LTS Distributionen sind für mich das Maß der Dinge. Lange Produktlaufzeiten, wenig Wartungsaufwand und hohe Funktions- und Laufzeitstabilität sind nicht nur im Servereinsatz wichtig. Trotz hunderter Distributionen gibt es nur wenige LTS-Varianten (siehe: Linux – Eine sichere Basis). Mit CentOS steht hier ein weiteres Projekt vor dem Ausfall.
Natürlich sind Arch, Manjaro, Tumbleweed und wie sie alle heißen tolle Projekte und für den individuellen Desktopeinsatz gut geeignet. Ich glaube auch gerne, dass viele nie oder nur extrem selten Probleme bei Updates haben. Sie taugen aber kaum für den wartungsarmen Masseneinsatz, wo der Anwender nicht selbst die Administration übernehmen kann oder will.
Es braucht diese ständigen Updates eigentlich auch nicht. Linux auf dem Desktop ist im Wartungsmodus (siehe auch: Kein Ubuntu 20.04 Test). Ob ich nun GNOME Shell 3.32 oder 3.28 verwende macht weder funktional, noch von der Stabilität einen Unterschied. Das gleiche gilt für Plasma, LibreOffice und viele weitere Projekte. Relevant sind über eine lange Laufzeit lediglich neue Treiber für neue Hardware (entweder über massive Kernel-Modifikation durch den Distributor oder neue Kernel-Versionen) und neue Browser-Versionen.
Ich habe deshalb – sofern der Anwender mit GNOME klar kam – CentOS auch für den Desktop immer gemocht. 10 Jahre Ruhe am System sind einfach eine Hausnummer. Im Serverbereich dürfte CentOS neben Ubuntu LTS und Debian ebenfalls für viele eine maßgebliche Rolle spielen.
Wie Michael Kofler in seinem Blog aber zu recht thematisiert fällt CentOS 8 inzwischen für den Produktiveinsatz eigentlich aus. 71 und 48 Tage ohne Updates sind indiskutabel. Das Projekt scheint hier leider auch nicht willens oder fähig etwas zu ändern.
Im LTS Bereich wird es jetzt eng. Die sehr lange Supportdauern von 10 Jahren bietet nun nur noch SLED gegen eine – preislich allerdings vollkommen akzeptable – Subscription. Wer mit circa 3-5 Jahren leben kann hat noch Debian, openSUSE Leap und Ubuntu LTS zur Auswahl. Viel ist das nicht mehr. Gegebenenfalls muss man sich wirklich mit Oracle Linux beschäftigen, auch wenn sich dabei alle Nackenhaare aufstellen.
Bilder:
Einleitungsbild und Beitragsbild von von mohamed Hassan via pixabay