, das aussitzen zu können. Irgendwann mich dann notgedrungen auseinandergesetzt und die Argumente dafür nachvollziehen können. Mein mühsam erworbenes Wissen zu Sys-V-init ist jetzt nahezu wertlos geworden, aber dass ich ihm eine Träne nachweine ist reine Sentimentalität. Die Ratio begrüßt systemd. Für die Bearbeitung fehlt ein schickes, bequemes, einsteigerfreundliches GUI-Werkzeug. Oder bin ich nur schlecht informiert?
    Aber wie vielen Linuxanwendern sagt denn der Name Poettering was, als dass das unreflektierte Abwehr hervorrufen könnte?

    * journalctl – ja, Binärformatphobie, es war nicht alles schlecht; dennoch siehe systemd: Berechtigter und willkommener Fortschritt; wahrscheinlich auch gut für den Raspi wg. Logs auf SD-Karte.

    * PolKit wurde auch weithin abgelehnt? Ich hab sporadisch Kontakt mit seinen Spuren im System, aber was es macht musste ich erst nachlesen. Auch dagegen gab es Vorbehalte/Stimmungsmache.

    * run0 habe ich mir auch noch nicht näher angesehen. Aber auch noch keine Stampede wahrgenommen.

    * usrMerge: Trivial. Gegessen. Abgehakt. Gibt es auch Argumente dagegen? Den sich formierenden Mob wieder nicht zu Gesicht bekommen.

    * wayland? Ja, richtig. Wayland braucht niemand. Oder so: Ich kann damit noch nichts anfangen. Entweder es hakt noch mit Zoom, oder mit meiner Grafikkarte oder mit VirtualBox einer Kombination aus 2 oder 3en davon. Wenn es reibungslos läuft habe ich nichts dagegen, aber seit 10 Jahren höre ich, dass es fast fertig ist. Übertriebener Skepsis hier steht, meine ich, übertriebene Euphorie da gegenüber.

    An der Gesamtschau kritisiere ich Punkt 4, 5 und 6.

    > Weil der Ansatz neu ist, zieht er sofort Kritik auf sich. Wenn es keine Argumente gibt werden Lügen und Halbwahrheiten verbreitetet. Am Ende setzt sich die neue Lösung nahezu immer flächendeckend durch.

    Oder die Lösung war keine, setzt sich nicht durch, und verschwindet sang und klanglos.
    Neue Ansätze hakeln natürlich und das zieht natürlich berechtigte Kritik nach sich. Manchen Fanboys erscheinen die Kritiker als Nestbeschmutzer und man teilt im Meinungskampf heftig aus.
    Wenn es sich dann hochschaukelt ist das natürlich oft schädlich, aber im günstigen Fall hilft die Kritik ja bei der Verbesserung des Programms. Ob es die immer auch ohne die Kritik gegeben hätte kann man natürlich schlecht sagen.

    Kritik kann sich aber nicht nur an Bugs festmachen. Programmierer, Distributionen, Anwender, Profis und Amateure, Administratoren und Einzelplatz-PC-User haben oft auch unterschiedliche Anforderungen, und was für den einen ein Vorteil ist, ist für den anderen ein Nachteil, ohne dass eine Seite objektiv Recht hätte.

    Profis und Administratoren haben m.E. auf die Entwicklung einen stärkeren Einfluss als einfache Desktopuser. Sie haben i.d.R. mehr Kontextwissen, sind besser vernetzt, haben mehr einschlägige Kanäle die sie bespielen.

    > Am Ende setzt sich die neue Lösung nahezu immer flächendeckend durch.

    Ich denke für eine derartige Aussage hast Du zu viel Cherrypicking betrieben. Wo ist Upstart? Wird snap oder flatpak das Rennen machen, oder sind 2 universelle Paketformate wirklich ein Fortschritt? Klar, was sich nicht durchgesetzt hat, das wird auch bald wieder vergessen, aber um einen Survivalbias nicht auszuschließen müsste man objektive Kriterien aufstellen, was eine vielversprechende Innovation ist, und wann man sagen kann, sie hätte sich flächendeckend durchgesetzt. Die Offenheit des Systems erlaubt es Nischenlösungen ewig zu existieren.

    > Niemand will mehr etwas gegen die Lösung gehabt haben.

    Ist das so? Und wenn eine Innovation ein Fehlschlag ist, dann räumen alle Befürworter später ein, voreilig geurteilt zu haben?

    Tja, der Pool der Prinzipien. Das sind ja alles legitime Einwände.

    Aber richtig – es sollten keine Dogmen sein.

    Die Struktur der Linux-Anwender auf dem Desktop:

    > Die Community ist stark männlich geprägt. Das war sie schon immer. Es liegt am Thema, der Netzkultur etc. pp. Für die Debattenkultur war das nie förderlich.

    Halte ich für eine unbelegte Behauptung. Dass gemischte oder weiblich dominierte Gruppen eine bessere Debattenkultur hätten bliebe erst noch zu zeigen.

