Kampagne gegen “Digitalzwang” – Digitale Verweigerung ist keine Lösung

Es gab in der Privacy-Szene schon immer die latente Tendenz, digitale Neuerungen abzulehnen und Enthaltsamkeit als Lösung anzupreisen. Neu ist die Massivität mit der prominente und reichweitenstarke Akteure wie Digitalcourage oder netzpolitik.org dieses Jahr ihre Kampagne gegen den “Digitalzwang” vorantreiben.

Das Thema ist meiner Ansicht nach so deutsch wie kaum ein anderes. Ich vermute, kaum ein Europäer könnte die Stoßrichtung dieser Kampagne nachvollziehen. Sie knüpft an alte deutsche Marotten und Sonderwege an. Neuerungen im digitalen Bereich wurde stets mit Ablehnung begegnet. Überwachung! Weltuntergang! Digitales Armageddon! Braucht man nicht, will man nicht. Es sind diese Sonderwege, die die digitale Misere in Deutschland verursacht haben. Die Digitalisierung wurde nicht verschlafen, sondern aktiv verhindert. Statt Prozesse mitzugestalten, verzögerte man sie und konnte am Ende nur das von anderen Gesellschaften geschaffene Ergebnis übernehmen. Ein Umstand, der gerade von den genannten Plattformen so oft beklagt wird.

Falsche Motivation

Hinter der Kampagne stehen meiner Meinung nach zwei komplett falsche Ansätze:

  • Die Menschen müssen sich entziehen können, weil sie “den Computer” oder “das Internet” ablehnen bzw. damit nicht klarkommen. Diese Einstellung “Das kann ich nicht” oder “Das brauche ich nicht” hat schon unnötig viele digitale Analphabeten hervorgebracht. Statt die Flucht in die Verweigerung zu begrüßen, sollte digitale Bildung aktiv gefördert werden (wie es die VHS schon lange tun); auch in der Familie und im Freundeskreis. Ich sehe da also eher einen Bildungsauftrag als einen Grund für digitale Verweigerung.
  • Datenschutz durch digitale Verweigerung funktioniert nicht. Dem allumfassenden Tracking entkommt man nicht, weil das Netz inzwischen zu eng geknüpft ist. Die eigene Datenspur wird vielleicht nicht einmal schmaler. Datenschutz gelingt nur durch gute Gesetze und deren effektive Durchsetzung.

Digitale Verweigerung kompensiert nicht die Mängel der DSGVO

Die aktuelle Kampagne richtet sich gegen den vermeintlichen digitalen Zwang, wenn Unternehmen wie DHL für die Nutzung bestimmter Services wie Packstationen eine App voraussetzen oder die Deutsche Bahn den obligatorischen Versand von Plastikkärtchen an alle BahnCard-Kunden einstellt. Der argumentative Hebel ist eine Wortneuschöpfung der Campaigner mit dem schönen Namen “Digital Gap”. Das knüpft sprachlich an den bereits gut eingeführten “Gender Pay Gap” an. Grundlage für diese Neuschöpfung sind die statistisch ermittelten 5% der Bevölkerung, die dauerhaft offline sind. Wobei das in erster Linie eine demografische Frage ist, da ein Großteil dieser 3 Millionen Menschen in der Altersgruppe der 65-74-Jährigen liegt und nur 2% der unter 45-Jährigen dauerhaft offline sind. Hier bewegt man sich eigentlich schon im Bereich der Fehlertoleranz. Außerdem gibt es ein Gefälle in der Internetnutzung je nach Bildungsgrad. Auch das ist wenig überraschend.

Meiner Meinung nach werden hier von privilegierten und tendenziell eher gut situierten Aktivisten die 5% der digital Abgehängten vorgeschoben, um ein anderes Ziel zu erreichen: Persönlicher Datenschutz durch digitale Verweigerung. Es geht hier nicht um Teilhabe für eine Bevölkerungsgruppe, die aus irgendwelchen Gründen nicht digital aktiv sein möchte oder kann (wobei auch hier die Frage ist, ob man das überhaupt unterstützen muss), sondern um das aktiv wahrgenommene Recht zur Verweigerung.

