F-Droid Anti-Features – Offiziellen Client meiden

Die Entwickler der Kartenanwendung Organic Maps haben streiten sich derzeit mit F-Droid um sogenannte Anti-Features. F-Droid zensiert dabei Open-Source-Apps nach eigenwilligen Kriterien in seiner offiziellen App. Sogenannte Anti-Features bzw. auf Deutsch unerwünschte Merkmale. Anwender sollten daher auf alternative Clients wie Droid-ify, Neo Store oder Obtainium ausweichen.

Die aktuelle Auseinandersetzung (Diskussion auf Mastodon) entstand um eine Neufassung der unerwünschten Merkmale. Dazu muss man wissen, dass die F-Droid-Entwickler nicht nur ausschließlich Open-Source-Apps ausliefern, sondern den Entwicklern auch vorschreiben, wie diese ausgestaltet sein müssen. Einige Anti-Features sind klar, andere sind reine Willkür. Dazu gehört die Verwendung von nicht quelloffenen Netzwerkdiensten oder die Abhängigkeit von bestimmten Netzwerkdiensten. Letztes Anti-Feature wurde kürzlich neu hinzugefügt.

Passt eine Anwendung nicht, dann werden im einfachsten Fall die unerwünschten Merkmale gelistet. Fennec – die F-Droid-Variante von Firefox – zeigt z.B. folgende Warnung:

Andere Apps werden gar nicht erst zugelassen und müssen ihre eigenen Paketquellen pflegen. Aus diesem Grund sind viele Open-Source-Apps in F-Droid nicht vorhanden, nur in veralteten Versionen oder in modifizierten Varianten.

In der offiziellen F-Droid-App werden Apps bei der Einführung neuer Anti-Features gewissermaßen willkürlich zensiert. Wer im F-Droid-Client nach Organic Maps suchte, wurde zeitweise nicht fündig. Denn die neu eingeführten Anti-Features bzw. die davon betroffenen Apps wurden nämlich automatisch ausgeblendet und mussten vom Nutzer erst aktiv eingeblendet werden.

Anwender sollten daher den offiziellen Client meiden und auf alternative Clients wie Droid-ify oder Neo Store ausweichen. Deren Entwickler setzen die Zensurmaßnahmen von F-Droid nicht um und ignorieren die Anti-Features. Dadurch bieten sie die Vorteile des zentralen Open-Source-Stores, aber vermeiden manche der Nachteile. Wie lange es diese Clients daher noch geben wird, ist nicht abzusehen. Den Entwicklern wurden schon DDOS-Attacken vorgeworfen, weil sie die F-Droid-Mirrors nicht unterstützen.

Wer sich für Alternativen zu F-Droid interessiert, sollte einen Blick auf Obtainium werfen. Das ist eine App, mit der man direkt aus Quellen wie GitHub (und auch F-Droid) installieren kann. Dabei muss der Nutzer natürlich selbst genau prüfen, was er installiert, da kein „Store“ zwischen dem Anwender und dem Entwickler steht. Obtainium installiert zudem direkt die publizierten Tarballs und baut nicht selbst den Code, wie das F-Droid tut. Auch hier wieder eine Vertrauensfrage gegenüber den Entwicklern.

F-Droid ist jedenfalls kein Netzwerk, dessen Ausrichtung und Entwicklung man uneingeschränkt vertrauen kann. Alternativen in den Blick zu nehmen schadet nicht.

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.
  1. Hallo Gerrit,
    Unter Lineage habe ich Droid-ify genutzt, da der offizielle Client sehr träge war und die automatische Aktualisierung der Paketquellen nicht funktioniert hat. Seit dem Wechsel zu Divestos nutze ich wieder den offiziellen Client, da dieser bereits installiert war. Das oben beschriebene Verhalten tritt nicht auf. Apps mit Anti-Features werden angezeigt, da dies bei Divestos vom Maintainer in der App konfiguriert wurde.

