FreeBSD 14 mit Plasma 6

FreeBSD ist in der öffentlichen Wahrnehmung ein Nischensystem unter den freien Systemen, obwohl es eine große Geschichte und viele Vorteile gegenüber Linux hat. Mittlerweile läuft es recht zuverlässig auf Standardhardware. Dank eines engagierten Teams ist KDE Plasma immer auf dem neuesten Stand.

BSD – Mehr als der Kernel

Es gibt verschiedene BSD-Systeme. Ein Blick in den Wikipedia-Artikel zur UNIX-Geschichte hilft beim groben Verständnis. Bekannte Vertreter sind neben FreeBSD DragonflyBSD, NetBSD und OpenBSD. Eine Liste findet sich ebenfalls bei Wikipedia. Das BSD-Ökosystem ist jedoch bei weitem nicht so fragmentiert wie die Linux-Welt. BSD wird eher selten auf dem Desktop eingesetzt und häufiger auf Servern und in spezialisierten Anwendungsszenarien. Grundsätzlich ist BSD aber auch für den Desktop-Einsatz geeignet.

BSD-Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass sie mehr als nur den Kernel bezeichnen. Bei FreeBSD gibt es keine organisatorische Trennung zwischen dem Kernel, den zentralen Bibliotheken sowie dem sogenannten “Userland”. BSD-Varianten wie FreeBSD fassen alle diese Teile zusammen und entwickeln sie gemeinsam weiter, wodurch ein hohes Maß an Konsistenz erreicht wird. Dieses Userland unterscheidet sich stark von den GNU-Umgebungen der Linux-Distributionen, weshalb man nicht allzu viele Gemeinsamkeiten erwarten sollte. FreeBSD-Versionen wie die aktuelle 14 beziehen sich daher auf dieses Kernsystem und nicht auf die Anwendungen der Ports.

Diese strikte Trennung von Basissystem und nach FreeBSD portierte Anwendungen wird durch die getrennte Verwaltung deutlich. Mit pkg verfügt FreeBSD zwar über einen Paketmanager für Binärpakete, vergleichbar mit den Pendants unter Linux. Dieser ist jedoch nicht für das Basissystem zuständig und muss nach der Installation des Basissystems separat installiert werden. Das eigentliche FreeBSD-Kernsystem wird mit dem Befehl freebsd-update aktualisiert. Mit pkg verwaltet man nur die zusätzlich installierten Programme aus den Ports, was aber unter anderem auch den Desktop und vieles mehr umfasst.

Eine Besonderheit von BSD ist ZFS. Dieses ursprünglich von Sun entwickelte Dateisystem wird von vielen Experten als das beste Dateisystem für freie Systeme angesehen und Canonical hat daher auch versucht, es in Ubuntu zu implementieren. Lizenzfragen bremsen dies immer wieder aus. Vergleicht man die Funktionen, so fällt auf, dass vieles, was ZFS auszeichnet, nun mit Btrfs unter Linux erreicht werden soll.

FreeBSD zeichnet sich durch eine exzellente Dokumentation aus. Diese sollte man bei allen Problemen zu Rate ziehen.

Desktop und Anwendungen über ein Paketsystem

Desktopumgebungen und Anwendungen werden daher getrennt von diesem Kernsystem installiert und gewartet. Die Trennung zwischen Kernsystem und Installation über pkg wird im Dateisystem abgebildet. Die installierten Programme liegen in einer Struktur unterhalb von /usr/local und sind nicht wie bei Linux im System verteilt. Nur das Kernsystem liegt direkt unterhalb von /.

Eine Recherche in den Quellen der Pakete ist über Freshports möglich. Meine persönlichen Nutzungsbedürfnisse sind damit abgedeckt. Die meisten Desktopumgebungen und Programme aus der Linux-Welt sind dank POSIX-Kompatibilität auch für FreeBSD verfügbar. Was fehlt, sind Programme, die auf Abstraktionsschichten basieren, die es nur für Linux gibt, oder viele grafische Administrationsprogramme. Ebenso gibt es kaum proprietäre Anwendungen wie SoftMaker Office, Synology, Spotify usw., die sich auch unter Linux großer Beliebtheit erfreuen.

Installation

Die Installation erfolgt über die Images von FreeBSD.org. Linux-Benutzer werden sich schnell zurechtfinden. Allerdings sind einige Voraussetzungen zu beachten. FreeBSD kann nicht mit SecureBoot umgehen, es muss also deaktiviert sein. Außerdem erfolgt die Installation entweder über das Image oder über ein Ethernetkabel. Live-Images oder Netinstall über WLAN sind bei FreeBSD nicht der Normalfall.

Die Installationsroutine erinnert in ihrer schlichten Oberfläche an den klassischen Debian-Installer. Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte, dem sei dieses YouTube-Video ans Herz gelegt. Es gibt sehr wenige Konfigurationsoptionen und entsprechend auch wenig Möglichkeiten bei der Installation etwas falsch zu machen. Im Wesentlichen werden das Tastaturlayout und die Zeitzone festgelegt, ein Root-Kennwort erstellt, ein Benutzer angelegt und bei der Partitionierung zwischen ZFS oder UFS gewählt.

Nach einem Neustart begrüßt einen die nackte Shell. Hier stellt man zunächst sicher, dass das Basissystem auf einem aktuellen Stand ist:

# freebsd-update fetchCode-Sprache: PHP (php)

Im Anschluss installiert man die Paketverwaltung

# pkgCode-Sprache: PHP (php)

Aus dieser Paketverwaltung bezieht man X, Plasma und alle Anwendungen. Ein rudimentäres KDE Plasma bekommt man mit folgenden Befehlen.

