Kein Verlag will ein LaTeX-Dokument

Wenn man im Internet nach Lösungen für Probleme mit LibreOffice & Co. bei wissenschaftlichen Arbeiten sucht, kommt meist sehr schnell der Hinweis, dass man gar nicht mit dem richtigen Werkzeug unterwegs ist, sondern eigentlich LaTeX viel besser wäre. Frei nach dem Motto: Alles andere sind Amateure. Aber ist das immer so? Oder war es jemals so? Nein. LaTeX ist eine gute Option, aber es legt einem auch Steine in den Weg. Jedes mögliche Werkzeug hat seine Stärken und Schwächen.

Ich beschäftige mich viel mit LibreOffice & Co. und werde oft gefragt, warum mich die Entwicklungen bzw. Nicht-Entwicklungen in diesem Bereich so interessieren. Das liegt daran, dass Office für mich immer noch ein zentrales Werkzeug ist. Das ist wohl eine Generationenfrage. Textverarbeitung, Präsentation, Tabellenkalkulation. Das sind Programme, die ich täglich brauche, und vor allem die Textverarbeitung ist das, was ich wirklich ausreize. Umfangreiche Formatvorlagen, Verzeichnisse, Fuß- und Endnoten, Register usw.. Meine Doktorarbeit zum Beispiel habe ich in einem einzigen Dokument geschrieben. Hunderte von Seiten, Tausende von Fußnoten, viel zu viele Jahre. Immer mit dem leisen Zweifel im Hinterkopf, ob LaTeX nicht doch die bessere Lösung gewesen wäre.

Und diese Zweifel sind keineswegs ein Produkt der Vergangenheit, sondern ich habe immer wieder mit Studierenden zu tun, die fragen, ob sie nicht LaTeX lernen sollten. Irgendjemand kennt immer jemanden, der gelesen oder gehört hat, dass LaTeX die einzige adäquate Methode für längere Texte sei. Das Gerücht ist irgendwie nicht tot zu kriegen. Daher hier noch mal deutlich: Dem ist nicht so!

Richtig ist, dass LaTeX-Dokumente in der Regel ein besseres Schriftbild und einen besseren Satz haben. Eine Textverarbeitung ist eben kein Satzprogramm. Wer also nur am Ende auf Drucken klicken will, bekommt mit LaTeX das schönere Ergebnis. Die steile Lernkurve verhindert daneben auch schlechte Ergebnisse, weil es dann meist gar keine gibt. Auch bei den Formeln hatte LaTeX lange Zeit die Nase vorn, aber viele Textverarbeitungen haben hier nachgebessert, um den Autoren das Leben leichter zu machen. Ein entscheidender Vorteil ist die Formatstabilität über sehr lange Zeiträume. Aber auch Textverarbeitung ist nicht so schlecht wie ihr Ruf und ich kann problemlos 15 Jahre alte Dokumente ohne sichtbare Abweichungen öffnen. Eine Garantie habe ich bei proprietären Formaten hier natürlich nicht. Mal ganz unabhängig von der Frage, ob dieses Anwendungsszenario überhaupt notwendig ist.

Unbestritten ist auch, dass man mit LaTeX sehr gut längere Arbeiten schreiben kann. Das kann man auch mit Markdown und im Prinzip sogar mit einem normalen Editor. Wobei es da mit den Fußnoten und Endnoten schwierig wird. Generationen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern haben bahnbrechende Arbeiten mit Papier und Stift oder später mit der Schreibmaschine verfasst. Jeder kann und soll mit dem Werkzeug seiner Wahl arbeiten. Nur sind es irgendwie immer die LaTeX-Anwender, die ihr Werkzeug zum Maßstab erklären. Muss die steile Lernkurve mit Sendungsbewusstsein kompensiert werden? Ich weiß es nicht. Es ist aber auf jeden Fall falsch, denn bei einem der letzten Schritte im Wissenschaftskreislauf steht LaTeX seinen Anwendern massiv im Weg: Publizieren. Ausgerechnet LaTeX, das großartige Satzprogramm.