Die DSGVO war ein guter Versuch und hat erste Leitplanken gesetzt, hätte aber nach den Erfahrungen der ersten Jahre weiterentwickelt werden müssen. So ist sie aus Sicht vieler in der Datenschutz-Szene gescheitert, die ePrivacy-Verordnung gleich ganz stecken geblieben. Das hemmungslose Datensammeln wird den Konzernen in Europa etwas erschwert, aber nicht wirklich verunmöglicht. Im Zweifel reicht die Flucht unter die Fittiche der irischen Datenschutzaufsicht, um hemmungslos Daten zu verarbeiten. Weil die politischen Prozesse ins Stocken geraten sind, will man nun digital abtauchen. Oder gar nicht erst auftauchen. Das ist eine Frage der Perspektive. Aber dies gerne ohne auf Service zu verzichten. Die sprichwörtliche Hütte im Wald ist doch reichlich wenig komfortabel. Papiertickets, keine Smartphones, keine digitalen Spuren. Diesen Trend gibt es in der Datenschutzszene schon länger. Man kann das in unzähligen Diskussionen beobachten, wenn das Argument kommt, man brauche dies oder jenes nicht. Ich halte das für einen fatalen Irrtum.

Denn erstens kann man nicht abtauchen. Um beim Beispiel Bahn zu bleiben: Selbst der Verzicht auf ein digitales Ticket oder eine digitale BahnCard verhindert keine Datenerhebung. Dann checkt einen eben der Schaffner bei der Kontrolle ein. Das passiert schließlich jetzt schon. Der Verzicht ist also nur Placebo für das Datenschutzgewissen. Zweitens: Wenn schon abtauchen, dann bitte konsequent. Es gibt aber viele Dienste, für die es kein analoges Pendant mehr gibt oder für die das analoge Pendant aus guten Gründen abgeschafft wurde. Digitale Abstinenz bedeutet bitte ein Leben ohne Telefon (VoIP ist ziemlich digital), Radio, ohne Videostreaming (DVD-Lieferservice, sofort! Ohne Tracking versteht sich), ohne Smartphone (funktioniert GSM eigentlich noch?), ohne digitale Medien (ich hätte netzpolitik.org gerne als Printausgabe zu Hause), ohne Bibliotheksausweis (schon mal in den letzten 20 Jahren ein Buch ohne Online-Katalog gefunden?), ohne Online-Terminvereinbarung beim Amt (bitte Nummer ziehen und warten), Steuererklärung bitte für alle Ewigkeit als Formular mit dem berittenen Boten zum Finanzamt. Dann bitte auch ohne digitale Bearbeitung. Ich warte gerne 5 Jahre. Überweisung bei jeder Bank per Zettel. Eine Direktbank kann das nicht? Skandal! Filialzwang für alle Banken.

“Technologieoffenheit” verursacht Kosten

Es mag überspitzt formuliert sein, aber der Verzicht auf den “Digitalzwang” bedeutet die umfassende Beibehaltung analoger Lösungen in allen Lebensbereichen. Doppelstrukturen müssen überall vorrätig gehalten werden. Vieles was wir heute für selbstverständlich halten, wäre vielleicht nie gekommen. Das bedeutet Effizienzverlust und Verlangsamung von Prozessen. Der Gesellschaft werden massive Folgekosten aufgebürdet, damit sich einige aus dem digitalen Leben verabschieden können. Dabei handelt es sich nicht nur um direkte monetäre Kosten, sondern auch um gesamtgesellschaftliche Mehraufwendungen. Denn Wahlfreiheit (die FDP würde von “Technologieoffenheit” sprechen) kostet nicht nur Geld, sie kostet Funktionen und sie geht auf Kosten der Effizienz.

Die Absurdität der Kampagne wird deutlich, wenn man das mal konsequent zu Ende denkt: Hätte man die Post (bzw. die Telekom) zwingen sollen, ihr Kabeltelegrafensystem bis in die Gegenwart zu betreiben, damit die Nutzer dieses dubiose Funktelegrafie- und später Telefonsystem hätten ablehnen können? Bis heute? Auch wenn nur noch 2 Personen oder gar niemand mehr telegrafiert? Wo ist die Grenze der Technologieoffenheit und des Rechts auf analoge Lösungen? Welche analogen Lösungen wurden durch den Telegrafen verdrängt und hätten rechtlich geschützt werden müssen? Welche Fortschritte wären dadurch verhindert worden? Welche Kosten hätten alle Nutzer dafür tragen müssen?

