openSUSE Leap 15.1 im Test

Das openSUSE-Projekt hat die nächste Minor-Version seiner stabilen Variante Leap veröffentlicht. In das System fließen die Änderungen im SP1 von SUSE Linux Enterprise 15 ein, sowie teilweise neue Paketversionen der Community. Insgesamt dient die Version allerdings der Systempflege und überrascht nicht mit aufregenden und fehlerträchtigen Änderungen.

Leap und Tumbleweed sind die komplementären Veröffentlichungen von openSUSE (siehe: openSUSE Leap). Während Tumbleweed als Rolling-Release Distribution konzipiert ist und die fortlaufenden Entwicklungen in der Linux-Communty widerspiegelt, ist Leap auf Stabilität ausgerichtet. Jede Hauptversion von Leap wird ca. 3 Jahre mit Updates versorgt. Die aktuell veröffentlichte Minorversion mindestens 18 Monate lang. Das System von Haupt- und Minorversionen kennt man von anderen Enterprise-Distributionen wie RHEL/CentOS (siehe: RedHat Enterprise Linux / CentOS)

Große Veränderungen erfolgen immer nur mit den Hauptversionen, während die Minorversionen lediglich der Produktpflege dienen und selektive Updates einspielen. Es sind daher keine systemumstürzenden Änderungen für diese Version zu erwarten.

Versionen

Basisversionen

OpenSUSE Leap übernimmt, wie auch die Vorgängerversion, einen großen Kernbestand an Paketen von SUSE Linux Enterprise 15. Hier integriert man nun die SP1 der Enterprise-Variante. Die neue Version basiert daher auf dem bereits recht abgehangenen Kernel 4.12. Hier nutzt man die gleiche Version wie in Leap 15.0. Hinzu kommt allerdings das neue Mesa 18.3.

Desktop

Im Desktopbereich bleibt man ebenfalls bei KDE Plasma 5.12, was aber der aktuelle LTS-Desktop des KDE Projekts ist. Bei GNOME bleibt man mit Version 3.26 ebenfalls bei der vorherigen Version. Einzug hält hingegen MATE 1.20. Nichts neues gibt es bei Xfce und LXDE, beide Projekte sind jedoch auch Upstream fast tot. OpenSUSE Leap folgt also dem bewährten Prinzip aktuelle Desktopversionen mit einer LTS-Basis zu verknüpfen.

Programme

Das Paket wird komplettiert durch KDE Applications. Im Gegensatz zu Plasma liefert man hier die leidlich aktuellen Version 18.12. Für Office liegt LibreOffice 6 vor, allerdings werden Updates hier erfahrungsgemäß an den Anwender weiter gereicht. Hinzu kommen natürlich viele weitere Programme. Die Paketquellen sind nicht so umfangreich wie bei Debian und Ubuntu, aber es gammeln durch den Releaseprozes von openSUSE auch deutlich weniger ungepflegte Programmleichen in diesem herum.

Neuerungen

Die Versionen deuten bereits an, dass es mit openSUSE Leap 15.1 keine Überraschungen gibt. Von zaghaften Versionsaktualisierungen abgesehen gibt es lediglich kosmetische Neuerungen.

Installationsroutine

Die Installationsroutine zeigt nun auf der linken Seite, wo man sich im Prozess befindet. Das ist ziemlich praktisch.

In der Installationsroutine hat man auch andere Änderungen aus SLE übernommen. Bei der Desktopauswahl im Abschnitt Systemrolle ist KDE Plasma nicht mehr vorausgewählt, sondern es gibt keine offensichtliche Präferenz. Der Anwender hat die Wahl zwischen KDE Plasma, GNOME, einem Allgemeinen Desktop, sowie den zwei Server-Varianten „Server“ und „Transaktionaler Server“. Plasma wird allerdings zuerst gelistet, wodurch die alte Präferenz noch ein wenig durchkommt.

Neu ist ebenfalls, dass der Anwender wählen darf ob er die leistungsmindernden Patches gegen die vielen Fehler in Intel-CPUs der vergangenen Monaten aktivieren möchte. Im in den Installationseinstellungen verbirgt sich das im Abschnitt Sicherheit unter dem etwas kryptischen Namen „CPU-Herabsetzung“.

YaST

YaST hat ein neues Icon-Set spendiert bekommen, dass sich an Breeze anlehnt.

Programmauswahl

Frühere Versionen von openSUSE zeichneten sich durch eine teils widersprüchliche Standard-Programmauswahl aus. Teilweise auch unabsichtlich durch zirkuläre Abhängigkeiten der Pakete. Hier hat man deutlich aufgeräumt! OpenSUSE liefert zwar noch immer einen umfangreichen Desktop aus, aber z. B. digiKam und GIMP sind nicht mehr im Standardumfang. Im Unterschied zu Debian oder Ubuntu kann man hier aber in der Installationsroutine bereits eine individuelle Auswahl treffen.

Fazit

OpenSUSE Leap läuft sehr stabil, tendiert aber zunehmend dazu Neuerungen im Linux-Umfeld erst nach einiger Zeit zu integrieren. Leap bietet weiterhin einen konventionellen Linux-Desktop ohne ideologischen Überhang wie bei den puristischen KDE oder GNOME-Implementierungen, die z. B. KaOS oder Fedora ausliefern. Wer aktuellere Versionen benötigt muss allerdings zum Tumbleweed-Zweig greifen.

Trotz der abgehangenen Basis liefert man einen funktionalen Desktop ohne Überraschungen für den Anwender. Viele werden genau dies an openSUSE Leap schätzen.

OpenSUSE Leap hat bei mir sowohl als Server, wie auch für Desktopsysteme und virtuellem Maschinen einen festen Platz – Leap 15.1 wird daran nichts ändern, aber die Neuerungen sind so gering, dass es auch nicht sofort im Mai oder Juni auf alle Geräte muss. 

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