Jede wissenschaftliche Zeitschrift, die ich bisher gesehen habe und jeder Verlag für eine Buchpublikation nimmt oder verlangt gar eine Word-Datei. Auch moderne Open-Access-Zeitschriften mit OJS-Systemen wollen in der Regel Word-Dateien zur Weiterverarbeitung. Niemand besteht auf ein LaTeX-Dokument, manche nehmen solchen nicht mal an. Manchmal gibt es Vorlagen für Word, manchmal nur Satzhinweise und manchmal geht es wirklich nur um eine Rohtextdatei. Danach beginnt gegebenenfalls die Korrektur und das Lektorat, auf jeden Fall aber der Satz. Die Korrekturschleifen bis zur Fahnenkorrektur laufen in der Regel über Worddateien mit Änderungshistorie und Kommentaren in PDF-Dateien. Für die Worddateien kann in der Regel jedes Textverarbeitungsprogramm verwendet werden, da die Dateien ohnehin weiterverarbeitet werden. Open-Source-Nutzer sind hier jedenfalls nicht im Nachteil. Auch das muss mal geschrieben werden.

Denn kein Verlag druckt ein Manuskript so, wie es die Autoren abliefern. Jeder Verlag und manchmal sogar jede Zeitschrift hat ihr eigenes Design. Der Textsatz schafft Wiedererkennung. Kein Verlag, den ich kenne, macht den Textsatz mit LaTeX. Manchmal kann man es aus den Metadaten herauslesen, manchmal nicht. Oft wird Adobe InDesign verwendet, manchmal wird das Produkt in ein XML-Dokument umgesetzt oder in ein proprietäres Verlagsprodukt. Das Endprodukt ist längst nicht mehr nur das gedruckte Buch oder das E-Book als dessen digitaler Klon, sondern formatunabhängige Publikationen.

Wenn man also mit LaTeX schreiben möchte, weil es dem eigenen Arbeitsablauf besser entspricht, dann kann man das natürlich tun. Man sollte aber nicht dem Irrglauben verfallen, dass man sich das Leben im letzten Schritt des wissenschaftlichen Zyklus irgendwie leichter macht. Im Gegenteil: Wer mit LaTeX schreibt, hat am Ende mehr Konvertierungsschleifen als ein Autor, der ein normales Textverarbeitungsprogramm benutzt. Auf keinen Fall sollte man sich aber von irgendwelchen LaTeX-Nutzern einreden lassen, dass man LaTeX für eine wissenschaftliche oder auch nur längere Arbeit zwingend braucht. Das ist schlichtweg falsch.

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.
  1. Ich denke es macht bei dieser Diskussion eine großen Unterschied in welcher wissenschaftlichen Community man unterwegs ist. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es sich in der Physik genau umgekehrt verhält. Dort ist LaTeX der Quasi Standard den jeder Verlag unterstützt und Word ist zwar möglich aber unbeliebt. Wobei es auch in der Physik wieder Disziplinen gibt die Word präferieren.

    Dieser LaTeX Präferenz erklärt sich teilweise durch den im Artikel erwähnten (historisch) besseren Formelsatz der in der Physik sehr wichtig ist.

  2. Dass die wissenschaftlichen Zeitschriften kein LaTeX wollen kann ich nicht bestätigen. In der Physik nehmen eigentlich alle Zeitschriften LaTeX entgegen. Dort ist das der de facto Standard. Auch die größte Preprint Plattform Arxiv nimmt LaTeX direkt entgegen.

  3. “Jede wissenschaftliche Zeitschrift, die ich bisher gesehen habe und jeder Verlag für eine Buchpublikation verlangt eine Word-Datei.” – der erste Teil der Aussage mag auf die mangelnde Kenntnis des Autors schließen, der zweite Teil ist “schlichtweg falsch” (es sei den z.B. Springer, wo ich gerade publiziere, ist kein Verlag?). Dementsprechend ist der Titel “Kein Verlag will ein LaTeX-Dokument” ebenfalls “schlichtweg falsch” – und schon wieder 5 min Lebenszeit verschwendet…

    • Ich persönlich würde tatsächlich Springer nicht als Verlag, sondern als Datenverarbeitungsunternehmen mit untergeordneter Verlagsabteilung klassifizieren, das sich kaum vorhandene Dienstleistung auch noch mit Steuergeldern bezahlen lässt. Aber das führt weg von diesem aktuellen Thema.

    • Eine Meinung von einem Mathematik Student gefällig? LaTEX ist hier Standard an der Uni. Ich kenne keinen, der seine Bachelor Arbeit nicht in LaTEX geschrieben hätte.

