Boxcryptor von Dropbox übernommen

Ein bisschen untergegangen ist bei mir und vielen anderen vermutlich die Meldung, dass Dropbox von der Secomba GmbH deren Produkt Boxcryptor erworben hat. Das hat direkte Folgen für die Anwender.

Boxcryptor war so etwas wie der Pionier der Cloudverschlüsselung und in Zeiten von Kompatibilität mit EncFS auch unter Linux-Nutzern beliebt. Danach hat es durch Premiummodelle und Accountpflicht etwas an Relevanz eingebüßt, aber hatte immer noch große Marktanteile. Vor allem jene Anwender, die etwas einfach nur nutzen wollen und kein aufwendiges Setup wünschen, griffen oft zu Boxcryptor. Bis zuletzt bot man eine rudimentäre Linux-Unterstützung an.

Mit der Übernahme durch Dropbox werden Teile der Funktionalität vermutlich in Dropbox-Premium einziehen. Dropbox zeichnete sich in der jüngeren Vergangenheit leider nicht mehr dadurch aus, Linux besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Alle anderen Kunden schauen in die Röhre bzw. ihre Abos laufen sicherlich irgendwann aus. Neue Accounts bzw. Kunden werden nicht zugelassen. Alles andere ergäbe auch keinen Sinn und Dropbox hat sicherlich kein Interesse, die Verschlüsselungslösung für andere Cloudanbieter einzusetzen. Die Daten der Bestandskunden sollen angeblich in Deutschland bleiben und nicht an Dropbox gehen.

Ganz allgemein ist es aber mal wieder ein kleiner Hinweis, dass auch deutsche Firmen übernommen und ihre Daten anschließend ins Ausland fließen können. Selbst wenn das im vorliegenden Beispiel nicht der Fall sein soll. Man sollte also auch bei deutschen oder europäischen Firmen nicht zu freigiebig mit Daten umgehen, nur weil diese der DSGVO unterliegen und gewisse Schutzstandards bieten. Sind Daten in der Welt, sind sie in der Welt.

Für Boxcryptor-Kunden ist nun also die Zeit gekommen, auf ein anderes Produkt zu wechseln. Mit Cryptomator gibt es zum Glück seit Längerem eine quelloffene, funktionale und einfach zu nutzende Alternative, die für alle Plattformen zur Verfügung steht. Open Source-Freunde und Linux-Anwender kennen diese sicherlich, sofern sie Verschlüsselung in der Cloud nutzen.

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