
Proprietäre Softwareperlen für Linux Teil I: SoftMaker Office
Linux und die Idee der freien Software sind eng verwoben. Proprietäre Software kann zwar theoretisch für Linux vertrieben werden, das ideologische Umfeld und die geringe Verbreitung haben hier aber kein großes Ökosystem entstehen lassen. Drei prominente Ausnahmen möchte ich hier kurz vorstellen. Im ersten Teil: SoftMaker Office.
Dieser Artikel ist Teil einer Serie:
- Proprietäre Softwareperlen für Linux Teil I: SoftMaker Office
- Proprietäre Softwareperlen für Linux Teil II: moneyplex
- Proprietäre Softwareperlen für Linux Teil III: Master PDF Editor
Softmaker Office
Keine Alternativen
Linux auf dem Desktop ist die Welt der Alternativen. Es gibt für nahezu alles mindestens zwei Lösungen, vom Desktop bis zum Konsoleneditor. Nur für den Bereich Office gilt das nicht wirklich. Neben LibreOffice (und direkten und indirekten Vorgängern StarOffice und OpenOffice) gibt es keine vollwertige Office Suite. Konkurrierende Produkte wie Calligra (KOffice) sind über vielversprechende Ansätze nicht hinaus gekommen oder verfolgen wie Abiword/Gnumeric andere Ansätze.
LIbreOffice ist meiner Meinung nach in einer Sackgasse. In der Community wurde und wird oft gejammert, wenn große Projekte wie KDE oder GNOME ihre Softwareprodukte von Grund auf neu entwickeln und mit Altem brechen. Bei LibreOffice kann man sehen, dass das Unterlassen solcher Brüche auch nicht besser ist. Die Suite ist schwerfällig, inkonsistent, Teile der Suite sind funktional überholt und neue Versionen bringen in der Regel vor allem sehr viele neue Bugs. Ähnlich wie bei Debian finde ich die Community zudem sehr unsympathisch. Es gibt eine Firma, die den Löwenanteil der Entwicklungsleistung stemmt, aber deren Bedürfnisse mit Füßen getreten werden.
Das Argument, es ist halt freie Software und man muss nicht bezahlen, zieht meiner Meinung nach nicht. Erstens arbeiten fast 40 Entwickler bezahlt an LibreOffice. Dafür ist der Output erstaunlich bescheiden. Zweitens kann man z. B. über den Mac App Store bezahlte Varianten von LibreOffice kaufen, aber der Mehrwert ist überschaubar.
SoftMaker Office - kurz vorgestellt
Für mich war die Existenz einer funktionierenden, professionellen Office-Lösung Grundvoraussetzung für die Rückkehr zu Linux.
SoftMaker Office stammt von der kleinen Softwareschmiede SoftMaker Software GmbH. Neben der Software-Suite für alle drei verbreiteten Betriebssysteme vertreibt die Firma vor allem Schriftartenpakete. SoftMaker Office ist zwar keine freie Software, aber ich finde es durchaus unterstützenswert, wenn eine kleine mittelständische Firma ihre hervorragenden Produkte auch für Linux anbietet.
Optisch integriert es sich einigermaßen in jeden Linux-Desktop, leider gibt es keine nativen Dateidialoge. Die Suite steht als RPM und DEB Paket für alle großen Distributionen zur Verfügung und wird über entsprechende Paketquellen aktualisiert. Bei Manjaro Linux ist es sogar in den Paketquellen enthalten. Die Software wird entsprechend der Standards installiert und liegt nicht wie manche Drittanbieterlösung in /opt oder ähnlich.
Die Standardversion kostet 79,95 €, die Professional Version 99,95 €. Installiert werden kann auf 5 privaten Geräten und allen dreien unterstützen Betriebssystemen. Zusätzlich gibt es noch Abo-Versionen, aber so etwas empfehle ich grundsätzlich nicht.
Die Professional Variante bietet im Wesentlichen zusätzlich den Duden Korrektor und die Zotero-Unterstützung. Ich finde, beides ist den Aufpreis von 20 € wert.
Warum SoftMaker Office?
Eine ältere Version wurde bereits hier vorgestellt: Softmaker Office 2018 - Proprietäre Officelösung für Linux, macOS und Windows. Oberflächlich hat sich seitdem wenig getan. Anwender können weiterhin wählen zwischen klassischen Funktionsleisten und einem Ribbon-Menü.
Die Textverarbeitung unterstützt nun auch lesend und schreibend Open Document Formate, was für mich tatsächlich ein wichtigstes Kriterium war. Bei der Tabellenkalkulation PlanMaker fehlt diese Unterstützung noch.
Es sind im Grunde genommen zwei Faktoren, die für SoftMaker Office sprechen:
- Interoperabilität: Die Unterstützung von OOXML Dateien ist herausragend. Selbst aufwendige Tabellen werden korrekt dargestellt und Dokumente mit zig Formatvorlagen sauber importiert. LO verspricht hier seit Jahren viel und hält wenig.
- Performance: Dokumente mit 500 Seiten werden genau so reaktionsfreudig geöffnet wie Dokumente mit 2 Seiten. Keine Verzögerungen, keine Denkpausen. Die ganze Software "fühlt" sich einfach performant an. Der RAM-Verbrauch lag selbst bei dem 500 Seiten Dokument nur bei 200MB. Ein Vergleich mit LO erübrigt sich hier.
Kurzum, ich kann SoftMaker Office wirklich jedem ans Herz legen, der privat oder beruflich mehr mit Office macht, als mal einen Brief zu schreiben oder die neue Wohnungseinrichtung durchzukalkulieren.
Bilder:
Einleitungs- und Beitragsbild von 200degrees via pixabay
Tags: Proprietär, Linux, Desktop, LibreOffice, Office, Softmaker
Ergänzungen zum Artikel
Weitere Informationen können den Nutzungsbedingungen entnommen werden.
Zumindest auf "gnome basierten" Desktops kann man die Dateidialoge des Betriebssystems durch Anhängen von -gui:gnome erzwingen.
Grüße und frohes Fest
WPS Office habe ich tatsächlich vergessen, weil ich mir niemals so ein intransparentes China-Produkt installieren würde. Wie oft haben die jetzt schon die Linux-Variante abgekündigt, weitergeführt und wieder abgekündigt?
Mit Problemen oder Fragen kann man sich jederzeit im Supportforum an Softmaker wenden. Offene Probleme oder Fragen wurden immer beantwortet bzw. mit dem nächsten Update behoben. Einfach eine großartige Hilfe wenn man auf ein Officeprogramm angewiesen ist, wo dann auch die Kosten zweitrangig sind.
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