Experiment: Pixel Tablet als Notebook-Ersatz

  1. Experiment: Pixel Tablet als Notebook-Ersatz
  2. Google Pixel Tablet als Notebook-Ersatz: Die Hardware
  3. Google Pixel Tablet als Notebook-Ersatz: Erste Erfahrungen

In meinem persönlichen Jahresrückblick hatte ich bereits über die Überlegungen berichtet, mein Notebook zugunsten eines Pixel Tablet zu ersetzen. Ich bin selbst noch nicht ganz davon überzeugt, aber möchte es gerne mal ausprobieren.

Die Überlegung basiert auf zwei komplementären Beobachtungen:

  1. Ich habe beruflich mindestens einmal im Jahr mit größeren Gruppen von Studierenden zu tun. Dabei stelle ich seit einiger Zeit fest, dass immer weniger klassische Laptops verwendet werden und immer mehr mit Tablets kommen. Manche Leute reagieren darauf mit einer mürrischen „Junge-Leute-haben-keine-Ahnung“-Attitüde. Ich selbst hinterfrage durch solche Erfahrungen immer wieder mein eigenes Nutzungsverhalten. Brauche ich wirklich ein Notebook oder bin ich es nur gewohnt?
  2. Ich habe mir einen All-in-One-PC für zu Hause gekauft. Mein Notebook liegt so viel ungenutzt herum, dass vor kurzem sogar der komplette Akku leer war, ohne dass ich es gemerkt habe. Das hat zwei Nebeneffekte. Erstens sinkt mein Anspruch an das mobile Gerät, weil ich vieles nur noch auf meinem großen PC erledige und die Daten auch nicht mehr synchronisiere. Zweitens entsteht ein gewisses Missverhältnis zwischen dem Pflegeaufwand einer Linux-Installation und dem Nutzen. Hier werden wieder einige mit den Augen rollen, aber keine Linux-Installation ist so wartungsarm wie mein GrapheneOS auf dem Smartphone.

Das finanzielle Risiko dieses Experiments war für mich tragbar, da wir uns sowieso ein Tablet für den Urlaub etc. anschaffen wollten. Schließlich nehme ich mein Notebook nicht mit in den Urlaub, um Touren zu planen. Mit dem Smartphone wird uns das schnell zu „fummelig“. Wenn das Experiment also scheitert und ich weiterhin ein vollwertiges Notebook brauche, dann wird das Google Pixel Tablet nur noch für solche Dinge zum Einsatz kommen. Ohne dieses Experiment hätte ich mir aber wahrscheinlich ein günstigeres iPad aus dem Vorjahr gekauft.

Das Pixel Tablet hat eher durchwachsene Bewertungen erhalten (z.B. Test bei Golem), aber es ist leider für mich das einzige in Frage kommende Tablet. Apples iPads sind immer noch das Maß der Dinge, aber integrieren sich halt überhaupt nicht in mein Geräte-Ökosystem. Alternativen gibt es nur mit Android. Der Mobile-Zug bei Linux ist meiner Ansicht nach abgefahren. Die Herstellerversionen von Android würde ich aber niemals nutzen, weil mir da zu viele Daten an Google und den Gerätehersteller abfließen. LineageOS halte ich hinsichtlich der Sicherheit für eine fragwürdige Alternative und der Support für die Hardware ist ein reines Glücksspiel. Das einzige für mich in Frage kommende Aftermarket-System ist GrapheneOS und das unterstützt halt nur Pixel-Geräte.

Bei der Zusammenstellung schielt man schon neidisch auf die Apple-Kundschaft. Die bekommen ein iPad Pro gleich mit Folio Keyboard mitgeliefert. Will man das Pixel Tablet vergleichbar nutzen, muss man sich die einzelnen Komponenten zusammensuchen. Das ist zwar etwas günstiger als die Apple-Lösung, aber für echte Budgetpreise darf man auch nicht zum Pixel greifen, sondern muss sich ein Huawei oder ähnliches suchen, das man dann mit seinen Daten bezahlt. Ich benutze diesen Blog nicht als Werbeplattform, daher verzichte ich auf meine persönlichen Empfehlungen für ein Cover und eine kleine Tastatur. Diese Defizite haben Golem zu der Einschätzung veranlasst, dass das Pixel eher als Sofa-Tablet konzipiert ist. Man muss es aber nicht so benutzen.

