Wenn Lizenzen zur Hürde werden – macOS und die GPL

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Am 24. September erscheint das jährliche Update von macOS. Dieses Jahr nach der Mojave Wüste benannt. Während sich die Medien auf die Neuerungen an der Oberfläche konzentrieren wird es mit Sicherheit auch wieder Stimmen geben, die veraltete Versionsstände der wichtigen Kommandozeilenwerkzeuge bemängeln. Der Grund dafür liegt in den ungelösten Konflikten zwischen Apple und den FSF-Lizenzen.

FreeBSD Entwickler behaupten gerne mal Apples macOS, wäre die populärste Variante von FreeBSD. Die Behauptung ist so richtig und falsch wie die äquivalente Aussage im Linux-Umfeld, dass Android die beliebteste Linux-Distribution ist.

MacOS ist eine Weiterentwicklung von NeXTStep, das wiederum zumindest teilweise auf einem BSD-Kern basierte. Seit Version MacOS X 10.5 ist das Betriebssystem auch als offizielles Unix zertifiziert. MacOS bzw. dessen freier Kern Darwin haben in einem späteren Entwicklungsschritt Teile des FreeBSD-Userlands integriert und pflegen diese Version unabhängig von FreeBSD weiter.

Als einfacher Anwender kann man die Verwandtschaft vor allem an der Verzeichnisstruktur der Systempartition erkennen, welche die üblichen Unix-Systemordner enthält (/bin, /sbin, /etc, /usr usw.) und an der Verfügbarkeit zahlloser freier Werkzeuge auf der Kommandozeile. Genau diese sind jedoch teilweise in sehr antiquierten Versionen vorhanden:

  • bash: 3.2.57
  • rsync: 3.6.9
  • nano: 2.0.6
  • VIM 8.0

Diese Versionen sind nicht (nur) so alt, weil sich Apple nicht mehr für den BSD-Unterbau interessieren würde oder weil man professionelle Anwender zu Linux treiben will, sondern aus Lizenz-Gründen. Diese beim Erscheinen von Yosemite zusammen gestellte Tabelle zeigt sehr deutlich die Unterschiede. Während Softwarebestandteile unter einer freiheitlichen Lizenz wie MIT oder BSD leidlich aktuell sind, können die meisten GPL-Bestandteile geradewegs ins Softwaremuseum eingeliefert werden.

Der Hintergrund liegt in der Softwarelizensierung. Viele Bestandteile haben in den letzten Jahren ihre Lizenz von GPLv2 auf GPLv3 geändert und Apple weigert sich konsequent GPLv3 Bestandteile in macOS zu integrieren. Der genaue Grund ist nicht bekannt, aber die Ursache muss in einem Unterschied zwischen den Versionen 2 und 3 liegen. Manche vermuten dahinter das Copyleft auf Softwarepatente.

Aus diesem Grund fährt Apple die Zahl der enthaltenen GPL-Softwarebestandteile kontinuierlich zurück und hält die noch ausgelieferten Bestandteile bei der GPLv2 Variante. Zwischen Version 10.5 und Version 10.12 ist die Zahl der unter GPL lizensierten Softwarebestandteile von 47 auf 16 gesunken.

Während der veraltete Unterbau hauptsächlich (semi-)professionelle Anwender tangiert, betrifft ein anderer Konflikt zwischen Apple und FSF die meisten Anwender viel deutlicher. Die GPL ist absolut inkompatibel mit einer Distribution über den Mac App Store oder den iOS AppStore. Die FSF verbietet durch die GPL weitere Restriktionen an der Software, während Apples App Store faktisch weitere Restriktionen einführt. Software, die über die App Stores verteilt werden soll, muss daher unter eine andere Lizenz gestellt werden.

Die Frage ist halt wem das langfristig mehr schadet. Apple oder der Verbreitung der GPL?


Bilder:
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Cruiz
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Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.

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