Dieses Jahr habe ich gerade einmal 24 Blogartikel verfasst. Private Veränderungen sowie die massive Veränderung des Internets durch KI-generierte Inhalte und KI-gesteuerte Such- und Findmittel haben die Schlagzahl stark verringert. Dennoch möchte ich auch in diesem Jahr den üblichen Rückblick auf mein Nutzungsverhalten geben.
Eigentlich dachte ich, es wäre kaum was los gewesen. Dann erinnerte ich mich, dass ich ja erst zum Ende letzten Jahres wieder in Richtung Apple abgebogen bin und das im ersten Quartal doch einiges verändert hat. Ich bin mit der Entscheidung ziemlich glücklich. Die Geräte sind unkompliziert, haben wenig Wartungsaufwand und laufen einfach – genau das, was ich gerade benötige. Insbesondere das Anwendungsökosystem ist im Durchschnitt einfach hochwertiger. Ein iPhone 15 und ein MacBook Air M3 reichen mir derzeit völlig aus. Als Nebeneffekt ist man die leistungshungrige und ineffiziente Intel-Hardware los. Durch die omnipräsente Apple-Hardware nutze ich auch viel mehr Apple-Dienste.
Wenn ich mir anschaue, was gerade im Android-Ökosystem los ist und wie Google hier die Daumenschrauben anzieht, um alternative App Stores und unabhängige Entwickler zu gängeln, dann war die Entscheidung, als Primärgerät wieder ein iPhone zu nutzen, ebenfalls richtig. Bevor ich mich dem Werbekonzern Google ausliefere, entscheide ich mich doch lieber für den Hardware- und Diensteanbieter Apple.
Hardware & Betriebssysteme
Dafür zahlt man natürlich auch einen Preis: Einerseits finanziell, andererseits durch die Abhängigkeit von einer Firma, die bei Open-Source-Systemen nicht besteht. Mir ist es das gegenwärtig wert. Zumal die sicherlich bestehenden Abhängigkeiten und Defizite beim Datenschutz mit einem erhöhten Maß an Sicherheit einhergehen. Linux verpasst meiner Meinung nach auf dem Desktop in vielen sicherheitsrelevanten Aspekten den Anschluss, weil es an Entwicklerkapazitäten mangelt (was eine Folge des fehlenden Monetarisierungskonzepts für die breite Masse ist) und die alternde Kernnutzerschaft vielen Sachen einfach nur mit den Zwillingsargumenten, „Das haben wir schon immer so gemacht“ und „Das haben wir noch nie so gemacht“ ablehnend gegenübersteht. Das hatte ich in den letzten Jahren schon mit Technologien wie TPM moniert und jüngst mit Passkeys. Ich bin es tatsächlich einfach leid hier Entwicklungen hinterherzulaufen, die woanders schon viel besser klappen.
Wenn ich mir die Querelen um Moneyplex anschaue bin ich ich auch im Anwendungsbereich momentan froh, dass MoneyMoney mir solche Scherereien erspart. Ein Beispiel unter vielen, bei dem Linux meiner Meinung nach wieder an Boden verliert, wo man früher wenigstens eine aufholende Entwicklung sah. Bei manchen Aktionen im Privatbereich war ich dieses Jahr auch extrem glücklich über die guten Tools im Apple-Universum. Alles wäre auch mit Linux möglich gewesen, aber Bild- und PDF-Bearbeitung erfordert bei Linux eben oft noch ein Extratool oder einen Gang auf die Kommandozeile, wo ich bei macOS einfach den PDF Expert nutzen kann. Ich bin aktuell zu ausgelastet (oder bequem) für solche Extraschleifen.
Linux läuft virtualisiert über Apple Virtualization via UTM. Hier bin ich sehr glücklich mit openSUSE Leap 16 und dem GNOME-Desktop. Ich brauche Linux aber nur ziemlich selten. Die meisten Open-Source-Apps stehen schließlich auch für macOS zur Verfügung. Zusätzlich habe ich noch ein Android-Smartphone, um auch hier die Entwicklung verfolgen zu können und für ein paar technische Spielereien, die mit iPhones nicht funktionieren.
