So machst du dich in der Linux-Community beliebt

Der folgende Leitfaden liefert dir die Positionen, mit denen du dich in der Linux-Community beliebt machst. Halte dich daran und du bekommst immer viel Zustimmung, schreibe das Gegenteil und Kritik ist dir sicher. Wichtig: Verwende nicht zu viele Fakten. Stattdessen solltest du dich von Gefühlen leiten lassen. 17 hilfreiche Positionen für den Anfang.

  1. Es heißt GNU/Linux! Linux ist nur der Kernel!
  2. Wer vi nicht bedienen kann, darf Linux nicht benutzen. Das nennt sich natürliche Selektion.
  3. Alle Probleme, die nichtswürdige Kritiker anbringen lassen sich mit Emacs lösen. Du hast keine Ahnung, ob das stimmt. Egal! Emacs kann es im Zweifelsfall und mindestens 50 % der Leute, die irgendwas von Emacs behaupten, kriegen es nichtmal installiert. Also warum nicht einfach regelmäßig Emacs als Schlagwort nutzen.
  4. Das Jahr des Linux-Desktops war schon gestern. Linux ist erfolgreich auf Servern, Smartphones und vielen anderen Geräten. Am Desktop eigentlich auch und wenn das nicht so ist, dann weil weil Microsoft und Apple die Kunden manipulieren!
  5. Debian und Arch Linux sind cool. Community-Distributionen sind am besten. Red Hat ist IBM, also amerikanisches Kommerzlinux und openSUSE – igitt, man erinnere sich an den Microsoft-Novell-Deal. Ubuntu? Weißt du, dass Shuttleworth Canonical an die Börse bringen will? Kommerzielles Linux ist sowieso der Feind.
  6. Das Paketmanagement ist das perfekte System. Es braucht keine Alternativen. Das ist alles nur die App-Storisierung von Linux. Und der Kommerz kommt dann bestimmt. Siehe kommerzielles Linux als Feind.
  7. Docker und andere Containerformate sind Pest in Tüten. Die jungen Administratoren können einfach nicht mehr richtig einen Server aufsetzen. Alles intransparent und unsicher. Brauchte es früher auch nicht.
  8. Systemd ist böse. Das ist eine Krake und frisst sich in immer mehr Bereiche. Brauchst du nicht, braucht niemand und Poettering arbeitet jetzt sowieso für Microsoft.
  9. Mozilla ist auch böse. Die waren mal gut und jetzt geht es nur noch darum, Geld zu scheffeln. Deshalb findest du Pale Moon und die anderen Forks gut und Firefox nicht. Thunderbird ist auch blöd mit dem neuen Design.
  10. Design wird sowieso überbewertet. Funktionalität ist wichtiger, alles andere lernt man schon. Kann ja nicht so schwer sein, sich zu merken, dass er kleine siebte Button von links mit dem kaum zu erkennenden Icon in der zweiten Reihe die gesuchte Funktion ist. Die neuen Trends sind blöd. Dein 4:3 Monitor ist das Ende der Monitorevolution.
  11. Die Möglichkeit einen Regenbogen als Hintergrund bei Thunderbird zu nutzen, fehlt dir aber dennoch. Genau wie dieses eine XUL-Addon mit dem du was ganz tolles gemacht hast. Neue Entwicklungen sind einfach unsinnig. Du weißt, was gebraucht wird und was nicht!
  12. Apropos Thunderbird. Natürlich verschlüsselst du deine E-Mails schon seit Jahrzehnten mit GPG. Alle in deinem Bekanntenkreis tun das auch. Wer auf moderne Smartphone-Messenger setzt (igitt Handynummernzwang!), mit dem bist du einfach nicht mehr bekannt.
  13. LibreOffice ist großartig! Könnte fast Standard sein. Reicht für alle und alles. So geht Perfektion.
  14. Linux funktioniert auch auf dem Smartphone schon prima. Android hat abgewirtschaftet. Was da nicht funktioniert, brauchst du nicht.
  15. Apropos Smartphone. Das brauchst du eigentlich nicht. Apps auch nicht. Das ging früher, das geht heute.
  16. Firmen- und Produktnamen verballhornen ist Pflicht. M$ oder Winzigweich, Schmartphone, Klaut, Äpple oder Fallobst – das geht dir locker flockig aus den Fingern. Aber wehe es betrifft dein Produkt. Siehe Position #1. Es heißt GNU/Linux.
  17. Desktop-Umgebungen… hier sollte man besser die Finger davon lassen. Du denkst, die Desktop Wars sind vorbei? Nun, egal was du hier schreibst, du machst dir Feinde. Auch wenn du gar nichts schreibst. Und schreibe auf keinen Fall, dass du alle magst. Gleichgültigkeit ist schlimmer als das falsche Produkt zu nutzen. Laviere dich am besten damit heraus, dass du einen Window Manager bevorzugst. Das können zwar viele nicht nachvollziehen, aber damit umgehst du das Minenfeld.

Wenn du all das beherzigst, bist du der nächste angesagte Blogger. Influencer und PR-Kampagnen haben bewiesen: Fakten sind nichts, Argumente bedeutungslos, du musst ein Gefühl bedienen.

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.
  1. Moin Cruiz,
    hat dich jemand zu diesem Artikel gereizt? Ich musste jedenfalls sehr schmunzeln.