# pkg install xorg
# pkg install x11/kde6
# pkg install sddmCode-Sprache: PHP (php)

Zusätzlich benötigt man i.d.R. noch Grafiktreiber. Wenn es hier Probleme gibt hilft die sehr gute Dokumentation weiter.

Theoretisch sollte Wayland auch mit FreeBSD funktionieren, aber ich habe es auf meiner Hardware nicht zum Laufen gebracht.

Für einen erfolgreichen Start sind noch ein paar Konfigurationsänderungen notwendig. Dazu trägt man in der zentralen Konfigurationsdatei /etc/rc.conf folgende Zeilen ein:

dbus_enable="YES"
sddm_enable="YES"Code-Sprache: JavaScript (javascript)

Nach einem Neustart sollte einen SDDM mit einem Standarddesign begrüßen. Nach dem Login erscheint ein rudimentärer Plasma-Desktop, der nun mit weiteren Programmen ergänzt werden kann.

Warum FreeBSD?

Dieser Artikel ist auf Anregung aus einem Kommentar unter diesem Artikel entstanden und beantwortet meiner Meinung nach auch die Frage, warum man FreeBSD einsetzen sollte.

FreeBSD zeichnet sich durch eine deutlich konservativere Entwicklung im Basissystem aus. Es gibt zwar eine aktive Weiterentwicklung, aber große Brüche, wie sie Linux in den letzten Jahren erlebt hat, gibt es meiner Meinung nach bei FreeBSD seltener. Die Entwickler sind stets um Abwärtskompatibilität bestrebt und zielen aufgrund der Einsatzszenarien auf eine wesentlich größere Stabilität ab als dies bei Linux der Fall ist.

Wesentliche Einstellungen werden immer noch auf der Kommandozeile in zentralen Dateien vorgenommen. Wer mit der Entwicklung von Linux unzufrieden ist, weil sie zu schnell geht, zu kompliziert ist oder zu viele Abstraktionsebenen einzieht, sollte sich FreeBSD unbedingt ansehen. Anstelle unaufhörlich die Entwicklung bei Linux zu beklagen, wäre es für manche vielleicht einfach besser auf ein System auszuweichen, das ebenso frei ist (manche würden sagen “freier”) und eher den eigenen Bedarfen entspricht.

Natürlich kann man auch einfach aus Interesse einen Blick auf BSD werfen, obwohl man mit Linux zufrieden ist. Es ist ein freies System mit einer tollen Entwicklungsgeschichte und als solches auf jeden Fall einen Blick wert. Außerdem glaube ich, dass das Kennenlernen von BSD-Systemen das Gefühl für UNIX als Systemfamilie verbessert und warum bei Linux nicht alles perfekt ist.

Ausprobieren kostet nichts und ist allemal sinnvoller als die x.te Linux Distribution zu testen, die sich kaum von den anderen unterscheidet.

Mir persönlich fehlen hier ein paar Errungenschaften, die Linux in den letzten 10 Jahren erreicht hat. Von grafischen Administrationsoberflächen bis Secure Boot und TPM. Deshalb beabsichtige ich aktuell keinen Wechsel auf FreeBSD.

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.
  1. > FreeBSD ist das Nischensystem unter den freien Systemen, obwohl es eine große Geschichte und viele Vorteile hat.

    (NetBSD betritt den Raum.)

  2. Vielen Dank für den Rundumschlag. Ich kannte FreeBSD bislang einfach nichts außer beim Paketieren, wo ich gelegentlich mal in die FreshPorts reingespickt habe.

  3. FreeBSD ist vielleicht ein Nischenprodukt, dass

    – bei Netflix sämtlichen Video content ausliefert
    – der Unterbau von der Playstation ist
    – der Unterbau des MacOS ist
    – im Netzwerk-Bereich eine wichtige Rolle spielt

    Warum?

    Es ist ein zuverlässiges Betriebssystem für Router-, WIFI-, Server-, NAS- und Desktop-Aufgaben.

    Wie Matthias schon gesagt hat, ist es s nie verkehrt, anstatt den xten-Ubuntu, CentOS oder Redhat-Klon auszuprobieren, auch einmal die Architektur zu wechseln.

    ZFS ist schon Lager ein Bestandteil von FreeBSD. Und mit Mails undbyhve hat man auch noch Container und Virtualisierung mit dabei. Und das alles im Kernel. Ohne Flatpack etc.

    Ein graphischer Installer ist nicht existenziell und verlangsamt die Installation, weil erst das Subsystem installiert werden muss. Wenn ich eine Server ohne GUI installieren möchte, ist das für mich Overhat.

    Gerade diese einfache Struktur macht FreeBSD für mich zu einem schnellen OS auf kleinen, großen und virtuellen Maschinen.

    Ruhig ausprobieren.

  4. FreeBSD ist ein Top-Betriebssystem auch für den Desktop.
    Es ist viel klarer strukturiert als die vermüllten Linuxdistributionen, in denen keine Ordnung herrscht.
    Ich nutze FreeBSD auf 2 Home-PC und einem Medion Akoya S14409 Notebook.
    Das Notebook wird zu 99% von FreeBSD unterstützt.
    Einzig das Bluetooth hat keine passende Firmware.
    Dem WLAN wird mittels WIFI-Box-Alpine zur vollen Geschwindigkeit verholfen.
    Den Linuxulator braucht man nicht mehr, da mittlerweile der eigene Chrome gepatcht werden kann, um geschützte Inhalte der Sreamingplattformen in hoher Auflösung darzustellen.

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