Google und Apple diskreditieren sich weiter

Die Erkenntnis, dass für Profit moralische Bedenken gerne mal über Bord geworfen werden, ist nicht neu. Im Umgang vieler Konzerne mit China hat man das wieder und wieder beobachten können. In Russland kann man aber nun sehen, wie gering der Preis der eigenen Integrität ist.

China ist einer der wichtigsten Märkte der Welt. Jeder nicht völlig von Idealismus vernebelte Beobachter kann da zumindest rational nachvollziehen, wenn Firmen im Sinne des Profits beide Augen zudrücken und den Wünschen der regierenden Partei sehr weit entgegenkommen. Gutheißen muss man es natürlich dennoch nicht, aber die Beweggründe sind offensichtlich.

Russland ist hingegen ein Dritte-Welt-Staat mit Atomwaffen. Außerhalb von Moskau, St. Petersburg und ein paar weiteren Großstädten ist die Kaufkraft kaum messbar. Die Bevölkerung ist gemessen an dem Riesenland überschaubar und schrumpft zudem. Durch internationale Isolation, Misswirtschaft und Korruption geht es wirtschaftlich seit Jahren nur noch abwärts. Eine Trendwende ist nirgendwo in Sicht. Ein unverzichtbarer Wachstumsmarkt mit durchschlagenden Auswirkungen auf die Gesamtumsätze eines Unternehmens sieht anders aus,.

Trotzdem beugen sich Apple und Google dem russischen Druck und entfernen die Apps der in die Illegalität getriebenen Organisation von Alexej Nawalny aus ihren App Stores. Selbst das ach so unabhängige Telegram knickte vor dem Kreml ein.

Wem beugt man sich als nächstes? Saudi-Arabien? Der Zentralafrikanischen Republik? Dem Talibanregime in Afghanistan?

Demnächst verkaufen Apple und Google ihre Integrität dann wohl für ein Pausenbrot.

1 Kommentar

  1. Ernstgemeinte Frage: Siehst du es ähnlich kritisch, wenn Google die der deutschen Regierung unliebsame KenFM-App aus dem Play Store entfernt ? (Es gäbe weitere Beispiele aus unserem „freien Westen“ – zuletzt z.B. die FB-Löschung von Kanälen der Querdenker.)

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