Die Mehrheit bleibt halt doch bei WhatsApp

Die Deutschen haben ein zwiespältiges Verhältnis zu Datenschutz. Einerseits ist es total wichtig, andererseits nutzt man WhatsApp, Facebook, Android-Smartphones und Kundenkarten wie Payback.

Vermessen wurde dieses ambivalente Verhältnis in einer Umfrage im Auftrag der dpa. Eine breite Mehrheit von 79 % nutzt den Messenger und 52 % stimmten bereits den neuen Bestimmungen zu. Obwohl ein signifikanter Teil der Befragten Datenschutz-Bedenken hat, haben nur sehr wenige die App wirklich entfernt. Nur 28 % haben keinerlei Datenschutz-Bedenken.

Das kommt nicht wirklich überraschend, ebenso wie die Bedeutung von Signal als wichtigster Alternative zu WhatsApp. Bedenklich ist aber die Feststellung, nach der in etwa genau so viele Befragte Telegram für eine gute Alternative halten (was es nicht ist). Wirklich lustig wird es bei den 13 %, die einen Wechsel auf Facebook Messenger in Erwägung ziehen. Klar, warum auch nicht. Im innersten Kreis der Hölle muss man sich schon keine Gedanken mehr über Ambivalenzen machen.

Grundsätzlich kann ich verstehen, dass man WhatsApp die Treue hält, da abstrakte Datenschutz-Bedenken gegen das Gefühl der sozialen Isolation bei einer vollständigen Abkehr von WhatsApp aufgewogen werden. Ich persönlich empfehle immer die Parallel-Nutzung mehrerer Messenger für den Umstieg. Vielleicht schafft man es dann sogar, WhatsApp nicht mehr als primären Messenger zu nutzen.

Vor allem die 13 % für den Facebook-Messenger und die hohen Werte für Telegram zeigen, wie weit der Weg noch ist für ein Fakten-gestützes Datenschutzbewusstsein in Deutschland.

Vermutlich wird uns aber WhatsApp so lange erhalten bleiben, bis die Kommunikationskanäle sich ein gänzlich neues Medium – jenseits klassicher Messenger – suchen und die Mehrheiten sich umverteilen. Was auch immer das dann sein wird. Möglicherweise kauft Facebook diese neue Alternative dann auch wieder auf, weil die Kartellbehörden immer noch mehr über Industrieregulierung nachdenken als über die Wirtschaftszweige der Gegenwart und das Drama entwickelt sich weiter.

Cruiz
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Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.
  1. Solche „Ambivalenzen“ gibt es überall. Nach Tierwohl und Qualität gefragt, geben viele an, bei ihrem Einkauf darauf zu achten, tatsächlich wird dann aber das Fleisch aus konventioneller Haltung gekauft, weil das gerade im Angebot war. Die Corona-Maßnahmen fanden bei der Mehrheit Zustimmung, aber ich kenne genügend Leute, die die Maßnahmen dann für sich selbst nicht immer ganz so eng ausgelegt bzw. schlicht ignoriert haben.

    Und so wundert es dann auch nicht, dass wenn man die Leute fragt, wie wie wichtig ihnen Datenschutz und Privatsphäre sind, die Mehrheit das hoch bewertet, dem im täglichen Handeln dann aber keine Rechnung trägt.

    Ein Teil davon ist sicher Unwissenheit, aber ein Teil ist eben auch diese Dissonanz zwischen dem was man sagt und dem was man tut. Es gibt dafür in der Psychologie sicher Erklärungen und einen Namen für dieses Phänomen. Ich vermute, dass wir es hier einfach mit der menschlichen Faulheit und der Fähigkeit, sich selbst zu belügen, zu tun haben.

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