Die Sache mit den Kosten ist das relativ schnell erklärt. Jede duale Packstation – also die sowohl mit App als auch mit Karte funktionieren soll – kostet mehr. Millionenfach verschickte Plastikkarten für BahnCard-Kunden oder Deutschlandticket-Abonnenten kosten Geld (und Plastik). Kosten, die über ein Umlagesystem alle Kunden oder gleich die ganze Gesellschaft belasten. Für eine kleine Minderheit, die sich dem entziehen will.

Die Funktionsparität mit analogen Lösungen kostet aber auch Funktionen und Möglichkeiten. Chancen, die sich aus digitalen Angeboten ergeben, können nicht genutzt werden, weil immer auf eine kleine analoge Minderheit Rücksicht genommen werden muss. Die Funktionsfähigkeit des Legacy-Systems muss schließlich gewahrt bleiben. Um beim Beispiel Bahn zu bleiben: Das Vorhalten analoger Lösungen bindet über Jahrzehnte wertvolle Arbeitszeit, weil Schaffner für die 5%, die sich nicht selbst einchecken wollen (oder in Zukunft vielleicht automatisch per NFC oder eine andere Technologie eingecheckt werden), für die Entwertung der Fahrkarten durch den Zug patrouillieren und im eigentlichen Service fehlen. Wie wenig sinnvoll das ist, sieht jeder Bahnreisende schon heute.

Digitale Teilhabe anstelle Verweigerung fördern

Statt einen vermeintlichen digitalen Zwang zu verhindern, sollte man Bevölkerungsgruppen, die noch nicht digital unterwegs sind, beim Zugang zur digitalen Welt unterstützen und digitale Teilhabe ermöglichen. Es ist klar, dass die Adaption digitaler Lösungen manchen Menschen leichter fällt als anderen. Die gesamte Gesellschaft mitzunehmen, hat in Deutschland in der Vergangenheit bei dem Thema nicht gut funktioniert. Verständnis für “das kann ich nicht” und “das mag ich nicht” haben wir jetzt aber 30 Jahre probiert. Das Ergebnis überzeugt mich nicht.

Datenschutz wird wiederum an der Wahlurne durchgesetzt und nicht durch den Verzicht auf digitale Dienste. Individuelle Lösungen mögen im Kleinen funktionieren, aber in der Welt vernetzter Systeme stoßen sie schnell an ihre Grenzen und sind mehr Placebo als Antwort. Wer die digitale BahnCard verweigert, steigt am nächsten Bahnhof eben doch in sein vollständig vernetztes Auto. Die analoge Welt existiert nicht mehr. Und zwar schon länger, als es die BahnCard aus Plastik nicht mehr gibt.

Vielleicht interpretiere ich aber auch zu viel hinein und es geht nur darum, Spenden zu akquirieren.

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.
  1. > Denn wenn schon abtauchen, dann bitte konsequent.

    Diese Argumentation ist genauso falsch wie das “guckt mal, Ricarda trinkt aus einem Pappbecher!” Gejammer der Rechten. Denn es geht davon aus, dass ein Mensch perfekt sein kann. Wer sich für Klimaschutz einsetzt, darf gefälligst auch kein Auto fahren? Das ist genauso Quatsch wie das von dir angesprochene konsequente Abtauchen.

    Kein Mensch ist perfekt, es ist in dieser Welt gar nicht möglich, perfekt zu sein. Und ja, mehrere Wege kosten Geld. So what?

    Ich muss dabei unweigerlich an Mister Gotcha denken:
    https://www.reddit.com/r/WorkReform/comments/zojnmv/mister_gotcha_by_the_great_matt_bors_dont_be_a/

    • “So what” sagt sich immer leicht, bis die gesamtwirtschaftlichen Folgekosten solcher “Technologieoffenheit” auf dem Tisch liegen. Da geht es nicht nur ums Geld, sondern auch um Funktionalitäten, die nicht kommen, weil sie nicht für alle Kundengruppen gleichermaßen angeboten werden können. Ich bin nicht bereit das zu “bezahlen” für max. 3-5% der Kunden.