  4. Der Titel ist reißerisch, aber der Kern ist wahr. Ich bin selbst auf die lautstarken Prediger des Latex-Evangeliums hereingefallen und habe erst spät gemerkt, dass mein Workflow nicht dazu passt und mich davon gelöst. Danach hatte ich nie Probleme mit odt Dateien. Wahrscheinlich kann man sogar alte docs noch ohne Probleme abliefern. Die Profs arbeiten doch eh mit irgendwelchen alten Vorlagen. Oft genug gesehen. Die werden auch nie abgewiesen.

  5. Es stimmt schon. Ich hab noch Latex gelernt und arbeite gerne damit, aber MS Word ist heute viel besser als 2005. Heute muss niemand mehr Latex lernen. Sag’ ich auch jedem.

  6. Danke für den Artikel. Ich habe die erste Hälfte meiner Habilitation mit LyX geschrieben (Zotero-Integration!) – und dabei auch nicht wenig Zeit in den Latex-Vorspann gesteckt, damit das PDF-Layout meinen Vorstellungen entsprach. Letztlich hat mir das aber nicht viel gebracht – sieht gedruckt für Zwischenfassungen natürlich sehr schön aus, aber die Kolleg:innen möchten dann doch gerne in Word kommentieren (ebenso wie die Lektorin der Endfassung). Und Vorschläge aus PDF-Anmerkungen und Notizen aus Druckfassungen in Latex zurück zu übertragen, macht aufgrund der fehlenden Seitenbezüge auch deutlich weniger Spaß, als diese mit der Word-Überarbeitungsfunktion abzuarbeiten.
    Also habe ich nach der Hälfte der Arbeit gewechselt, erst zu Word, dann zu LibreOffice und am Ende wieder zurück zu Word. Wichtigste Erkenntnis: bei sehr langen Dokumenten mit sehr vielen Verweisen funktioniert der Wechseln zwischen den programmeigenen Zotero-Literaturangaben nicht (und die portablen Lesezeichen funktionieren ja leider mit Fußnoten nicht), sodass hier eine Übertragung nur mit viel Handarbeit möglich war.
    Der Verlag (transcript) akzeptierte am Ende dann nur ein nochmal mit seinen verlagseigenen 10-20 Formatvorlagen komplett neu ausgezeichnetes Word-Dokument für seinen formatunabhängigen Publikationsprozess. Da hätte mir Latex dann auch am Ende tatsächlich nicht geholfen.

    • Warum von Word zu LibreOffice und dann zurück? Das ist doch enormer Aufwand, wenn man anschließend die Formatvorlagen bereinigen muss, oder? Ich bin nach 1/3 meiner Arbeit von Apple Pages zu SoftMaker TextMaker und habe bis zum Schluss mit Ecken und Kanten im ersten Drittel des Textes leben müssen.

      Mit der automatischen Zotero-Zitierfunktion habe ich gemischte Erfahrungen gemacht. Ich traue ihr seitdem nicht mehr so richtig und arbeite lieber manuell.

      • Sowas kommt davon, wenn man zeitgleich mal wieder probiert, vom MacBook komplett zu GNU/Linux und Open Source zu wechseln (und dafür auch noch immer wieder andere Notebooks ausprobiert). Und so ein richtiger Test funktioniert natürlich nur, wenn man jedes Mal alle Daten und den gesamten produktiven Workflow mit umzieht, weil man sich ja sonst kein realistisches Bild machen kann… xD
        Macht aber wirklich nicht viel Sinn, wenn man eigentlich an der Habilitation schreiben sollte (wobei da andere Dinge im Wissenschaftssystem für deutlich mehr Verschiebungen im Zeitplan verantwortlich waren).

  7. Interessante Gedanken. Es hängt wohl stark vom Inhalt des Dokuments ab, welches Format zu bevorzugen ist. In den Naturwissenschaften mit vielen mathematischen Formeln ist LaTeX meistens zu bevorzugen, da es dort bessere Möglichkeiten gibt, diese Formeln zu notieren. Der Formeleditor in den üblichen WYSIWYG-Texteditoren ist einfach eine Zumutung.

    Der nächste Punkt ist der Unterschied zwischen der reinen Texterstellung und dem Textsatz. Bei reinem Text nehme ich am liebsten reinen, unformatierten Text an. Markdown bietet die Möglichkeit, auf einfache Weise in engen Grenzen Text auszuzeichnen. Mehr als eine gelegentliche Hervorhebung möchte ich in Fließtexten eigentlich gar nicht sehen. Ein Worddokument würde in diesem Fall ebenfalls funktionieren.

