openSUSE Leap 16 in einer ersten Beta erschienen

Kürzlich hat openSUSE die erste Beta-Version von Leap 16 veröffentlicht, der stabilen Ausgabe der Community-Variante von SUSE. Diese Version bricht mit überkommenen Ansätzen. Basis ist nun das SUSE Linux Framework One (ehemals ALP genannt). YaST gehört der Vergangenheit an, die Installation übernimmt Agama, aber es gibt keinen Atomic-Ansatz.

SUSE bricht nun wirklich mit allen überkommenen Technologien. OpenSUSE Leap 16 basiert auf dem SUSE Linux Framework One (mehr dazu in diesem Blogpost bei SUSE). Dieses bildet künftig die Grundlage für alle SUSE-Varianten. YaST für die Softwareverwaltung und Installation gehört der Vergangenheit an. Anstelle von AppArmor sorgt SELinux für Sicherheit. AppArmor steht dank der Community aber weiterhin zur Verfügung, anders als bei SLE. Wayland löst X11 vollständig ab. SysV-Kompatibilität wurde endgültig eingestellt. Vorerst bietet die Installationsroutine nur die Desktop-Umgebungen KDE Plasma und GNOME an. Upgrades werden nicht empfohlen, stattdessen wird zu einer kompletten Neuinstallation geraten.

Entgegen früheren Ankündigungen verzichten die openSUSE-Entwickler aber auf einen Atomic (immutable)-Ansatz, sondern Leap bleibt auch in der 16 Inkarnation eine klassische Linux-Distribution. Anwender, die in Richtung Atomic wollen, müssen auf Leap Micro ausweichen.

Im Vergleich zu früheren openSUSE-Ausgaben ist die Installationsroutine sehr reduziert.

Die Konfiguration enthält aber alle wesentlichen Punkte. Die Partitionen können verändert, eine Systemverschlüsselung gewählt und dem Nutzer bleibt die Wahl, ob er mit oder ohne Root-Konto arbeiten möchte. Eine grundlegende Softwareauswahl ist ebenso möglich.

Ob die Reduzierung auf zwei Desktopumgebungen der mangelnden Beteiligung der Community für die übrigen Desktopumgebungen oder der Festlegung auf Wayland Only geschuldet ist, möchte ich nicht beurteilen. Für virtuelle Systeme wäre eine Oberfläche wie MATE sicher nett gewesen, aber rein zahlenmäßig dürften GNOME und KDE Plasma die meisten Anwender zufrieden stellen. Die restlichen Umgebungen bedienen doch eher eine laute Nische.

Die Installation läuft aber problemlos durch und nach einem Neustart begrüßt einen das übliche KDE Plasma. Sofern man sich nicht für GNOME entschieden hat. Das Hintergrundbild hat nur noch geringe Reminiszenzen an das überkommene openSUSE-Grün und soll sicherlich für diesen Neuanfang stehen.

Die Softwareauswahl ist wenig aufregend. Neben den üblichen KDE-Werkzeugen steht noch LibreOffice und Firefox als Standard zur Verfügung. Ob man im Jahr 2025 noch ein IRC-Programm in der Vorauswahl braucht, bezweifle ich zwar, aber an solchen Kleinigkeiten darf man sich nicht aufhalten.

Andere Dinge klemmen da schon mehr. Bei der Installation habe ich keinen Root-Account angelegt. Mein Standard-Benutzer hat entsprechende Sudo-Rechte erhalten. Die neue Softwareverwaltung mit dem wenig einprägsamen Namen „Myrlyn” möchte jedoch ein Root-Kennwort. Solche Fehler müssen in der Betaphase noch behoben werden. Myrlyn erinnert optisch stark an YaST und holt Stammnutzer damit da ab, wo sie gerade stehen. Ein kluger Schachzug, wie ich finde.

Die Paketauswahl birgt ansonsten wenige Überraschung.

Leap 16 scheint eine grundsolide Distribution zu werden. Einige alte Zöpfe – YaST, SysV-Init-Kompatibilität und X11 – werden abgeschnitten, einen großen Systemumbruch scheuten die Entwickler jedoch. Angesichts der zwischenzeitlichen Unklarheiten, ob es überhaupt noch eine Community-Variante von SLE 16 geben würde, ist das Erscheinen von Leap 16 in einer Beta-Version mehr als erfreulich. Die finale Version wird im Herbst erwartet. Bis dahin kann noch am Feinschliff gearbeitet werden.

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.

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