Ich gebe offen zu, das ist auch ein bisschen eine Trotzreaktion von mir. Mir gehen die anhaltenden Kampagnen gegen US-Dienste und für digitale Souveränität inzwischen ziemlich auf den Keks. Das Ziel mag wichtig sein, aber zu glauben, dass man sich mit Linux aus US-amerikanischer Abhängigkeit löst, ist doch ziemlich kurz gedacht. Oft steckt dann im Hintergrund doch wieder US-Infrastruktur oder man kommt vom Regen in die Traufe und landet bei chinesischen Anbietern. Europa steht einfach in vielen Bereichen komplett nackt da. Politisch lässt sich das ändern, aber nur nicht durch irgendwelche Campainger, die heute für digitale Souveränität rasseln, morgen für Gerechtigkeit in Zentralafrika und übermorgen den Gender-Pay-Gap bearbeiten. Ich überspitze etwas – aber leider nur ein wenig. Den meisten NGOs mit Digitalisierungsfokus stehe ich inzwischen sehr skeptisch gegenüber.
Wer mich aber kennt, weiß auch, dass ich vielleicht in fünf Jahren den Schwenk zurück mache. Deshalb ist mir Interoperabilität bei meinen Systemen so wichtig. Das lässt sich auch mit Apple-Geräten gut erreichen, da offene Schnittstellen teilweise besser unterstützt werden als unter Android.
Deshalb. gebe ich meine Daten auch nicht komplett in Herstellerhand. Dreh- und Angelpunkt meines Datenabgleichs zwischen verschiedenen Endgeräten ist meine Synology DiskStation 218. DiskStation Manager darf daher in der Liste der Betriebssysteme nicht fehlen. Leider ist DSM 7.3 die letzte Version für meine Hardware. Die ersten Apps, wie beispielsweise der Mail-Server, werden bereits abgeklemmt. Das Gerät ist aber auch schon einige Jahre im 24/7-Betrieb im Einsatz und ich bin überrascht, wie lange es inklusive Festplatten fehlerfrei läuft.
Für nächstes Jahr habe ich mir daher vorgenommen, die NAS-Systeme von UGREEN zu evaluieren, um entscheiden zu können, ob das nächste NAS von Synology oder UGREEN stammt. Das ist immerhin eine Entscheidung für mehrere Jahre. Aktuell synchronisiere ich über das Synology-NAS Kalender, Aufgaben und Kontakte. Ich verwende es als Mail-Archiv, sichere mein MacBook via Time Machine dorthin und nutze es natürlich – das war ja mal die Kernaufgabe eines NAS – als Datengrab. Wichtig ist mir ein möglichst geringer Wartungsaufwand. Meine Synology hat mir in den letzten Jahren quasi gar keinen Wartungsaufwand bereitet. Updates liefen einfach durch. Lediglich bei der Umstellung der Kontakte-App war vor 1-2 Jahren mal ein wenig Handarbeit gefragt.
Dienste
Daneben greife ich auch auf die iCloud zurück. Seitdem Apple hier für die meisten Daten eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bietet, habe ich da auch deutlich weniger Privatsphärenbedenken – ganz verschwunden sind sie freilich nicht. Ich benutze die iCloud um Datenstände meiner RSS-Apps abzugleichen, für Apples Notizen-App, den Lesestand bei Mastodon (als App nutze ich Ivory) zu synchronisieren und – manche schreien jetzt bestimmt Sakrileg – um meine Passwörter via Apples Passwortspeicher zu synchronisieren.