    Geht es aber um die Veröffentlichung, ist Word definitiv das falsche Mittel. Es liefert einfach ein grauenhaftes Ergebnis im Textsatz. Das betrifft sowohl Druckwerke als auch den PDF-Export. Hat man einen Verlag, der sich um den Druck kümmert, dann braucht man sich als Autor um solche Details nicht kümmern und liefert bestenfalls einen strukturierten, unformatierten Fließtext ab.

    Warum jetzt LaTeX? Weil man nicht immer solch einen Verlag hat! Entweder als Studierender, der an seiner Abschlussarbeit schreibt, oder als Buchautor mit Selfpublishing – man muss alle Schritte bis zum gedruckten Werk selbst erledigen. Und spätestens dann führt kaum ein Weg an LaTeX vorbei, da es die meisten Dinge von selbst ganz gut meistert. Dazu eine gute Vorlagenklasse und man hat ein brauchbares Ergebnis.

    Ein weiterer Vorteil von LaTeX: die Unterstützung für Versionierungssysteme. Auch wenn Office-Anwendungen auch schon einen Bearbeitungsverlauf unterstützen, sind die Möglichkeiten mit beispielsweise Git doch deutlich mächtiger. Auch ist die Bearbeitung mit mehreren Autoren einfacher.

    Zurück zu deinem Beitrag: Kein Verlag will LaTeX – zumindest eingeschränkt richtig. Aber heutzutage hat man oft auch gar keinen Verlag und will/muss selbstständig anständige Dokumente erstellen. Von daher ist es sicher nicht verkehrt, zumindest ein bisschen in LaTeX hineinzuschnuppern.

    • Das hatte ich ja extra angesprochen. Wenn man vorhat, die Arbeit selbst zu veröffentlichen. Zum Beispiel im Eigenverlag oder über den institutionellen Publikationsserver, dann führt LaTeX zu qualitativ viel besseren Ergebnissen. So sehr ich die Textverarbeitung schätze, aber das ist nicht von der Hand zu weisen.

  8. Ich möchte noch einen Aspekt hinzufügen. Vom Gedanken zum Argument ist es ein weiter Weg und wir wissen, dass es qualitative Unterschiede zwischen Feder und Papier und dem elektronischen Arbeitsprozess gibt. Deshalb ist das Erlernen des Schreibens mit der Hand nach wie vor so wichtig.

    Für Wissenschaften, die ihre Evidenz primär in der Publikation von Forschungsdaten erbringen und wo der Fließtext primär der Interpretation von Zahlen und Formeln dient, ist LaTeX sicher kein schlechtes Werkzeug, da der Fokus auf der exakten Darstellung derselben liegt. Der Fließtext ist dann oft auch in einem normierten Wissenschaftsenglisch verfasst, da die Autoren keine Muttersprachler sind und sich keine Abweichungen von den Vorlagen trauen.

    In Wissenschaften mit argumentativer Beweisführung ist der Fließtext die wissenschaftliche Leistung. Hier kommt es auf Nuancen an. Ständige Unterbrechungen durch Formatierungszeichen hemmen den Gedankenfluss und führen zu qualitativ schlechteren Ergebnissen. Texte müssen dann zunächst geschrieben und anschließend in LaTeX gesetzt werden. Manuskript und Textsatz erhalten hier wieder ihre ursprüngliche Bedeutung. Das ist ein Mehraufwand, den angesichts knapper Zeitressourcen im Science Life Cycle niemand ernsthaft betreiben kann. Daher ist ein WYSIWYG-Editor für die so arbeitenden Wissenschaften das Mittel der Wahl.

  9. Vielleicht als Erweiterung des Blickfeldes: auch im Ingenieurwesen kommt man im Studium zwangsläufig mit LaTeX und seinen Verfechtern in Kontakt. Wird jedoch keine akademische Laufbahn angestrebt verliert LaTeX völlig an Bedeutung. Zwar werden auch in Konzernen lange Texte geschrieben, aber abgesehen von einigen Hardlinern bei R&D ist dabei Microsoft Word der de facto Standard. Nach “Veröffentlichung” des Texts läuft alles weitere bis zur nächsten Revision über Adobe Acrobat und seine Möglichkeiten PDFs zu misshandeln.

