Google & Android – Open Source ins Absurde geführt

Google und Apple sind spätestens seit dem Erscheinen von Android 2008 Konkurrenten. In einem Punkt hat sich Google aber scheinbar ein Beispiel an Apple genommen: Wie man ein freies System so mit proprietären Bestandteilen zersetzt, dass der Open Source Charakter ins Absurde verkehrt wird. Dadurch profitiert man von freien Projekte ohne zurückgeben zu müssen.

Apples macOS ist nämlich auch so ein Zwitter. Es basiert im Kern auf Darwin und dieses steht unter APSL. Eine von deer OSI und FSF anerkannten freien Lizenz. Obwohl Darwin Open Source ist, kann man damit nichts machen. Apple gibt den Quellcode frei, allerdings fehlen das interne Build System, es ist schlecht dokumentiert und versuche der Gemeinschaft mit OpenDarwin oder PureDarwin einen freien und funktionierenden Abkömmling zu bauen scheiterten. Dessen ungeachtet gibt es natürlich einige Projekte von Apple (oder durch Apple aufgekauft), die weiterhin Open Source sind und der Commmunity zur Verfügung stehen. CUPS wäre hier ein Beispiel, WebKit mit Abstrichen ebenfalls.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Google mit Android etwas ähnliches vorhat. Android wird zunehmend unfreier (siehe: Android wird unfreier – Alternativen nicht in Sicht). Jetzt hat man seitens Google auch entschieden die Schnittstelle für die Corona App in die proprietären Play Services einzubauen, weshalb freie Android-Varianten außen vor bleiben – obwohl die RKI-App an sich Open Source ist. Die proprietären Bestandteile nehmen immer größere und grundlegendere Ausmaße an und AOSP wird immer mehr zum Kernsystem herabgedrückt. Der Weg zum Status von Darwin ist da nicht mehr weit.

Meist heißt es, die Probleme Updates an die Anwender zu verteilen wären die Ursache für die Verteilung aller möglichen Sachen via Play Store. Aber Google bemüht sich ja auch nicht sonderlich die katastrophale Update-Situation in den Griff zu bekommen. Stattdessen verlagert man immer mehr in die Play Services und den Play Store und unterminiert die Funktionsfähigkeit der freien Instanz. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Google sich hier bequem in der Update-Situation eingerichtet hat und nicht traurig über die Zwangsverlagerung in den Play Store ist.

Wie wenig Bedeutung Open Source für Google noch hat zeigt die Lizenzfrage um die Billing Library 3, die entgegen der ersten beiden Versionen Closed Source ist. Entwickler müssen dann Klimmzüge machen, wenn sie ihre Projekte sowohl via F-Droid, als auch kostenpflichtig via Play Store verteilen möchte. Eine bisher nicht unübliche Vorgehensweise.

Kritik wird aus der Open Source Gemeinschaft trotzdem nicht zu laut kommen. Schließlich hat Google mit Förderungen wie den GSoC, den Verträgen mit Mozilla und Sachen wie Project Zero viele Projekte in eine monetäre Abhängigkeit von Google gebracht.

Nutzer freier AOSP Systeme müssen deshalb auf die Corona App verzichten.

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