    P.S.
    Vielen Dank für deine Arbeit an diesem kritischen und tollen Blog. Deine Ruhe im Umgang mit so einigen beleidigenden Kommentaren, die so mancher Nutzende hier hinterlässt, ist bewundernswert.

  2. Ich verstehe ganz ehrlich die Aufregung nicht. F-Droid hat sich Regeln gesetzt. Regeln, die Nutzern dabei helfen zu beurteilen, welche Probleme die Installation einer App inkriminiert. Finde ich gut. Wenn App-Entwickler nicht damit umgehen und nicht erklären können, warum sie diesen oder jenen Zugriff auf besondere Daten brauchen, dann liegt das sicher nicht an F-Droid. Die Empfehlung noch zweifelhafterer App-Stores (Wo hat deren Guidelines mal jemand überprüft?) halte ich für fahrlässig.

    • Die F-Droid-Macher können sich alle Regeln geben, die sie möchten. Es ist schließlich ihr Produkt.

      Ich kann dann trotzdem zu dem Entschluss kommen, F-Droid nicht mehr als ehrlichen Makler zu verstehen und das hier kund tun.

      Bei Organic Maps wurde z.B. die fehlende Wahlfreiheit beim Downloadort der Karten kritisiert. Andere Änderungen an der originalen App haben die Entwickler nur für F-Droid umgesetzt, aber das war scheinbar nicht ausreichend. Woher soll Organic Maps die denn sonst ziehen? Wie weit darf ein Store in die Entwicklungsentscheidungen eingreifen? Genau so gut könnte ein Browser ein Anti-Feature sein, weil damit potenziell bösartige Seiten aufgerufen werden können. Das ist pure Willkür.

      Du hast das Prinzip übrigens nicht verstanden. Droid-ify und Neo Store sind keine alternativen App-Sammlungen, sondern bedienen sich bei den F-Droid-Quellen, aber bewahren ihre Nutzer vor Bevormundung durch die App. Nebenbei sind die Apps noch moderner und haben weniger Fehler, aber das nur am Rande. Das geht so lange bis die F-Droid-Macher diesen Weg zusperren.

      Obtainium ruft die Apps direkt bei den Entwicklern ab. Warum sollte das riskanter sein?

    • Alle OpenStreetmap Clients haben Antifeateures und sind damit ausgeblendet. Ist es sinnvoll? Wenn jemand so etwas nicht als Sinnvoll erachtet, nimmt er eben nicht F-Droid als Client. Ist doch im Sinne von OpenSource genau richtig, sinnvollere Clients werden sich durchsetzen.

  3. F-Droid ist ein Store für FOSS Apps.
    Was ist dein Problem damit, wenn F-Droid auf unfreie Netzwerkdienste hinweist, z.B. Youtube?
    Oder anders gesagt: Zeig mir einen einzigen Appstore, der ohne Regeln auskommt.
    Wem die nicht gefallen, der sucht sich seine Apps halt woanders zusammen oder nutzt Obtainium.
    Übrigens passt es gut zur journalistischen Qualität dieses Blogs, Obtainium als Alternative zu F-Droid zu bezeichnen. Obtainium ist nichts weiter als ein Git-Downloader mit Updatefunktion (viel Spaß mit den ganzen Nightly Builds). Wer Obtainium schon einmal benutzt hat, weiß das.

    • Organic Maps erlaubt es OSM-Karten herunterzuladen. Das ist eine Kernfunktion der Anwendung. Diesen Downloadort legt die App fest. Wie soll das deiner Meinung nach sonst funktionieren? Wie soll Organic Maps ohne dieses Anti-Feature auskommen? Rechtfertigt das Shadowbanning? Warum ist Organic Maps dann keine FOSS mehr?

      Wie gesagt: Manche Anti-Features sind sonnenklar, aber manche sind intransparent und widersprüchlich. Die F-Droid-Macher verweigern jede Diskussion und sagen „Alles richtig gemacht.“ Das kann, darf und sollte man kritisch hinterfragen.