  2. Ich denke nicht, dass es den Initiatoren um komplette technische digitale Abstinenz geht, sondern eher darum, dass sie den immer öfter verlangten und hier beispielhaft gezeigten App-Zwang thematisieren. Es geht hier darum, dass von den Apps persönliche Daten eigefordert und erhoben werden, die sonstwo landen und “nicht sachgemäß” verwendet werden. Das solltest du aber eigentlich wissen…

    • Aber das ist ein anderes Thema. Ich unterstütze z.B. die Klage gegen die Bahn wegen der vermutlich rechtswidrigen Datenerhebung durch den DB Navigator. Damit hatte ich mich übrigens schon vor den Initiatoren befasst und das Problem beim hessischen Datenschutzbeauftragten angezeigt. Solche Auswüchse muss man in den Griff bekommen. Digitale Abstinenz ist für mich keine Lösung. Zumal man damit dem Tracking auch nicht entgeht, sondern sich das nur einredet.

  3. Gesamtbeitrag: Bullshit.

    “So what” sagt sich immer leicht, bis die gesamtwirtschaftlichen Folgekosten solcher “Technologieoffenheit” auf dem Tisch liegen. Da geht es nicht nur ums Geld, sondern auch um Funktionalitäten, die nicht kommen, weil sie nicht für alle Kundengruppen gleichermaßen angeboten werden können. Ich bin nicht bereit das zu bezahlen für max. 3% der Kunden.

    Besser haettest Du es nicht sagen koennen: DU willst nicht.

    • Ja, stimmt. Ich will das nicht. Und ich will technologische Fortschritte, weil wir ohne die an unseren Herausforderungen scheitern könnten (sinkende Produktivität, Bürokratie, demographische Entwicklung usw. usf.). Andere Staaten warten nicht auf deutsche Befindlichkeiten und man muss noch nicht mal über den europäischen Tellerrand schauen, um diese positiven Beispiel zu sehen. Die Campaigner wären ehrlicher, wenn sie diese Kosten benennen würden. Bringt halt keine Spenden aus der eigenen Peergroup.

  4. Ich finde es gut, wenn die Menschen die Wahl haben, etwa beim Bezahlen (bar oder digital). Beides hat Vor- und Nachteile, aber die Entscheidung sollte man den Menschen selbst überlassen, nicht den Banken oder Händlern. Auch die Fahrkarte als Plastikkarte hat für mich durchaus ihren Sinn, obwohl ich seit Jahren ein Smartphone besitze. Die leicht verstaubare Plastikkarte habe ich nämlich beim Walken oder am Badesee lieber dabei als ein Smartphone, das ich nicht einmal mit ins Wasser nehmen kann und nur ungern aus den Augen lasse.

  5. Ich finde den Gedankengang sehr spannend, frage mich aber, ob das volkswirtschaftlich wirklich aufgeht. Nehmen wir mal an, dass die 5% Abstinenzler sich lediglich wegen der DB ein Smartphone kaufen müssen, dann wären das bei ca. 80 Mio Einwohner, einem Smartphone-Preis von 160€ über vier Jahre (Versorgungszeitraum mit Sicherheitsupdate) und knapp 5700 Bahnhöfen (von denen schon vor 20 Jahren nicht alle einen Automaten hatten, sondern man in ländlichen und wenig frequentierten Bahnhöfen sein Ticket beim Schaffner gelöst hat) fast 28000 € pro Bahnhof und Jahr. Ich hoffe doch, dass die DB für einen Bruchteil des Geldes einen Drucker mit Mobilfunkmodem und Kartenterminal betreiben kann. Dann bleibt sogar noch Geld für ein paar Plastikkarten über. Die dürften sich aber auch über eine Servicegebühr kostendeckend unter die Abstinenzler bringen lassen, die haben schließlich auch Geld beim Smartphone gespart.

    Klar ist meine Rechnung stark vereinfacht und es wird sicherlich noch ein paar weitere Gründe für ein Smartphone geben.

    P.S.: Als ich noch regelmäßiger Bahn gefahren bin, habe ich mir mind. für die längeren Stecken das Ticket ausgedruckt und auch die BahnCard mitgeführt. Konnte mir ja nie sicher sein, wie lange die Fahrt tatsächlich dauert und ob am Ende nicht mein Akku irgendwann leer ist. Schließlich habe ich mein Smartphone nicht ausschließlich für die DB dabei.

    • Die EU hat ja zum Glück die Ladekabel vereinheitlicht. Irgendjemand leiht einem schon ein Kabel. Ist man eingecheckt, fragt sowieso nicht mehr nach dem Ticket.

