Der Linux Desktop am Tropf einer einzigen Firma

Bei Linuxnews gab es in den vergangenen Tagen zwei Artikel, die sich mit dem BER des Linux Desktops beschäftigen: Wayland. Weder ist es reif für den Produktiveinsatz, noch wird das Vorgängersystem aktiv gepflegt. Und bis es kommt, gibt es vielleicht den Bedarf nicht mehr. Es ist gleichzeitig ein anschauliches Beispiel für die Abhängigkeit des Linux Desktops von einer einzigen Firma: Red Hat.

Wayland kommt einfach nicht. Die Ablösung von X.org ist eigentlich Konsens, weil das System zu viele Altlasten mitschleppt und Wayland ist eigentlich auch seit Jahren stabil aber bei den Anwender ist es immer noch nicht angekommen. Die GNOME Shell läuft so halbwegs mit Wayland, KDE Plasma/KWin behauptet seit Jahren jetzt bald endlich auch mal vernünftig mit Wayland zu funktionieren. Die kleineren Desktops (Xfce, MATE & Konsorten) erwähnt man in diesem Kontext besser gar nicht.

Das Thema ist schwierig, denn im Gegensatz zu vielen anderen zentralen Bestandteilen (Kernel, systemd, Multimedia-Framework etc. pp.) braucht nur der Desktop Wayland – eben genau jenes Produkt, welches kommerziell noch nie irgendwo ein Erfolg war. Weshalb halt außer Red Hat auch keine nennenswerte Firma mehr Ressourcen in den Linux Desktop steckt. Die umso wichtigeren freiwilligen Entwickler zersplittern sich dann noch auf ein halbes Dutzend Projekte und entwickeln das Rad quasi jedes Mal neu. Dieses Stereotyp über freie Software und die Zersplitterung stimmt in diesem Fall wirklich mal. Die in jedem Projekt vorhandenen Ressourcen scheinen dann nicht mehr für eine so große Migration zu reichen.

Das Vorgängermodell pflegt aber auch niemand mehr aktiv. Eine abgekündigte Software ist nicht sexy, dementsprechend übernehmen das hauptsächlich bezahlte Red Hat Mitarbeiter. Hier gibt es aber Bestrebungen, die Entwicklung möglichst bald einzustellen, da GNOME inzwischen halbwegs zufriedenstellend mit Wayland läuft.

Übergeordnet verschiebt sich gerade noch mehr. IBM spaltet sich demnächst auf und das neue „IBM“ soll sich auf Cloud und Software-Lösungen konzentrieren. In diesem Zusammenhang betont man dort die sinnvolle Akquise von Red Hat. Ich bezweifle ja schon länger, dass IBM dem defizitär-liebhaberischen Treiben Red Hats im Deskop-Bereich lange zusehen wird (siehe: Kommentar: IBM übernimmt Red Hat – Auswirkungen auf Linux).

Doch wer sollte diese Lücke füllen?

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