      Jeder Linux-Nutzer kennt Repositorien, Regelwerke und Kuratierung. Darüber wird in allen Distributionen immer mal wieder transparent gestritten. F-Droid schießt aber weit über diese üblichen Ziele hinaus.

      Obtainium ist sicherlich nicht die Lösung. Ich kann aber zunehmend verstehen, warum populäre Aftermarket-Lösungen einen Bogen um F-Droid machen (GrapheneOS, /e/).

    • Daniel Micay erzählt viel, wenn der Tag lang ist. Belege liefert er aber eher selten. Und was man von Madaidan, der angeblich Security macht, dann aber seine Webseite bei GitHub hostet, Telegram verwendet und irgendwelche komischen Kryptowährungen nutzt, die die Welt verbrennen, halten mag, darf sich jeder selber überlegen.

  4. Ich nehme an, das hier ist gemeint:
    „Mythic Beasts ISP stellt uns zwei virtuelle Server mit 400 TB/Monat kostenloser Bandbreite zur Verfügung, um unseren Nutzern das Herunterladen und Aktualisieren von Karten zu ermöglichen.“
    Und das Herunterladen von Kartenmaterial mittels eines britischen Non-EU-Providers
    (Mythic Beasts Ltd
    PO Box 1363
    Cambridge
    CB1 0FJ)
    könnte man datenschutztechnisch sehr wohl als Anti-Feature bezeichnen, von dem datenschutzaffine Nutzer vor der Installation möglicherweise zwecks Eigenevaluation erfahren wollen.

    • Es geht nicht um „erfahren“. Es geht um:

      1. „Shadowbanning“, weil „neue“ Anti-Features in der offiziellen F-Droid-App zunächst ausgeblendet werden und Nutzer dann die Apps nicht mehr gefunden haben.

      2. Die Frage, welche Anti-Features Sinn machen. Das „neue“ Anti-Feature markiert Apps wie Wikipedia: https://f-droid.org/de/packages/org.wikipedia/. Weil die App – Wunder, oh Wunder – im Hintergrund die Wikipedia benötigt.

  5. Ich verstehe die Kritik und bin auch nicht 100% von F-Droid überzeugt. Die Markierungen mit den Antifeatures sehe ich auch als etwas willkürlich und nicht immer wirklich sinnvoll an. Dazu scheint hier noch eine etwas kompromisslose und nicht immer zielorientierte Diskussionskultur zu kommen. Für mich bleibt es vorerst dennoch die beste Lösung für einen Großteil meiner Apps und ich bin froh dass F-Droid überhaupt existiert. Uneingeschränkt empfehlen an Dritte kann ich es aber nicht, die Apps die von dort bezogen werden haben ja auch immer mal wieder kleinere oder größere Funktionseinschränkungen oder erhalten Updates verzögert.

    PS: Da hier in den Kommentaren genannt, von Daniel Micay und Madaidans halte ich persönlich aber auch nichts, die denken auch sie hätten die Wahrheit alleinig mit Löffeln gefressen und eine sinnvolle Diskussionskultur wird dort auch nicht gepflegt. Als Beispiel die über Jahre von Micay bzw. GrapheneOs verbreitete pauschale Behauptung die Akkuladebegrenzung würde dem Akku schaden und man solle ihm schon vertrauen. Ich wurde mit dieser Behauptung mehrfach konfrontiert, obwohl es nun wirklich mittlerweile als sehr gut gesichertes Allgemeinwissen betrachtet werden kann, dass dadurch die Lebensdauer des Akkus erheblich verlängert wird. Dass dies natürlich vor allem dann sinnvoll ist, wenn die Ladeelektronik bei der gesetzten Begrenzung direkt auf Netzbetrieb umschalten kann (können doch eh (fast) alle?) mag eine Erwähnung wert sein, lässt aber nicht den allgemeinen Schluss der Schädlichkeit zu.