    Ich wünsche dir einen schönen Sonntag Abend und einen angenehmen Wochenstart.

    Viele Grüße
    Jörg

    • Ich war kürzlich über einen Artikel über LibreOffice auf einem Windowsblog gestoßen und der Autor hat dort die gleichen Reaktionen bekommen. Vornehmlich ganz offensichtlich von Leuten, die nicht zur Zielgruppe der Seite gehörten. LibreOffice bzw. Kritik daran scheint so ein Trigger zu sein, der irgendetwas in Teilen der Community in Bewegung setzt. Das brachte mich auf diesen (nicht ganz ernst gemeinten) Artikel.

      Ansonsten ebenso einen guten Start in die Woche. 🙂

      • Achso na bei LO kommt immer als erster/zweiter Kommentar, das es eh nicht mit Word mithalten kann. Das triggert ausreichend, weil man den FUD nimmer sehen kann. Danach ist die Diskussion auch schon kaputt. Das hab ich schon oft gesehn. Auch bei den Linux Artikeln so: Wozu Linux Artikel, das kann weg… klar, wenn du das jedesmal siehst gibts eine gewisse Allergie.

  2. > Docker und andere Containerformate sind Pest in Tüten. Die jungen Administratoren können einfach nicht mehr richtig einen Server aufsetzen. Alles intransparent und unsicher. Brauchte es früher auch nicht.

    ist halt auch so.

  3. Cool, danke!

    Das werde ich auf heise.de versuchen, wo sich die Creme de la Creme der Linux-Dr.-Prof.-Ing.-Community trifft. Endlich kann ich bei ihnen Punkten!

    Vielen viele dank ^^

  4. Es fehlt zu sehr das unterdrücken von $ENIVRONMENT und vor allem muss noch der Nutzer bestimmte Hardware nutzen.
    Thinkpad ist Minimum, sonst gilt nur freie Hardware, alle anderen sind Schafe
    Dann unterschreibe ich das voll und ganz

    • Ja, weil man alle Punkte schon zigfach gelesen hat. Ich musste aber troztdem etwas schmunzeln, zumindest bei den Punkten denen ich nicht zustimme 😉

  5. LibreOffice Writer hat leider den Serienbrief nicht so toll drauf, wie MSWord. Keine Möglichkeit Felder frei zu setzen und wenn-dann mit denen zu machen.

  6. Das Reizthema schlechthin fehlt mir auch noch: Open Source! Echte Linuxer nutzen nämlich nur das und was quelloffen ist ist automatisch sicher, datenschutzfreundlich, funktional überlegen und halt einfach besser. Muss man im Zweifel sogar nichtmal beweisen, Open Source ist Beweis genug. Und wer das nicht versteht, der darf Linux auch nicht nutzen. Wichtig ist hierbei wie bei allen anderen genannten Punkten: es gibt nur schwarz oder weiß!

    • Da hast du einen sehr guten Punkt angesprochen. Das die Wahrheit häufig in der Mitte liegt bzw. irgendwo im Spannungsfeld zwischen Schwarz und Weiß liegt, scheinen nur nich wenige Menschen akzeptieren zu können. Dieses Problem ist dabei nicht auf die Open Source Szene beschränkt.

  7. Bei meinem Gentoo ertönt bei jedem Rechnerstart der “Free Software Song” von RMS. Dafür habe ich ein professionellen openRC Service geschrieben (weil ich kein systemd nutze!).

  8. Ist ja ganz unterhaltsam, aber irgendwie treibst du dich in einer ganz anderen Linux-Ecke rum als ich Gerrit. Klar kenne ich die ganzen Argumente, aber irgendwie verstehe ich nicht so ganz warum du dich so an denen ab Arbeitest. In der Entwicklerecke macht halt jeder was, wann und wie er es will. Klar es gibt Leute, die wollen kein Systemd und die machen eben ihre eigene Disto ohne systemd. Ist doch total in Ordnung, warum auch nicht. Ich mag mein Silverblue und finde Flatpak toll. Mit Snap hab ich nicht so gute Erfahrungen gemacht und darum meide ich es, aber ich hatte nie das Gefühl mich dafür rechtfertigen zu müssen.
    Irgendwie lesen sich für mich deine Texte in letzter Zeit immer mehr wie Artikel zur vorwärts gerichteten Angriffsverteidigung. Überall ist immer Konflikt und Böse und Schlimm usw. aber ich kann nur sagen für mich und meinen Linux-Alltag sehe ich das so nicht. Die Community ist in erster Linie hilfreich und Freundlich, die Optionen sind Mannigfaltig und wenn mir etwas nicht passt, dann gehe ich halt weiter.

  9. Beim Lesen des Artikel musste ich grinsen (und das tat gut, weil aus dem Urlaub kommend wir erst einmal einen Wasserschaden im Hausentdeckten und versorgen mussten), weil er augenzwinkernd Old-School-Linuxer aufs Korn nimmt und auch typisch für Curius ist, der hier einen notwendigen Wadenbeißerjob macht. Wie man in Franken sagt: Bassd scho.

  10. Achtung Besserwisserei: Android ist im Prinzip auch eine Linuxdistibution, weil ja “Linux ist nur der Kernel”. Und den nutzt Android auch.

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