openSUSE Leap 42.2 im Test

In wenigen Tagen, am 08. November 2016, wird openSUSE die nächste Version seines stabilen Distributionszweiges Leap veröffentlichen. Erfahrungsgemäß halten sich die Änderungen zwischen dem letzten Release Candidate und der finalen Version in engen Grenzen, weshalb es an der Zeit ist das neue Produkt mit dem Gecko ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Version 42.2 ist eine Aktualisierungsversion des LTS-Zweiges und folgt auf die Version 42.1 aus dem Herbst 2015. Bedingt durch den Charakter als Minorversion sind keine größeren Änderungen zu erwarten, sondern vor allem Produktpflege im Detail.

Die openSUSE Leap-Version aus dem vergangenen Jahr leitete eine neue Ära bei openSUSE ein. Nach der Aufspaltung der Entwicklung in eine Rolling Release-Variante Tumbleweed folgte die stabile LTS-Version Leap.  Die Basis von Leap bilden Pakete aus SUSE Linux Enterprise (SLE), die durch aktuelle Pakete aus dem Tumbleweed-Zweig ergänzt werden. Diese Ergänzungen müssen jedoch einzeln von openSUSE-Maintainern vorgenommen werden, weshalb im Entwicklungsprozess keine ungewarteten Pakete über einen Automatismus nach Leap migriert wurden. Die Prämisse für 42.2 war zudem einen funktionsfähigen Upgradepfad zu garantieren, weshalb Leap kein Klon des aktuellen Tumbleweed-Standes ist.

Basis-Versionen

Leap 42.2 basiert auf dem aktuellen Service Pack 2 für SLE 12 und bringt deshalb im Vergleich zu 42.1 einige aktualisierte Programmversionen mit. Der Kernel wird nun in Version 4.4 ausgeliefert, die für KDE zentrale Bibliothek Qt in der LTS-Version 5.6 und systemd in version 228. Hinzu kommen zahlreiche weitere Aktualisierungen. Die gelisteten Programmversionen illustrieren aber bereits, dass die Programme recht alt sind und sehr neue Hardware möglicherweise Probleme bereitet. Dafür ist die Distributionsbasis hinreichend getestet und profitiert von der Enterprise-Erfahrung von SUSE.

Installation

Die Installationsroutine wurde lediglich minimal angepasst. Nach wie vor setzt openSUSE nicht darauf einfach ein Live-System auf die Festplatte zu übertragen, wie dies z.B. Ubuntu macht, sondern setzt eine vollwertige Installationsroutine ein. Das bietet dem Anwender die volle Freiheit, erfordert aber manchmal ein wenig Wissen. Anwender mit wenig Erfahrung sind jedoch nicht schlecht damit bedient, einfach die ausgewählten Voreinstellungen zu bestätigen. OpenSUSE richtet dann eine Root-Partition mit Btrfs, sowie – eine entsprechende Festplattengröße vorausgesetzt – eine Home-Partition mit XFS ein. Sofern gewünscht kann auch mit wenigen Mausklicks eine verschlüsselte LVM-Partitionierung gewählt werden.

Desktop

opensuse 42.2 screenshot

OpenSUSE hält KDE seit Jahren als eine der letzten Distributionen die Treue und wird dieses Mal dafür belohnt. Im Vorfeld der Veröffentlichung von Leap 42.2 haben KDE und openSUSE ihre Veröffentlichungspläne aufeinander abgestimmt, weshalb openSUSE als Desktop Plasma 5.8 ausliefern kann, das ebenso wie Qt 5.6 LTS-Status hat.

OpenSUSE integriert Plasma optisch traditionell in das eigene Branding. Ein individuelles Startmenü-Icon und Wallpaper, sowie angepasst Sperr- und Loginbildschirmhintergründe sind somit obligatorisch. Weiterhin hat man sich dieses Mal entschieden den Desktop im klassischen Arbeitflächenmodus auszuliefern. Angesichts der Zielgruppe vermutlich keine schlechte Entscheidung, zumal der Anwender mit wenigen Mausklicks das gewohnte KDE-Verhalten wiederherstellen kann.

Plasma 5.8 ist endlich den Kinderschuhen entwachsen und ist robust genug für den Arbeitsalltag. Höchste Zeit angesichts des nahen Supportendes von openSUSE 13.2 Anfang kommendes Jahres. Auch die zentralen KDE-Applications-Programme wie KDEPIM sind endlich wieder stabil genug für den Einsatz. Aus Kompatibilitätsgründen liefert openSUSE aber auch noch die 4er Version von Kontact & Co aus. Insbesondere für Aktualisierungen kann der aufwändige Migrationsprozess also noch hinausgezögert werden. Neuinstallationen erfolgen standardmäßig bereits mit der modernen Kontact-Version.

Ansonsten bietet die Programmauswahl nur wenige Überraschungen sondern folgt dem Muster bisheriger Veröffentlichungen. Man liefert standardmäßig eine recht umfangreiche Softwaresammlung aus (die sich aber im Installationsprozess minimieren lässt) und hat dadurch einige redundante Programme.

Fazit

OpenSUSE Leap ist eine vollwertige LTS-Distribution. Von den jährlichen Veröffentlichungen sollte man sich nicht abschrecken lassen. Diese dienen – ähnlich wie bei RHEL – eher dazu die Distribution über die Jahre hinweg nutzbar zu halten, als zur Implementierung neuer Funktionen. Größere Umbrüche sind erst wieder mit dem Sprung auf Leap 43 in einigen Jahren zu erwarten. Die Version im kommenden Jahr wird vermutlich sogar weiterhin KDE Plasma 5.8 ausliefern.

Erfreulich ist ebenfalls, dass Plasma nun endlich wieder nutzbar ist. KDE-Nutzer können nun also ihre alten KDE Plasma 4-Installationen aufs Altenteil schicken und zum neuen Leap greifen. In Anbetracht des katastrophalen Zustands von Kubuntu eigentlich die letzte LTS-Distribution mit KDE Plasma als Desktop.


Bilder:

Einleitungs- und Beitragsbild von ar130405 via Pixabay 

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.

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