    • Das ist ein wichtiger Punkt. In Office ist Word das A&O. Natürlich ist das blöd und ich rede mir den Mund fusselig, aber gegen diese Microsoft-Kultur kommt keiner an. Ich konnte jedenfalls wirklich schlecht mit Word umgehen, als ich von der Uni kam. Klar, fett, kursiv und so weiter, aber nicht viel mehr. Nicht genutzt, nicht gebraucht, nicht gelernt. Ich habe immer alles mit TeX gemacht. Sogar der Schmalspur-BWL-Prakti konnte das damals besser als ich. Das sind eben Real-World-Skills, die man mit TeX nicht liefern kann. Ich hab im ersten Monat für Briefvorlagen hundert Stunden gebraucht. Mindestens! 🙁

  10. Vermutlich sind die anderen Top-5-Wissenschaftsverlage auch keine Verlage, so dass das oben Geschriebene wieder stimmt (“ich mach mir die Welt …”). Ansonsten:

    1) Reed-Elsevier: https://www.elsevier.com/researcher/author/policies-and-guidelines/latex-instructions#0-the-elsevier-article-class
    2) Wiley: “Using the Wiley LaTeX template allows authors to focus on the content rather than the appearance of their submission. The template facilitates structuring of the manuscript …”. (https://authorservices.wiley.com/author-resources/book-authors/prepare-your-manuscript/wiley-latex-template.html)
    3) Springer: “We understand that many researchers prefer to use LaTeX when preparing a manuscript for submission, but that it can sometimes be difficult to navigate. That’s why we’re providing this comprehensive set of LaTeX resources to help simplify the process.” (https://www.springernature.com/gp/authors/campaigns/latex-author-support)
    4) Taylor & Francis: https://www.overleaf.com/latex/templates/taylor-and-francis-latex-template-for-authors-interact-layout-plus-apa-reference-style/jqhskrsqqzfz
    5) Sage: “We welcome submissions of LaTeX files.” (https://us.sagepub.com/en-us/nam/manuscript-submission-guidelines)

    • Ich weiß nicht… Die folgenden Aussagen stehen alle in deinen Links und lesen sich für mich irgendwie nicht so, als ob die “Verlage” unbedingt LaTeX wollen. Und dass es extra Erklärtexte für LaTeX gibt heißt auch nicht unbedingt, dass es gewünscht oder problemfrei läuft. Bei allen diesen “Verlagen” kann man auch andere Formate einreichen. Dafür gibt es nur keine eigene “Hilfeseite”.

      “Build a PDF of your manuscript source files on your computer and attach it with item type ‘Manuscript’.

      Bundle all manuscript source files in a single archive and attach it with item type ‘LaTeX source files’. Source files include LaTeX files, BibTeX files, figures, tables, all LaTeX classes and packages that are not included in TeX Live and any other material that belongs to your manuscript.”

      https://www.elsevier.com/researcher/author/policies-and-guidelines/latex-instructions#0-the-elsevier-article-class

      “The template will not be used for the presentation of the final page layout.”

      https://authorservices.wiley.com/author-resources/book-authors/prepare-your-manuscript/wiley-latex-template.html

      “This template takes a ‘content first’ approach with minimal formatting.”

      “If you are submitting to Editorial Manager and your source files fail to convert, you will be provided with an error log file to help you identify the source of the error, for example: ! LaTeX Error: File ‘trackchanges.sty’ not found. If you are submitting to eJP using the Springer Nature LaTeX template you will need to use the pdflatex option in the preamble to allow PDF compilation.”

      https://www.springernature.com/gp/authors/campaigns/latex-author-support

      Du kannst also in LaTeX abgeben. Mehr auch nicht. Und weil das so gut klappt, erklären sie noch ganz viel dazu. Ich habe ja auch nirgendwo geschrieben, dass es nicht geht oder man nicht mit LaTeX schreiben darf. Warum sollte ich das auch wollen?

      P.S. Ja, du hast in meinen Augen gerade Sauron, Mordor, das Imperium etc. in einem aufgezählt. Auch und gerade wegen ausuferndem Tracking und den Datenklauseln in den Vertragen. Das wird in diesem Blog wohl kaum jemanden verwundern und ist zuletzt auch zurecht in den Fokus geraten.

      • Dass das alles keine netten Unternehmen sind – vollkommen d’accord. Aber es sind nun einmal, immer noch, die bedeutendsten und dominierenden Verlage im Wissenschaftsbereich mit einem immensen kumulierten Marktanteil. (Auch wenn natürlich offene Modelle stark an Fahrt aufnehmen.)

