Im April diesen Jahres ist es wieder soweit. Ubuntu und die offiziellen Derivate veröffentlichen eine neue LTS der beliebten Distribution. Mithin das wichtigste Ereignis im Linux-Kalender. Zeit mal einen kleinen Ausblick zu nehmen.
Das Release der neuen LTS von Ubuntu hat sicherlich die größte Breitenwirkung aller Linux-Distributionen. Die große Mehrheit der Linux-Anwender nutzt Ubuntu, eines der offiziellen Derivate oder eines jener inoffiziellen Derivate wie beispielsweise Linux Mint oder elementary OS. Hier treffen zwei Jahre Entwicklung am Linux-Desktop auf den Anwender und damit die Wirklichkeit.
Noch ist einiges im Fluss, denn der Feature Freeze steht erst am 24. Februar an, aber einige Aussagen lassen sich bereits jetzt treffen. Große Umbrüche sind dieses Jahr nicht zu erwarten, aber einige Änderung an der Oberfläche der jeweiligen Derivate und unter der Haube stehen an.
Die größte und wichtigste Neuerung. Es wird nach Jahren einen neuen Installer geben. Unter der Haube lässt man es hingegen eher bedächtig angehen und wird den Linux Kernel 5.15 nutzen, der bereits jetzt bei vielen Rolling Release-Distributionen zum Einsatz kommt. Allerdings ist das wenig dramatisch, weil Ubuntu traditionell im Laufe des Lebenszyklus der Distribution neuere Kernel-Versionen an die Anwender verteilt.
Das Hauptderviat Ubuntu wird standardmäßig Wayland nutzen und damit die endgültige Abkehr von X.org einleiten. Es dürfte sicherlich spannend werden, ob Wayland wirklich schon reif für den produktiven Einsatz bei Massen von normalen Anwendern ist. Bei der Desktopumgebung fährt man eine Zwischenmethode, die bereits bei früheren Releases zum Einsatz kam. Eine aktuelle GNOME Shell (vermutlich 42) wird mit älteren Apps kombiniert, da Ubuntu noch nicht auf Gtk4-Apps umsteigen möchte. Optisch gestaltet man die Shell weiterhin im Stil von Unity. Anwender müssen sich also nicht umorientieren. Firefox ist standardmäßig als Snap enthalten. In den Paketquellen ist aber immer noch ein normales Firefox-Paket im Bereich main enthalten. Die Anwender haben also die Wahl. Ansonsten gibt es nur wenige Änderungen gegenüber Ubuntu 21.10 – was aber für ein LTS-Release nicht unüblich ist.
Kubuntu aktualisiert wie üblich KDE Frameworks, KDE Plasma und die Programmsammlung KDE Gear. KDE Gear wird vermutlich in der Version 21.12 aus dem vergangenen Dezember ausgeliefert werden. KDE Plasma ist bereits in einer Vorschauversion von 5.24 enthalten. Diese Version wird es somit mit Sicherheit ins Release schaffen. Diese Version könnte möglicherweise wieder eine LTS-Version mit Upstream-Unterstützung werden. Mit Sicherheit ist Kubuntu 22.04 die letzte LTS-Version mit einer Qt 5-Basis. Anwender dürfte dies freuen, da KDE gegen Ende eines Releasezyklus meist die besten Produkte ausliefert, bevor man wieder von vorne anfängt. Kubuntu liefert ebenso Firefox als Snap aus und bleibt bei der Abkehr von KDEPIM zugunsten von Thunderbird.
Ubuntu MATE modernisiert leicht sein Design verglichen mit der Version 20.04. Dabei orientiert man sich am Yaru-Theme des Hauptderivats, das in das charakteristische Grün gefärbt wird. Ubuntu MATE unterscheidet sich hierdurch stark von anderen Distributionen, die MATE ausliefern. Auffällig ist die stärkere Bezugnahme auf GNOME-Programme wie Rhythmbox oder Shotwell. Firefox liegt noch nicht in der Snap-Version bei, aber vermutlich sind die Arbeiten hier nur noch nicht abgeschlossen, da Ubuntu MATE traditionell bereits Snaps ausliefert.