Zusätzlich nutze ich auf meinem Mac und meinem iPhone den Privat-Relay und die Möglichkeit E-Mail-Adressen zu verbergen. Das funktioniert total problemlos. Der Mehrwert von Privat-Relay ist vermutlich überschaubar, aber erschwert im besten Fall Fingerprinting ein wenig und meine IP taucht nicht in jedem Serverlog auf. Die Möglichkeit, E-Mail-Adressen zu verbergen ist dagegen total praktisch, weil sie fest in Safari integriert ist, sofort angeboten wird und man in Apple Mail auch auf solche Mails antworten kann. Beides kann man natürlich auch mit VPN-Lösungen und E-Mail-Aliasen realisieren, der Aufwand ist deutlich höher.
Zum bezahlen nutze ich immer häufiger Apple Pay. Das gilt insbesondere für Onlinezahlungen. Wenn Lastschrift möglich ist, nutze ich selbstverständlich immer diese Option, weil sie mir als Verbraucher die beste Absicherung bietet. Leider bieten das immer weniger Anbieter an. Paypal nutze ich nicht, Paydirekt wurde leider eingestellt, Wero ist noch nicht soweit. Bevor ich also meine Kreditkartendaten irgendwo hinterlege, nutze ich aus Sicherheitsgründen lieber Apple Pay. Ich nehme dafür in Kauf, dass Apple Daten über Apple Pay erhält und mit Dritten teilt. Datenschutz und Sicherheit können also Hand in Hand gehen, müssen aber nicht zwingend. Apple Pay ist dafür ein schönes Beispiel.
Für VPN nutze ich immer noch Mullvad. Nicht für Anonymität – dafür sind VPN-Anbieter nicht geeignet -, sondern einfach zur Absicherung, wenn ich mal wieder in offenen WLAN-Netzen unterwegs bin.
Kommunikation
In dem Bereich hat sich verglichen zum Vorjahr überhaupt nichts getan. WhatsApp und Signal teilen sich die Kommunikationsanteile ziemlich paritätisch. Die Migration vom grünen zum blauen Dienst ist aber zum Erliegen gekommen.
E-Mails habe ich dieses Jahr wieder mehr geschrieben. Allerdings keine einzige verschlüsselte E-Mail. Das Konzept ist mausetot. Auf der Arbeit wird zwar fleißig signiert, aber auch nicht verschlüsselt, obwohl durch die S/MIME-Signaturen eigentlich die Grundlage da wäre.
Sünden
Manche würden vermutlich schon meine ganzen Apple-Dienste als einzige, große Sünde begreifen. Ich sehe das – wie oft dargelegt – deutlich differenzierter. Bleiben noch die richtigen Sünden, die man nicht schön schreiben kann. Es sind gleichen Sünden wie in den vergangenen Jahren auch. Mein Staubsaugerroboter dreht seine Runden und funkt nach China, mein SONOS-Soundsystem hat eine Netzanbindung und der LG TV mit WebOS ist auch immer noch da. Zu allen drei fehlt mir einfach eine datenschutzfreundliche Alternative.
Im App-Bereich sind dies neben WhatsApp auch der DB Navigator. BahnCard, Tickets im beruflichen und privaten Kontext. Ohne diese App wäre keine überregionale Mobilität möglich. Für reine Fahrplanabfragen nutze ich allerdings eine alternative App (Transportflow), um den Datenfluss wenigstens etwas zu begrenzen. Mein Deutschlandticket habe ich aber tatsächlich noch als analoge Karte, weil das JobTicket BW nur so angeboten wird.
Fazit
Abgesehen von den Folgen der Apple-Rückkehr im letzten Herbst, die auch ein paar Dienste nach sich gezogen hat, war eigentlich wieder wenig los. Dienste und Hardware laufen bei mir in weiten Teilen über viele Jahre sehr gleichbleibend. Entwicklungsprozesse sind meiner Wahrnehmung nach (abgesehen vom KI-Feld) auch viel langsamer geworden. Oder ich adaptiere sie langsamer als früher. Mal sehen, was der Jahresrückblick 2026 so bringt.