        “Du kannst also in LaTeX abgeben. Mehr auch nicht.” Aber in den meisten Fällen zumindest nicht weniger (im Sage-Fall ist es zudem selbst explizit mehr) – und es ist auch nicht explizit gesagt, dass es nicht erwünscht ist. Dass es generell unerwünscht ist – deine These -, sehe ich zunächst einmal nicht.

        “Und weil das so gut klappt, erklären sie noch ganz viel dazu.” Das ist in meinen Augen kein Argument, sondern hängst von den LaTeX-Besonderheiten ab (natürlich ist es sinnvoll, verlagsindividuelle Präambeln zu haben). Eine normative Wertung lässt sich daraus m.E. nicht ableiten.

        Generell denke ich, dass es zwei (bereits erwähnte) Punkte gibt, die von dir in deinem Ursprungstext vernachlässigt wurden und daher das apodiktische Argument “Kein Verlag will ein LaTeX-Dokument” falsch machen:

        1) Das hängt extrem stark von der Fachkultur ab. Du hast einen geisteswissenschaftlichen Hintergrund – und die meisten Geisteswissenschaftler wissen nicht einmal, was LaTeX ist. In anderen Fächern (z.B. Mathematik, großen Teilen der VWL, bestimmten Bereichen von Ingenieurswissenschaften, Chemie und BWL – beispielsweise Finance – etc. ist es hingegen Standard und teils gefordert).
        2) Geht man von den Zeitschriften weg, beispielsweise hin zu Büchern, gilt das, was “SammysHP” gesagt hat: die Verlage wollen im weit überwiegenden Normalfall ein fertiges Werk. Und hier hat LaTeX IMO deutliche Vorteile gegenüber Word. (Ich schreibe das als jemand, der eine gut tausendseitige geisteswissenschaftliche Dissertation mit einer halbwegs komplexen Struktur erst in Word und dann – nach vielen, vielen Flüchen über meine ursprüngliche Dummheit – über den Umweg Lyx in LaTeX fertiggestellt habe.)
        3) (Als dritten Punkt könnte man vielleicht noch erwähnen, dass viele – vor allem: Natur- – Wissenschaftler:innen R/Rmarkdown benutzen und so über Umwege dann häufig auch LaTeX produzieren.)

  11. Latex hilft auch beim kollaborierten Arbeiten:
    Man kann Abschnitte einfach in mehrere Dateien aufteilen, gemeinsam an einer Datei arbeiten etc.
    Und durch das “Plaintext” der Dateien kann auch alles einfach in Repositories geteilt, Diffs erstellt etc werden…

  12. Ich wurde mal als Mitarbeiter eines Unternehmens abgelehnt (Bewerbung in der technischen Hotline) weil meine Bewerbung nicht in Latex geschrieben wurde. Da ich weder studiert noch in der Informatik ne Ausbildung habe (Quereinsteiger) hab ich mich doch gewundert, wie dieses Unternehmen überhaupt Leute gefunden hat und warum das bei der Stellenausschreibung nicht als Grundvoraussetzung genannt wurde. aber 2018 war es mit dem Fachkräftemangel wohl noch nicht so schlimm wie heute.

    • Und das weißt du weshalb? Gründe für Absagen teilt kein Unternehmen mit. Das Klagerisiko ist viel zu groß. Außerdem stelle ich mir die Frage, wie die das sehen wollen außer über begründete Mutmaßung anhand des Layouts.

      • Im Vorstellungsgespräch wurde ich gefragt wie ich meine Unterlagen erstellt habe. Da es nicht Latex war wurde es vom anwesenden IT-Guru ausgelegt als würde ich grundlegende technische Dinge nicht verstehen.

  13. Hi, auch ein Physiker hier; für Master Arbeit war LaTex schon Standard, für die Promotion sowieso. Einige wenige haben die Bachelor Thesis noch in Word geschrieben… alle relevanten Journals (Phys Rev, JCAP, JHEP, PRL etc) nehmen nur LaTex Files als Einreichung an^^
    Also wie schon beschrieben, kommt wohl stark auf die Fachrichtung an.

    • Und uneigentlich gilt das für viele Naturwissenschaften nicht. Mir sind z.B. Gegenbeispiele aus der Chemie bekannt. In der Diskussionen hier haben sich v.a. Mathematik, Physik und Informatik gemeldet.