Wenig Neues zu berichten gibt es bei den Derivaten Xubuntu, Lubuntu und Ubuntu Budgie. Das liegt schlicht daran, dass die entsprechenden Desktopumgebungen kaum Veränderungen erfahren haben. Hier integriert man lediglich die neuen Versionen der Desktopumgebungen, welche so aber auch schon in beispielsweise 21.10 enthalten waren. Auffällig ist der vollständige Verzicht auf Snaps bei Xubuntu und Lubuntu. Ubuntu Budgie nutzt gegenwärtig Snaps nur Testweise für den Welcome-Screen.
Insgesamt hat die kommende Version 22.04 das Potenzial wieder ein stabiles und unaufgeregtes LTS-Release zu werden. Bei keinem Derivat sind momentan schwierige Strukturen oder potenziell problematische technische Umbrüche zu erwarten. Allerdings ist bis zum Feature Freeze noch ein wenig Zeit und somit kann das nur als erster Ausblick gewertet werden.
Seit Ubuntu mit den Snaps grössenwahnsinnig geworden ist, kommt mir Ubuntu & Co. nicht mehr auf die Festplatte, dann schon lieber eine andere Distro, wo ich als Nutzer entscheide, was installiert wird und was nicht. Flatpak lasse ich mir ja noch gefallen, aber auch nur, wenn ich es wirklich, wirklich brauche – Snaps gehört auf den Müll.
Du beweist gerade zweierlei: Erstens hast du den Text nicht gelesen, zweitens augenscheinlich nicht selbst getestet. Ubuntu und die Derivate installieren genau ein Snap und das ist Firefox. Eben jener Firefox kann – stand heute – auch immer noch über die Paketquellen bezogen werden. Dann braucht man exakt 0 Snaps. Derivate wie Xubuntu und Lubuntu installieren überhaupt kein einziges Snap.
Und was ist mit Chromium? Wenn man diesen installieren will, dann wird auch gleich Snap mitinstalliert und in den kommenden Jahren soll es erst richtig schlimm mit Snaps werden, aber darüber wird derzeit nicht geredet. Momentan wird so getan, als ob diese unsinnigen Snaps Gottes Segen wäre oder die beste Erfindung der Menschheit, gleich nach der WC-Ente….
Was auch an Chromium liegt. Debian paketiert den beispielsweise gar nicht mehr, andere Distributionen haben ebenfalls die vollständige Entfernung diskutiert.
Ja, Canonical plant mit Snaps einiges, aber das ist noch nicht Realität, hat bis dato keine Implikationen auf die LTS und wir wissen nicht mal, ob das wirklich genau so kommt. Vielleicht stampfen sie Snaps auch vorher ein und wechseln auf Flatpaks? Es wäre nicht das erste Mal.
Also, in meinem Debian wurde Chromium vor einigen Tagen ganz neu aktualisiert (jetzt auf Version 97….), ebenso der Firefox-ESR. Scheint so, als ob sich Debian auch weiterhin um Chromium kümmert. Über Sinn und Unsinn von Snaps oder Flatpaks wurde schon so oft diskutiert – ich warte da lieber ab und schaue mir an, wie sich die Sache entwickelt; aber allzu „begeistert“ bin ich auch nicht.
In Debian Bullseye gab es ein Security-Update für Chromium. In Debian Sid gibt es auch eine neue Version vom Chromium-Browser.
Zitat:“For the stable distribution (bullseye), these problems have been fixed in
version 97.0.4692.71-0.1~deb11u1.
Quelle: https://lists.debian.org/debian-security-announce/2022/msg00012.html
Danke für den Hinweis, mein letzter Kenntnisstand war noch, dass Chromium aus Testing entfernt wurde und nicht Bestandteil der nächsten Stable-Version 2023 wird. Mal sehen wohin die interne Diskussion bei Debian da noch läuft. 🙂