SiSyPHuS Win10 – BSI nimmt Windows 10 unter die Lupe

Windows 10 ist ein Datenschutz-Unfall. Diese Meinung vertreten seit Veröffentlichung der aktuellen Version des Microsoft-Betriebssystems nicht wenige. Kaum jemand hat sich aber so tief in das System eingearbeitet wie das BSI mit seinem Projekt SiSyPHuS Win10.

Das Thema ist nicht neu. Die ersten Meldungen diesbezüglich kamen schon aus dem vergangenen Oktober. Das gesamte Projekt lässt sich das BSI einiges kosten, was aber auch an der Bedeutung von Windows für die Verwaltung liegt.

In der ersten Ankündigung gab das BSI schon einen Einblick in das Drama:

Den Analysen zufolge hat die in Windows 10 „ab Werk“ eingebaute Telemetriekomponente umfassende Möglichkeiten, auf System- und Nutzungsinformationen zuzugreifen und diese an den Hersteller zu versenden. Obwohl die Nutzer unterschiedliche Telemetrielevel einstellen können, ordnet der Telemetriedienst die vorhandenen Telemetriequellen diesen Leveln im laufenden Betrieb dynamisch zu. Hierfür lädt der Dienst mehrmals pro Stunde Konfigurationsdaten nach. Eine Unterbindung der Erfassung und Übertragung von Telemetriedaten durch Windows ist technisch zwar möglich, für den einfachen Anwender allerdings nur schwer umzusetzen. Zudem haben auf dem Rechner installierte Anwendungen wie der Internet Explorer und Microsoft Office die Möglichkeit, auch ohne den zentralen Telemetriedienst des Betriebssystems Telemetriedaten zu erfassen und an den Hersteller zu versenden.

BSI Pressemitteilung vom 20.11.2018

Eine Übersicht über die bislang abgeschlossenen Projekte und die noch ausstehenden Teile findet sich hier.

Besonders interessant ist die Analyse der Telemetrie-Funktionen von Windows 10. Ohne jetzt im Detail die einzelnen Lösungswege wiederzugeben kann man zusammenfassend feststellen, dass eine Deaktivierung der Funktion nicht direkt möglich ist. Stattdessen müssen unter anderem die bekannten Telemetrie-Endpunkte in der lokalen Hostdatei blockiert werden.

In diesem Blog wird nie undifferenziert zu Open Source geraten oder Betriebssysteme verteufelt, aber Windows 10 ist damit faktisch Spyware. Ein System das nicht steuerbar Daten an Microsoft überträgt kann unmöglich eine sichere Alternative für den Einsatz in Behörden, Firmen und Privathaushalten sein. Da hilft keine Verrenkung und keine noch so tief gehende Prüfung. Natürlich ist vollkommen klar, dass eine Umstellung nicht leicht ist und vermutlich auch in vielen Bereichen nie erfolgen wird (siehe auch: Kommentar: Das Ende von LiMux – eine Nachbetrachtung) aber Windows 10 kann unmöglich empfohlen werden.

Kommentieren Sie den Artikel

Ergänzungen dienen der Diskussion über die Inhalte des Artikels. Nachfragen, Anmerkungen und Ergänzungen sind dezidiert erwünscht. Ergänzungen werden vor der Veröffentlichung moderiert. Wir behalten uns vor Kommentare ohne inhaltlichen Bezug oder abseitige Diskussionen nicht zu veröffentlichen.

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Mehr aus dem Blog

Red Hat paketiert kein LibreOffice mehr

Das Red Hat Display Systems Team - also das Team, das sich um den Desktop kümmert - hat angekündigt, die Paketierung von LibreOffice für...

Realitäten sind grau

Wenn es um proprietäre und freie Software (im öffentlichen Dienst) geht, wird gerne ein Schwarz-Weiß-Bild gezeichnet. Dort der böse proprietäre Monopolist, der immer die...

Zwischenruf: Der Bund zahlt für Microsoft und die Open-Source-Peergroup lässt tief blicken

Ungefähr einmal im Jahr sind die Lizenzkosten von Microsoft in gewissen Kreisen ein Thema. Über 200 Millionen zahlt der Bund mittlerweile für seine IT....

Schwerpunktseite zu Synology überarbeitet

2019 habe ich mir eine Synology DS218 zugelegt und damit die Zeit der Do-it-yourself-Lösungen mit FreeNAS & Co. beendet. Das war wohl eine meiner...