Das Internet hat zweifelsohne zu einer starken Vervielfältigung des öffentlich wahrnehmbaren Meinungsspektrums geführt. Das ist bisher meiner Meinung nach in der Gesamtheit immer noch positiv zu bewerten. Diese Freiheit des Internets bezieht sich aber nicht auf das Recht verbale Entgleisungen in die Kommentarspalte jeder Internetseite zu schreiben.
Meiner Ansicht nach haben hier viele große Medienportale – seien es politische Mainstreammedien oder Technikmagazine – den Kardinalfehler begangen und unmoderierte Plattformen erschaffen, in denen es zu permanenten Verbalentgleisungen kommt. Kommentare werden deshalb zu Recht von vielen als Tummelplatz dumpfer Trolle und anderer asozialen Menschen wahrgenommen. Orte der sozialen Interaktion, als verrohter Raum voller Ignoranz und Hass, prägen heute daher viel zu oft das Bild des Internets. Viel zu spät haben einige Medien damit begonnen diese öffentlichen Räume zu moderieren und zu reglementieren.
Dabei kommt es außerdem zu erheblichen Verzerrungen der wahrnehmbaren öffentlichen Meinung. Wie inzwischen in einigen Fällen ermittelt wurde, erzeugen wenige Kommentatoren mit viel Zeit – teilweise gesteuert durch organisierte Kräfte – eine Meinungsöffentlichkeit, die in keiner Weise ihre Stärke in der Gesellschaft repräsentiert.
Die Freiheit des Internets besteht darin, dass jeder sich eine öffentliche Plattform erschaffen kann, nicht, andere Plattformen mit Verbalentgleisungen zu füllen.
Mich erreichen immer wieder E-Mails in denen mir Zensur vorgeworfen wird. Dazu muss ich klar sagen: Ja! Verbalentgleisungen und unsachliche Kommentare werden hier nicht publiziert. Die Kommentarfunktion dient der kritischen Auseinandersetzung und sachlich formulierte Kritik wird erwiesenermaßen veröffentlicht. Wer also seinen Kommentar hier vermisst, sollte vielleicht noch mal darüber nachdenken, was er geschrieben und welchen Tonfall er gewählt hat.