  14. Ich denke es ist tatsächlich recht einfach, überwiegend Physiker und Mathematiker, in manchen Fällen auch eher theoretisch geprägte Vertreter aus Informatik, Elektrotechnik, Maschinenbau und (physikalischer) Chemie sind LaTexer, der Rest der Welt ist es eigentlich nicht. Das ist zumindest meine Erfahrung als Physiker. Der gemeine Chemiker, Maschinenbauer, Biologe usw. ist jedenfalls kein LaTexer und war es vermutlich auch noch nie und wird es auch nie sein. Die Verwechslung/Gleichsetzung von Physik/Mathematik mit Naturwissenschaft und in Erweiterung gar gleich mit “der Wissenschaft” ist aber eine typische (Physiker)-Krankheit, weswegen die falsche Generalisierung “in den Naturwissenschaften…” auch keine Seltenheit ist und immer wieder für unnötige Diskussionen sorgt 🙂

  15. Reisserischer Titel, der einfach so nicht richtig ist!
    Viele wissenschaftliche Verlage bevorzugen LaTeX, akzeptieren aber auch andere Formate.
    Darüber hinaus ist mir nicht klar, was der Autor hier aussagen möchte? Das man nicht LaTeX lernen muss, um wissenschaftliche Artikel bei einem Verlag veröffentlichen zu können? Das sollte eigentlich klar sein. Umgekehrt muss man dazu aber auch nicht Word nutzen.
    Eigentlich ist das Wichtigste ja, das jeder das System nutzt, das er bevorzugt und mit dem er am Besten Arbeiten kann. Für mich als Wissenschaftler aus dem Bereich Maschinenbau heisst das ich möchte nicht auf ein kommerzielles, geschlossenes System wie Word/O365 oder wie Micro$soft das Produkt morgen auch immer nennt, zurückgreifen müssen. Dank LaTeX muss ich das auch nicht!

    • Den Sinn kann ich dir gerne erklären. Ich wollte ein Statement abgeben. Kein Textverarbeitungsanwender missioniert für sein Produkt, LaTeX-Anwender schon. Das nervt. Das macht Arbeit. Das verunsichert Anfänger. Das führt zu Minderwertigkeitskomplexen bei den einen und zu Überlegenheitsgesten bei den anderen. Das ist einfach völlig unnötig.

      Gerne – um ein 0815Physiker-Beispiel zu nehmen – weil eine bestimmte Fachgruppe glaubt, die Naturwissenschaften oder gar die Wissenschaften zu vertreten und dann pauschalisierend von wissenschaftlichen Arbeiten schreibt. So wie Du von “vielen” wiss. Verlagen schreibst, in Unkenntnis oder Ignoranz des (noch) vielfältigen wiss. Verlagswesens, das sich keineswegs auf das DEAL-Oligopol aus Springer, Wiley, Elvevier und seinen Trittbrettfahrern reduzieren lässt.

      Dagegen wollte ich ein Statement setzen, das hoffentlich mit der Zeit bei Google dort landet, wo es hingehört. Wenn es dafür einen reißerischen Titel braucht, habe ich damit kein Problem.

      • Immer schön, wenn man sich und seine Motivation selbst entlarvt!

        Und natürlich hat der Autor hier in Kenntnis des GESAMTEN “vielfältigen wiss. Verlagswesens” analysieren können, dass KEIN Verlag ein LaTeX Dokument “will”.

        Ist LaTex für (wissenschaftliche) Texte sinnvoll? Ich finde ja! Ist es die einzige Möglichkeit einen (wissenschaftlichen) Artikel zu verfassen? Natürlich nicht!

        Das sich dadurch jemand verunsichert fühlt oder Minderwertigkeitskomplexe entwickelt ist mir noch nicht untergekommen. Tatsächlich habe ich aber Studenten erlebt, die glaubten für ihr technisches Studium unbedingt PowerPoint und Word Fähigkeiten erwerben zu müssen (konkret auf die kommerziellen Produkte bezogen, nicht auf die generellen Fähigkeiten Präsentations- und Texterstellung). Denjenigen auch sinnvolle Alternativen aufzeigen zu können, gehört zum guten wissenschaftlichen Standard dazu!

  16. Latex funktioniert. Immer. Das ist sein Vorteil. Sowohl die Software aus Redmond als auch die freien Varianten funktioniert leider nur teilweise. Falls nicht, gibt es oft keine Möglichkeit, das Ergebnis fehlerfrei zu bekommen. Daher ist und bleibt Latex die erste Wahl.

