Kommentar: Der fatale Glaube an Open Source

Heise berichtete heute über eine Analyse zu OpenPGP, die im wesentlichen die Ersetzung von OpenPGP in allen Bereichen fordert. Sowas kommt natürlich am Freitag für die Klickzahlen, dennoch legt es den Finger in die Wunde. OpenPGP ist eine eierlegende Wollmilchsau mit Rückwärtskompatibilität bis in die 90er und in jedem Einsatzgebiet gäbe es bessere Alternativen.

Anlass der Debatte ist das aktuelle Problem der SKS Keyserver (siehe auch: Kommentar: OpenPGP Keyserver – Letzte Zuckungen), aber die Probleme mit OpenPGP sind nicht neu. EFAIL war ein ganz schöner GAU – sowohl hinsichtlich der technischen Probleme, als auch der Kommunikation – den die PGP-Anhänger schnell verdrängt haben (siehe: Kommentar: EFAIL – Nebelkerzen und was ist eigentliche eine Lücke?). Genau genommen ist der einzige Bereich, in dem PGP nicht zu ersetzen ist die E-Mail Verschlüsselung. Der Grund liegt hier aber weniger in den Qualitäten von OpenPGP, sondern schlicht darin, dass sich hier zwei uralte Protokolle treffen und ihre Goldene Hochzeit feiern.

Interessant an dem Artikel ist ein Blick in die Heise-Kommentare. Hier sieht man die übliche Abwehrstrategie der Befürworter dieser uralten Technologien. Auf Kritik kontert man mit Whataboutism und vor allem dem hochhalten des Open-Source– bzw. Community-Gedankens.

Merke: Mache etwas nur quelloffen, dezentralisiere es und bilde eine treue Community. Dann ist es auf jeden Fall sicher.

Vielleicht gibt es auch nur keine ernsthaften Angriffe auf PGP, weil es schlicht niemand nutzt und es deshalb uninteressant ist. Das wäre dann nicht Security through obscurity, sondern Security through insignificance. Nichts worauf man wirklich vertrauen sollte.


Bilder:

Einleitungs- und Beitragsbild von Tumisu via pixabay

Kommentieren Sie den Artikel

Ergänzungen dienen der Diskussion über die Inhalte des Artikels. Nachfragen, Anmerkungen und Ergänzungen sind dezidiert erwünscht. Ergänzungen werden vor der Veröffentlichung moderiert. Wir behalten uns vor Kommentare ohne inhaltlichen Bezug oder abseitige Diskussionen nicht zu veröffentlichen.

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Mehr aus dem Blog

openSUSE Leap 16 am Horizont

Nachdem Red Hat mit Fedora Silverblue schon länger im Bereich der unveränderbaren Linux-Systeme experimentiert, hat sich SUSE vergangenes Jahr entschieden, die Enterprise-Distribution SUSE Linux...

Fedora Silverblue – Toolbox für grafische Anwendungen

Unveränderbare Linux-Systeme wie Fedora Silverblue nutzen als Standard Flatpak für Anwendungsinstallationen. Doch noch liegen nicht alle Anwendungen als Flatpak vor. Diese können dann entweder...

Fedora Silverblue im Praxistest

Ich liebe LTS-Distributionen, aber diese bewahren einen leider nicht vor defekten SSDs im Notebook. Da ich keine Vollsicherung der Systeme mache, sondern nur Datenbackups...

Neues Design bei Mozilla Thunderbird

Die Entwickler von Mozilla Thunderbird wagen sich an eine Modernisierung des überkommenen Designs. Dabei zeigen sich die alten Probleme der Open Source Entwicklung. Mangels...