Die Installation von GrapheneOS ist sehr gut beschrieben und verläuft völlig reibungslos. Die Unterstützung des Pixel Tablet entspricht derjenigen von Google. Das betrifft meines Erachtens nach zwei wesentliche Modifikationen. Es gibt ein Dock am unteren Bildschirmrand und der Launcher als Startmenü-Ersatz, wenn man vom unteren Bildschirmrand hinein wischt.

Da ich GrapheneOS auf meinem Smartphone benutze, waren mir die Reichweiten und Grenzen von F-Droid natürlich bewusst. Auf meinem mobilen Begleiter brauche ich nicht viel. Browser, Mail, Kalender, ein paar Synology Apps und die Möglichkeit Office-Dateien anzuzeigen und ggf. zu bearbeiten. Das ist im Prinzip alles.

Im täglichen Betrieb merkt man aber leider, dass Google mit Android bisher keinen Fokus auf Tablets gelegt hat. Obwohl es seit einigen Jahren die beliebten Tablets von Samsung gibt, sind viele Apps schlecht an das große Format angepasst. Einige starten sogar in einem kleineren Format, andere nutzen den Platz schlecht aus.

Zur Veranschaulichung zwei exemplarische Apps. Zuerst die in GrapheneOS integrierte App zur Dateiverwaltung:

Hier erscheint die in der Smartphone-Variante nur per Wischgeste einblendbare Sidebar dauerhaft im größeren Format und die App kann im Tablet-Format sinnvoll genutzt werden. Weniger Funktionen als z.B. in der Dateiverwaltung von GNOME werden dem Nutzer auch nicht geboten.

Ein negatives Beispiel ist K9Mail:

Das Bild zeigt einen Screenshot von K9-Mail in der Tablet-Ansicht

Es wird lediglich die Nachrichtenliste eingeblendet. Es wäre genug Platz um gleichzeitig die Ordnerliste und/oder die E-Mail-Vorschau zu zeigen, aber dies wird von der App nicht unterstützt.


Edit: K9Mail kann doch auch die Nachrichtenvorschau anzeigen. Mehr in den Kommentaren.

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.
  1. Vielen Dank für den Artikel. Ich bin Pädagoge und benutze GrapheneOS auch auf dem Smartphone und habe auch nach einem sicheren Tablet gesucht. Meiner Meinung nach ist Linux auf einem Tablet durchaus verwendbar, und zwar auf den Microsoft-Surface-Geräten. Auf meinem GO2 läuft Ubuntu mit Gnome einwandfrei mit sehr wenigen Einschränkungen im Vergleich zu Android. Zum Original-Windows-10 auf den Geräten kann ich sagen: Ubuntu ist da sogar besser in Sachen Performance und Nutzbarkeit. Der entscheidende Punkt sind zwei Gnome-Extensions: App Icons Taskbar und Improved OSK. Optional Hide Clock. Um das herauszufinden, habe ich allerdings einige Zeit lang basteln müssen…

    Als nettes Plus läuft auf dem Go2 auch LineageOS über Waydroid. Das ist oft sehr nützlich.

    • Aber da habe ich dann wieder den ganzen Wartungsaufwand einer normalen Linux-Distribution. Für die Tätigkeiten, die ich mobil erledige, ist das einfach overkill.

  2. Ein Microsoft Surface mit Linux bespielten ist keine Option?

    Ich denke darüber nach, das bei mein Surface Pro 5 nach Ablauf des Win10 Supports zu machen.

  3. Was genau ist denn der Wartungsaufwand einer Linux-Distribution? Jeden Tag/Woche einmal einen Befehl zum Updaten?

    Ich hab auch ein KDE auf meinem Surface laufen, das funktoniert einwandfrei und deutlich performanter als Windows.

    • Und dazwischen gibt es Distributionsupdates oder bei Rolling Release alle paar Monate ein größeres Konfigurationsproblem. Rolling Release ist auch gefährlich, wenn man die Maschine nur alle 1-2 Monate mal startet und dann updaten will. Bei Arch z.B. sind dann die Upgradepfade teilweise nicht mehr vorhanden.

      Ich habe den direkten Vergleich und mein Smartphone bekommt einmal im Monat ein Update und völlig geräuschlos einmal im Jahr ein Android Update. Aufwand für den Nutzer gleich null. Da kann Linux einfach nicht mithalten.

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