    • “Daher ist und bleibt Latex die erste Wahl.” Das ist pauschalisierter Blödsinn und entspricht höchstens deiner subjektiven Sichtweise, aber nicht der gelebten Praxis. Es gibt sehr gute Gründe das Geschäftsgebaren von Microsoft und damit den Einsatz der Dienste abzulehnen. Qualitativ schätze ich den Anteil der Latexnutzer, die aus diesen Gründen auf Latex setzen, auf vielleicht 20 %. Die restlichen 80 % werden sich irgendwo zwischen “Ergebnis sieht besser aus” und “macht man als Wissenschaftler so” einfinden. Ich behaupte, dass beim Propagieren von Latex als “erste Wahl” auch die gemeisterte Hürde des Einstiegs in den WYSIWYM-Editor eine nicht unerhebliche Rolle spielt und zur Hybris beiträgt. Wie oben angesprochen konzentriert sich die Mehrheit der Latexnutzer auf wenige – in der Selbstwahrnehmung überlegene – wissenschaftliche Disziplinen und schließt von dort auf den gesamten Rest. Verlage sind gut beraten verschiedene Formate bei der Einreichung zu akzeptieren, das gebietet die ökonomische Vernunft. Der größte Teil der Artikel wird sowieso nicht im eingereichten Format übernommen.

  17. Ich kann den Vorrednern insofern zustimmen, dass der Titel ein wenig plakativ daher kommt. Allerdings kann ich als Naturwissenschaftler aus der Biologenecke die Beobachtung teilen, dass LaTeX eine Randerscheinung ist. LaTeX-Kenntnisse werden üblicherweise weder im Studiums vermittelt, noch gibt es einen nennenswerten Anteil von LaTeX-Nutzern unter den Studierenden, Promovierenden oder den wissenschaftlichen Mitarbeitern.

    Verlage akzeptieren üblicherweise Word oder PDF-Dokumente, was auch zur üblichen Publikationspraxis mit mehreren Autoren passt. Da ist Word einfach der kleinste gemeinsame Nenner. Oft sogar die einzige Option. Ich nutze gern LaTeX, aber man muss schon suchen, ob der Verlag LaTeX-Dokumente akzeptiert geschweige denn eine Vorlage anbietet. Und mir ist auch noch kein Verlag untergekommen, der irgendwie Werbung für LaTeX macht oder die Einreichung irgendwie begrüßt.

  18. Eine wahnsinnig spannende Diskussion. Eigentlich spannender als der Artikel selbst. Super interessnt, wie viele hier sagen, für meine Disziplin brauche ich kein LaTeX. Da ist ja nur noch ein kleiner Kern an Fächern übrig. Hätte ich nie gedacht. Total faszinierend auch, wie sehr sich die LaTeX-Anwender in ihrer Ehre angegriffen fühlen und sich vor allem an der Überschrift aufregen. Pure Verzweiflung, weil ihr Selbstbild ins Wanken gerät. Allein dafür DANKE!

  19. Ich bedanke mich für den diskussionsanregenden Artikel – und die anregende Diskussion hier. Als primärer Geisteswissenschaftler mit Verlagserfahrung /und/ LaTeX-Kenntnissen (Diss mit Scrivener und LaTeX geschrieben) kann ich nur bestätigen, was viele hier gesagt haben. Einen Aspekt vom LaTeX-Dokumenten aber muss ich noch anbringen bzw. demystifizieren: die langjährige Kompatibilität. Hat schon mal jemand ein acht Jahre altes komplexes (!) LaTex-Dokument zu öffnen versucht? Nutzt man nämlich die Funktionalität von LaTeX wirklich, entwickelt man zwangsläufig großartige Präambeln und eine mehr oder weniger fachgerechte aber kreative Nutzung (auch: Missbrauch!) von Paketen. Diese Pakete aber veralten, Umgebungen verändern sich, Vorgehensweisen werden obsolet, Pakete kollidieren – und Code war schon immer unübersichtlich. Das achtjährige Dokument crasht – nach meiner Erfahrung! – nahezu zwangsläufig, und es erfordert sehr viel Handarbeit, um es wieder lauffähig zu bekommen. Klar: der Text ist noch drin. Aber er funktioniert nicht garantiert zwangsläufig.

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