Die Synology DiskStation kann mit zusätzlichen Paketen zu einem vollwertigen E-Mail-Server ausgebaut werden. Der eigenständige Betrieb eines Mailservers ist eigentlich kein ratsames Unterfangen, da der Aufwand unverhältnismäßig hoch ist und man ohne weitreichende Expertise früher oder später auf den Blacklists der großen Provider landet. Für den Betrieb eines E-Mail-Archivs ist er jedoch geeignet.
Einsatzszenario
Ein vollwertiger Mailserver wäre die Synology DiskStation, wenn über diese Mails versendet und empfangen würden. Dies ist technisch möglich, aber nicht empfehlenswert, da es viel Know-how und Wartungsaufwand erfordert. Allerdings kann man mit den Paketen einen Mailserver im Intranet betreiben, der als Ablage und Archiv dient.
Dies ist im Hinblick auf Datenhoheit und Datenschutz durchaus sinnvoll. Die E-Mail-Provider haben in den letzten Jahren sukzessive die Speichergrenzen erhöht, so dass viele Nutzer darauf verzichten, E-Mails überhaupt zu löschen. Dadurch entstehen bei den Providern große Datensammlungen, die nach immer neuen Fragestellungen automatisiert durchsucht werden könnten. Es empfiehlt sich daher, E-Mails regelmäßig aus der Hoheit der Provider in ein privates Archiv zu verschieben.
Natürlich könnte man sich jetzt einfach ein lokales Postfach mit dem Mailprogramm seiner Wahl anlegen und die E-Mails dorthin verschieben. Dann macht man sich aber sehr abhängig von diesem Mailprogramm und ein externer Zugriff mit verschiedenen Geräten ist nicht möglich.
Synology Mail Server einrichten
Wenn man im Paket-Zentrum nach „mail“ sucht, findet man mehrere Pakete. Relevant ist hier der Synology Mail Server. Die Mail Station bietet lediglich einen Webmail-Client (Roundcube), um auf E-Mails zuzugreifen. Für den hier betrachteten Anwendungsfall spielt das keine Rolle. Die Installation ist gewohnt schnell und unkompliziert. Zusätzlich wird noch Perl als Abhängigkeit nachinstalliert, falls man es nicht schon verwendet.
Der Synology Mail Server basiert – wie so oft bei Synology – auf bewährter Open Source Software wie Dovecot, Postfix, SpamAssassin & Co. Hier kommen also keine unausgereiften Eigenentwicklungen zum Einsatz.
Nach der Installation kann über den Launcher die Konfigurationsoberfläche des Mailservers gestartet werden. Hier erscheint zunächst ein Warnhinweis zur TLS-Sicherheitsstufe, wenn diese in den Systemeinstellungen auf „Moderne Kompatibilität“ gestellt ist. In der Praxis sind mir aber noch keine Clients untergekommen, die damit Probleme hatten. Wer Schwierigkeiten hat, muss in den Systemeinstellungen unter Sicherheit die TLS/SSL-Sicherheitsstufe anpassen.
Zunächst aktiviert man IMAP:
Anschließend muss man in den Einstellungen den lokalen Nutzer in SMTP aktivieren. Das ist zwar unnötig, weil kein Mailversand intendiert ist, aber hierdurch kann der normale Synology Account genutzt werden. Der Rest ist irrelevant, da für die Funktion als Archiv kein SMTP benötigt wird.
Für die Mailarchivfunktion benötigen wir nur IMAP. Man integriert den Server wie unten beschrieben in sein Mailprogramm und verschiebt die Dateien per IMAP auf die Synology DiskStation. Damit liegen die Mails auf dem NAS und die Endgeräte greifen per IMAP darauf zu. Der Offlinezugriff wird mittlerweile von jedem vernünftigen Mailclient angeboten aber ist für ein Archiv eher zweitrangig.
Sofern nur innerhalb des eigenen Netzwerks (oder per VPN) auf das Mailarchiv zugegriffen werden soll, kann nur IMAP aktiviert werden. Für den Zugriff von außerhalb muss IMAP SSL/TLS anstelle des normalen IMAP aktiviert werden, um eine verschlüsselte Verbindung zu nutzen.
Der Mailserver ist nun grundsätzlich betriebsbereit. Sofern ein externer Zugriff ohne VPN gewünscht ist, muss zusätzlich der Port 993 (TCP) über eine Portfreigabe an den Synology NAS weitergeleitet werden.
Konfiguration im Mail Programm
Jedes IMAP-fähige E-Mail Programm kann nun mit dem NAS verbunden werden. Folgende Informationen sind für die Konfiguration relevant:
- Name: Beliebig
- E-Mail Adresse: Beliebig (z. B. archiv@NAS-NAME)
- Account: Name des Synology Benutzers
- Passwort: PW des Synology Benutzers
- IMAP / SMTP Server: Interne IP oder DynDNS-Name
Letzteres hängt davon ab, ob ein interner oder externer Zugriff angestrebt wird.
Beim ersten Start ist die Mailbox komplett leer. Der einzige Ordner ist der Posteingang. Mit Hilfe eines E-Mail-Clients kann das vorhandene E-Mail-Archiv auf den NAS übertragen werden. Je nach Netzwerkgeschwindigkeit und Größe des Postfachs muss dafür einige Zeit eingeplant werden.
Tipps & Tricks
Speicherort / Backup
Die E-Mails befinden sich dann im Home-Ordner des Synology-Benutzers unter .maildir. Daher sollte dieser Ordner unbedingt in das Backup einbezogen werden. Backup? Ja, richtig gelesen! Nur weil ein NAS mehrere Festplatten hat und je nach Konfiguration die Daten spiegelt, ersetzt das kein Backup!
Standby
Früher verhinderte der Mailserver den Standby. Dazu gibt es noch veraltete Anleitungen im Internet. DSM 7 unterstützt nun den Festplatten-Standby bei aktivem Mail-Server auch ohne Addons. Es müssen also keine Addons installiert oder Konfigurationsdateien geändert werden.