Unveränderliche Systeme – Ein kleiner Zwischenstand

Im März wagte ich den Sprung auf unveränderliche Systeme. Zunächst schaue ich mir Fedora Silverblue an und anschließend openSUSE MicroOS. Nun bin ich bei Fedora Kinoite und habe auch schon das erste Rebase hinter mir.

Silverblue gefiel mir vom Konzept her, aber GNOME und ich passen irgendwie nicht zusammen. Es funktioniert zwar irgendwie, aber auch nach einigen Wochen wollte sich kein Gefühl der Vertrautheit einstellen. Also habe ich mir – auch aufgrund von Kommentaren – MicroOS mit KDE Plasma angesehen. Strukturell gefiel es mir, aber im Alltag traten noch einige Kinderkrankheiten auf. Seltsame Fehlermeldungen, Probleme beim ordnungsgemäßen Herunterfahren, nicht reproduzierbare Probleme mit Flatpaks, schlechte Implementierung von PolKit. Ich glaube, dass MicroOS bzw. SUSE ALP eine große Zukunft vor sich hat, aber man merkt den Entwicklungsrückstand zu Fedora.

Daher bin ich auf Fedora Kinoite umgestiegen. Sozusagen Silverblue, nur mit KDE Plasma. Man merkt, dass die Entwickler hier noch Erfahrungen sammeln. Updates fügen teilweise Pakete zum Basis-Image hinzu oder entfernen welche. Das System ist in Bewegung. Für Fedora-Anwender sicher nicht ungewohnt, wenn man von openSUSE Leap oder Kubuntu kommt aber schon. Auch gibt es noch keine KDE Flatpaks in der speziellen Flatpakquelle von Fedora. Letzteres stört mich aber überhaupt nicht, da ich diese komplett deaktiviert habe und alles über Flathub beziehe. Separate Paketquellen widersprechen für mich einfach dem Flatpak-Gedanken.

Das Rebase von Fedora 37 auf Fedora 38 vor wenigen Tagen verlief denkbar einfach. Über KDE Discover geht es grafisch, auf der Konsole wie folgt:

Gegenstellen anzeigen lassen:

$ ostree remote refs fedora

Dort sollte unter Anderem folgendes gelistet sein: fedora:fedora/38/x86_64/kinoite. Hierauf wechselt man mit folgendem Befehl:

$ rpm-ostree rebase fedora:fedora/38/x86_64/kinoite

Nach einem Neustart wird die neue Datenbank verwendet. Sollte es Probleme geben, kann man problemlos im GRUB-Menü die vorherige Version auswählen und zurückgehen. Beim Rebase wird nur das Basis-Image ausgetauscht, alle Anwendungen bleiben gleich, da diese bereits in den aktuellen Versionen via Flatpak vorhanden waren.

Beim Austausch des Basisbetriebssystems zeigen sich die Stärken des Verfahrens. Kein kompliziertes paketbasiertes Upgrade, bei dem Pakete über Dummy-Verweise ersetzt werden müssen, Metapakete zu anderen Abhängigkeiten führen, veraltete Pakete (bestenfalls) entfernt werden und der Prozess im schlimmsten Fall an irgendeiner vom Distributor nicht getesteten Stelle abbrechen kann.

Die obigen Konsolenbefehle sind eigentlich überflüssig. Fedora Kinoite lässt sich sehr gut in KDE Discover verwalten. Updates der Anwendungen und des Basissystems sind dort perfekt integriert, ebenso der Rebase-Prozess. Mit den neuen unveränderlichen Systemen hat Linux endlich den gordischen Knoten der grafischen Softwareverwaltung durchschlagen und bietet hier auch Anfängern intuitive Lösungen, die sie von iOS, Android, macOS oder sogar Windows 11 kennen. Eine tolle Entwicklung!

4 Kommentare

  1. In einem früheren Deiner Artikel bzw. in den Kommentaren haben wir darüber gesprochen, dass die meisten Distributoren eine inaktuelle Version von Qt5-Webengine ausliefern. Ist das bei Fedora Kinoite auch der Fall? Die KDE-Pakete sollten darin ja nicht mehr vom Distributoren (Fedora), sondern von Flathub kommen. Gehe ich daher richtig in der Annahme, dass die Version (leidlich) aktuell ist?

    • Ja und nein. Fedora aktualisiert sein System progressiver als Debian & Co, weshalb auch Qt immer wieder Updates erfährt – unabhängig ob „immutable“ oder nicht. Trotzdem ist Qt5 natürlich schon aus dem Mainstream-Support raus.

  2. Richard Brown hat KDE MicroOS als frühe Alpha bezeichnet und bei Reddit mehrfach gedroht KDE komplett fallen zu lassen, weil er der Meinung war, dass dafür aus der Community zu wenig kommt. Schön zu hören, dass das (noch) nicht passiert ist. Ich finde den Ansatz von MicroOS ebenfalls interessant und präferiere auch eher KDE, was leider nicht so leicht in eine Sandbox gepresst werden kann wie GNOME.

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