Enpass – Ein Passwortmanager für alle Systeme

Vor einigen Tagen wurde hier das Thema Passwortmanager behandelt mit einer deutlichen Präferenz für KeePass in seinen diversen Inkarnationen. In einer Mail erhielt ich anschließend einen Hinweis auf Enpass. Dieser Manager erhält seit geraumer Zeit viel Aufmerksamkeit in den technikbezogenen Onlinemedien und weckte daher dann doch meine Neugier

Hinter Enpass stehen die Entwickler des indischen Unternehmens Sinew Software Systems. Enpass scheint ihr Hauptprojekt zu sein, weitere wirklich bekannte Produkte lassen sich der Homepage jedenfalls nicht entnehmen. Enpass ist eine für den Desktopeinsatz kostenlose, aber eben doch proprietäre Lösung. Geld ist dann fällig, wenn man die mobilen Apps verwenden möchte. Der In-App Kauf für den vollen Funktionsumfang im App Store von iOS schlägt zur Zeit z.B. mit 10,99€ zu Buche.

Enpass

Installation

Der Vorteil von Enpass liegt aber in der einheitlichen Lösung. Die Entwickler haben Lösungen für die Desktopsysteme Linux, macOS und Windows (klassisches Desktopprogramme und UWP-App) entwickelt und unterstützen dazu im mobilen Bereich auch noch Android, iOS und BlackBerry. Die unzähligen KeePass-Varianten decken zwar auch alle diese Plattformen ab, verhalten sich aber immer unterschiedlich und bieten teilweise auch einen abweichenden Funktionsumfang.

Die Installation erfolgt bei den meisten Plattformen über den jeweiligen App Store. Debian und Ubuntu-Anwender können zudem eine Paketquelle für Enpass hinzufügen. Anwender anderer Linuxdistributionen müssen mit dem binären Installer vorlieb nehmen.

Bedienung

Die Enpass Desktopvariante basiert auf dem Qt-Toolkit und integriert sich somit sehr gut in die meisten Betriebssysteme und Desktopumgebungen. Die Oberfläche ist in eine dreispaltige Ansicht gegliedert und übersichtlich gehalten.

Daten lassen sich aus unzähligen Passwortmanager-Datenbanken importieren. Unter anderem natürlich auch aus den gängigen Keepass-Formaten. Der Import aus einem Keepass-File gelang im Test fehlerfrei. Ein Export ist jedoch nur in eine TXT oder CSV Datei möglich.

Im Gegensatz zu KeePass unterstützt Enpass zahllose Datentypen, die in vordefinierten und nicht-änderbaren Kategorien abgelegt werden. Parallel dazu lassen sich die Daten auch noch in selbstdefinierten Ordnern sortieren. Die jeweiligen Einträge können variabel um weitere Felder ergänzt werden und lassen sich somit perfekt individualisieren.

Addons für Chrome/Chromium, Firefox, Safari und Opera ermöglichen den Integration in den Browser und die nahtlose Übernahme von Anmeldedaten.

Ansonsten sind halt die üblichen Funktionen enthalten. Ein Passwortgenerator, die Möglichkeit die App nach einem festgelegten Intervall zu sperren und eine automatische Leerung der Zwischenablage.

Erweiterte Funktionen

Enpass bietet ein paar Funktionen, die über den üblichen Umfang eines Passwortmanagers hinausgehen. So ist es beispielsweise möglich TOTP-Einmalpasswörter zu erzeugen, was ansonsten ein weiteres Programm benötigt.

Sehr nützlich ist die Rubrik “Passwort kontrollieren” ganz unten in der Seitenleiste.

Hier kann man sich identische Passwörter anzeigen lassen, sowie solche die zu schwach sind und alte Passwörter.

Zusätzlich zu diesen Standardfunktionen kann Enpass noch mit einem ausgefeilten Cloudsynchronisationsfeature aufwarten. Ich persönlich halte von dieser Funktion nichts. Klar ist die Datenbank verschlüsselt, aber man sollte bedenken, dass jede Verschlüsselung nur für den Moment sicher ist (und eventuell nicht mal das), aber zukünftig gebrochen werden könnte. Ist die Datenbank einmal in der Cloud, verliert man die Kontrolle darüber. Sollte die Verschlüsselung mal gebrochen werden verliert man die Kontrolle über sein digitales Ich.

Interessant ist aber, dass Enpass keinen eigenen Clouddienst verwendet und auch keinen speziellen Dienst vorschreibt, sondern mit Dropbox, iCloud, Google Drive OneDrive und Box alle großen Dienstanbieter unterstützt. Durch die Funktion “Ordner” lässt sich zudem quasi jeder Anbieter einbinden, der mit einem Synchronisationsordner arbeitet.

Besonders nützlich ist jedoch die WebDAV-Funktion. Hierdurch lässt sich eine Synchronisation im heimischen Netzwerk über eine NAS-Lösung einrichten. Momentan der beste Kompromiss auf Sicherheit und Komfort.

Anwender, die kein NAS ihr Eigen nennen, können auch manuell die Datenbank abgleichen.

Fazit

Der Enpass Passwortmanager ist ein gelungenes Gesamtkonzept, das plattformübergreifend einen konsistenten Funktionsumfang bietet und sich immer ähnlich bedienen lässt. Das ist der große Vorteil gegenüber den diversen KeePass-Lösungen. Dafür bindet man sich aber auch an einen Hersteller, der zwar momentan verhältnismäßig günstig ist (für reine Desktopanwender sogar kostenlos) aber in die Zukunft kann niemand blicken. Die Daten lassen sich zwar als CSV oder TXT Datei exportieren, aber der Migrationsaufwand dürfte trotzdem ordentlich sein.

Bestehende KeePass-Nutzer dürften von einem Umstieg kaum profitieren. Wer sich aber aktuell nach einem gelungenen Gesamtkonzept umschaut, kann sich Enpass ruhig mal anschauen. Gerade für Einsteiger sind die Hürden niedriger, weil die diversen Plattformen perfekt miteinander harmonieren und die Browseraddons eine reibungslose Interaktion gewährleisten.

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.

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