      • Man wird beim Bahnfahren immer mal wieder nach dem Ticket gefragt, auch wenn man eingecheckt ist. Mal davon abgesehen, dass das Einchecken nicht immer geht. Plus: Was ist, wenn das Telefon auf der Reise zum Bahnhof oder am Urlaubsort runterfiel und kaputtging? Wohl dem, der dann ein Papierticket dabei hat. Ich mach das auch nicht immer, möchte aber diese Möglichkeit der Risikominimierung haben.

  6. Ist es so schlecht, wenn wir Menschen, die Wahl lassen, ob sie eine wirklich schlecht gemachte, vielleicht sogar unverständliche oder datenschutzrechtlich bedenkliche App nutzen möchten oder eben nicht (auch wenn sie auf den dahinterliegenden Dienst nicht verzichten können)?
    Ist es so schlecht, wenn wir auf Menschen Rücksicht nehmen, die vielleicht aus gesundheitlichen Gründen einen Smartphonebildschirm nicht richtig lesen können oder auf solche, die ihre Kreditkarte/ihren Personalausweis einfach nicht in einer App hinterlegen wollen oder auf solche, die mit der Digitaltechnik einfach nicht klarkommen – und denen Alternativen einräumen?
    Ist es so schlecht, wenn wir Firmen – so digitalaffin sie auch sein mögen – anhalten, ihre Lösungen resilienter zu denken?

    Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als Verwaltungsdienstleistungen, die ich auch effektiv online nutzen kann. Aber will ich, dass Bürgerbüros abgeschafft werden? Nein ganz sicher nicht!
    Ich nutze sehr gerne die digitalen Dienstleistungen meiner Bank. Aber heißt das, dass ich davon träume, dass die Bank nur noch per App erreichbar ist? Nein. Ganz ganz sicherlich nicht!

    „Inklusion“ und „Resilienz“. Beides sind Begriffe, die wir viel öfter Mitdenken müssen – und ja beides sogar schon bei der Konzeption einer neuen App.

  7. Es geht in meinen Augen nicht an, dass durch Verhalten von staatlichen oder halbstaatlichen Stellen, durch elementares Teilhabenwollen am Leben, ein Besitz eines Gerätes der zwei Monopolisten gefordert wird. Leute sollen auch problemlos ein Deutschlandticket kaufen können, wenn sie weder ein Android noch ein iPhone besitzen, darum geht es.

    Außerdem macht dieses Verhalten uns abhängig von US-Konzernen. Auch das ist inakzeptabel.

  8. “ohne Smartphone (funktioniert GSM eigentlich noch?), ” => wenn Du 2G meinst, ja.
    3G ist tot, 4G lebt.
    Und ja – ohne Smartphone leben geht ganz gut, wenn man nicht auf solche “Datensammel-Dienstleister” wie die Bahn angewiesen ist.
    Warum mach ich das: Dough Leigh vom Trinity College veröffentlicht immer mal wieder Studien zu den Taschenwanzen – da verzichte ich freiwillig.
    Und: ‘n TAN-Generator für 500 EUR? Den ich dann alle wenige Jahre ersetzen muß, weil er mangels Update offen wie’n Scheunentor ist?
    Fotografieren mach ich lieber mit ‘ner sinnvollen Kamera, für Navi hab ich ‘n sinnvolles Gerät.
    Rest brauch ich nicht. Und: mein Tastentelefon hat irgend einen zweistelligen EUR-Betrag gekostet und läuft seit fast 10 Jahren. Nachhaltigkeit …

    Andererseits bin ich sehr digital unterwegs, wenn ich die Kontrolle habe.
    Linux statt Windows => ich will nicht schon für die lokale Nutzung eines Rechners gezwungen sein, ein Online-Konto einrichten zu müssen (ja, noch scheint es in der einen oder anderen Version Workarounds zu geben …), und dann eben eher sparsam mit Clouddiensten umgehen … man kann da schon das eine oder andere für sich optimieren, ohne gleich in die Höhle zu ziehen.

    App-Zwang nach meiner Lesart bedeutet: Zwang zum Mitführen der Taschenwanze und damit Überwachung auf Schritt und Tritt – nicht durch den Mobilfunkprovider, sondern “die Welt” => siehe Doug Leigh. Und’n 2G-Fon kann ich auch mal abschalten, dann ist Ruhe (was ich eh meistens mache).

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