    Letztendlich bleibt mal wieder nur das in der „Foss/Privacy/Security/usw.-Szene“ (wer auch immer das genau ist) übliche Gefühl einer gewissen Sturheit, Kompromisslosigkeit mitsamt dogmatischem Festhalten an selbstgesetzten und häufig willkürlichen, überzogenen, unverhältnismäßigen oder realitätsfernen Standards.

    • Wenn ich das richtig verstehe, geht es hier (nur) um die von den F-Droid Entwicklern getroffenen Voreinstellungen, oder? Bei mir ist Organic Maps nämlich installiert und ich sehe im offiziellen F-Droid-Client auch Updates dafür.
      Generell bin ich eher ein Freund von restriktiven Defaults und davon, potentiell problematische oder unerwünschte Features als Opt-In zu implementieren (Beispiel: Browser).
      Dass bei F-Droid Nutzer, die sich nicht mit den Einstellungen und ihren Präferenzen bzgl. Antifeatutes auseinandergesetzt haben, bestimmte Apps gar nicht finden, ist aber in der Tat etwas ungünstig. Ich kenne jedoch ehrlich gesagt keinen F-Droid Nutzer, der die Antifeatures nicht entweder selbst aktiviert hat oder dem nicht dabei geholfen wurde. Dass es diese Filtermöglichkeit grundsätzlich gibt, finde ich gut. Wie müsste deiner Meinung nach ein akzeptabler Kompromiss denn aussehen? Ich könnte mir eine Abfrage bei der Ersteinrichtung vorstellen, bei der darauf hingewiesen wird, dass man bei Aktivierung die Anzahl der sichtbaren Apps einschränkt. Dann könnte es bei vergesslichen Nutzern natürlich immer noch zu einer unabsichtlichen Selbstzensur kommen. Ich finde es aber etwas übertrieben, den F-Droid-Machern Zensur vorzuwerfen, weil sie eine unpraktische Voreinstellung verteidigen.

  6. Nachtrag, der vorgenannte Kommentar wurde jetzt doch versehentlich zu einem etwas pauschalen Rundumschlag. Etwas konkreter zum genannten Problem: Ich denke das Problem ist weniger das Markieren mit den Antifeatures (die Markierungen im Einzelnen sind aber mitunter auch schon streitbar) , diese ist man als erfahrener F_Droid-Nutzer ja sowieso gewohnt zu ignorieren. Es ist halt eher blöd wenn dann dadurch die App im Klient unauffindbar wird und damit für einen unbedarfte Großteil der Nutzer quasi unzugänglich gemacht wird. Dies ist eher bevormundend und stiftet nicht gerade zum selbst abwägen an. Die Willkür (empfinde ich so, wird aber sicherlich nicht so gesehen von den Entscheidern) erinnert etwas an die Gängeleien von denen man immer wieder aus dem Playstore hört.

  7. Das Kategorisieren finde ich nicht schlimm, auch wenn ich nicht überall mitgehe, einige Kategorien finde ich aber auch hilfreich. Das allerdings als default manche Kategorien ausgeblendet sind, finde ich auch ärgerlich (vielleicht abgesehen von der NSFW Kategorie), zumal die Einstellung nicht leicht zu finden ist.

    Deswegen zum Wechsel zu raten, sehe ich aber kritisch. FDroid ist DER Opensource Store für Android, eine Zersplitterung ist sicher nicht wünschenswert. Klar sind es jetzt nur andere Oberflächen, aber es kommt schon sehr als anti fdroid Aufruf rüber. Ein positives Framing ala „das beste aus Fdroid rausholen mit alternativen Clienten“ fände ich sinnvoller, und natürlich die Kritik direkt an Fdrois zurück zu spielen (aber das ist bestimmt passiert).

    Meine Erfahrungen mit den alternative Clienten waren auch nicht so gut, updates haben bei mir noch schlechter funktioniert als mit dem offiziellen Clienten und ich fand sie auch unübersichtlicher, aber das ist sicher Geschmackssache.

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