Kommentar: Keine Kompromisse bei der Anonymität

Es gibt Bereiche, da gibt es keine Kompromisse. Entweder man bewegt sich Anonym im Internet oder nicht. Es gibt keine halbe Anonymität. Die Fallstricke hier sind zahlreich.

Der erste Fallstrick besteht schon darin, es irgendwie praktisch zu haben zu wollen. Immer mal weder kommen Dienste auf, die einem irgendwas abnehmen wollen und behaupten, einen mit ein, zwei Klicks abzusichern. Die größten Scharlatane sind sicherlich die Anbieter der heftig beworbenen VPN-Dienste, die irgendwas von Anonymität behaupten. Nicht besser sind aber Angebote wie Brave Browser, wie man heute lesen konnte. Versehentlich hat man über den integrierten Tor-Dienst aufgerufene URLs an den DNS-Server geleakt. Abgesehen davon natürlich, dass die Tor-Funktion im Brave Browser sowieso nur einen Bruchteil der Funktionen des Tor-Browsers umsetzt und eine Wiedererkennung nicht effizient verhindert.

Tails und der Tor-Browser sind unbequem. Sie leiden an digitaler Amnesie, haben nicht die passenden Addons und das Browserfenster hat immer so eine nervige Größe. Außerdem lassen sie sich nicht fest installieren und sind langsam. Das machen die Entwickler nicht, weil sie die Anwender ärgern wollen, sondern um den Zweck zu erreichen.

Wenn ihr Anonymität braucht, lasst die Finger von diesen vermeintlich leichten Lösungen. Wenn irgendjemand etwas leichter umsetzen kann, was die Originalentwickler kompliziert machen, dann sollte das erst einmal Argwohn wecken. Wenn ihr schon keine Lust habt, euch technisch zu beschränkten, dann werdet ihr beim sozialen Aspekt sowieso scheitern. Denn neben technisch schlecht umgesetzten Lösungen besteht die größte Gefahr in Fehlern des Anwenders. Mal nicht aufgepasst und mit dem falschen Login angemeldet, mal mit dem Klarnamen unterschrieben, mal das Tab im falschen Browser geöffnet und schon ist die sorgsam aufgebaute Identität unrettbar kompromittiert.

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