    > Das Durchschnittsalter steigt mangels Nachwuchs stetig an.

    Linux gibt es erst seit Anfang der 90er. Damals begann der PC-Boom und erfasste primär Studenten, die sich alle nicht mit Schreibmaschinen abmühen wollten. Wer konnte kaufte sich einen PC, auch wenn er nicht mathematikaffin war. Mit jedem Jahrgang wurde es selbstverständlicher einen Computer zu haben mit Drucker und Bildschirm, später Soundkarte, CD-Laufwerk, Modem, Mitte der 90er gar Netzwerkkarte. Wer nicht von Beginn an mitgemacht hat, der stieg vielleicht erst 2, 3 Jahre später ein. In ältere und jüngere Jahrgänge breiteten sich Computer langsamer aus, in jüngere aber leichter, weil die ja älter wurden.

    Wer 1994 20 war, der ist heute 50. Ich vermute dass die Computersättigung in Haushalten, in denen ein 50jähriger wohnt, ziemlich groß ist. Auch viele 60, 70jährige sind später auf den Zug aufgesprungen – Internet muss man haben, auch wenn einigen heute das Handy reicht. Noch ältere haben es zum Teil sicher ausgesessen, wenn sie nicht beruflich oder über Vereine oder als Statussymbol usw. ein Gerät gebraucht haben. Jüngere brauchten dann auch fast flächendeckend einen Computer für die Schule.

    Dass jetzt jüngere Jahrgänge weniger zu Linux neigen leuchtet mir nicht ein. Seit wenigen Jahren wird die Spielesituation deutlich besser für Linux, das dürfte sich positiv auf die Akzeptanz bei Jugendlichen auswirken, fängt aber erst langsam an.

    Aber natürlich bleiben viele User, die Linux in den 90ern schon gute Erfahrungen machten, oder dank leichterer Installation ab Mitte der 0erjahre, dem System erhalten und altern dabei. Deshalb nimmt der Anteil der älteren, die Linux benutzen, weiter zu. Anfangs war es nur in Hacker/Programmierer/Netzwerkerkreisen, Informatikstudenten bekannt. Dort starke Adaption, in Kreisen die sich verstärkt für Datenschutz interessieren, in kommerzkritischen und US-kritischen Milieus. Überall, wo man mindestens jmd. gut kennt, der Linux schon benutzt, konnte es langsam einsickern. Aber Senioren mit Linux waren früher sehr selten.

    > Der Kausalzusammenhang zur Debattenkultur zwischen Geschlecht und Generation ist kein exklusives Linux-Thema. Studien zur Verbreitung von Fake News zeigen, dass Männer und ältere Menschen anfällig dafür sind und diese häufiger verbreiten.

    Kommt drauf an was man unter Debattenkultur und Fake-News versteht, ob man beispielsweise Religionen zu Fakenews zählt, Horoskope, Fakenews aus Königs- und Promihäusern – da würde ich zur gegenteiligen Geschlechtslastigkeit tendieren. Zu weiblicher Debattenkultur fehlt mir die Einsicht. Wer gar nicht debattiert, der hat auch keine Debattenkultur. Gibt es auf Insta und X Debatten? Wieviel Prozent der Linuxuser nimmt denn überhaupt an Debatten teil – gibt es dazu plausible Schätzungen?
    Gibt es überhaupt eine Synchronizität von Debattenkultur und Fakenews? Kann man Erkenntnisse aus dem Fakenewsbereich so mir nichts, dir nichts, ins Debattenkultursegment übertragen? Was sind die Fakenews, die in/über Linux kursieren, die in Teilen der Gruppen meinungsbildend werden?

    > Zusammen mit den ersten zwei Punkten führt zu einem stark innovationsfeindlichen Klima.

    Also dass Männer tendenziell innovationsfeindlicher wären als Frauen, dafür will ich schon einen Beleg sehen. 🙂 Dass Ältere innovationskritischer sind könnte ein Effekt von Lebenserfahrung sein, den man nicht leger unter innovationsfeindlich subsummieren sollte.

    Es gibt eigentlich keinen guten Grund, alle Kritiker an Neuerungen in ein schlechtes Licht zu rücken. Man sollte die Argumente anhören und überlegen, ob da was wahres dran ist. Ja, Ablehnung unter Berufung auf Tradition alleine ist nicht konstruktiv. Heißt aber auch noch nicht, dass sie falsch ist.

    > Noch eine Migration möchte man sich selbst scheinbar nicht zumuten. Das ist dann zu viel Innovation.

    Naja – wer über Snap beispielsweise die Nase gerümpft hat, und zu einer anderen Distribution deswegen gewechselt ist, der hat vielleicht einen größeren Sprung gemacht als der, der Ubuntu treu geblieben ist. Konservativität könnte man auch mit Beharren auf die gewohnte Distro identifizieren.

    Ich will nicht sagen, dass Deine Analyse ganz falsch ist, aber weniger Strohmänner, weniger Abwertung und Unterstellungen hätten der Betrachtung m.E. gut getan.

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