Auf der FOSDEM gab es auch einen Vortrag zu Thunderbird. Dabei wurde laut Heise auch die hochgerechnete Zahl von 10 Millionen Anwendern präsentiert. Klingt nach viel, ist es aber meiner Meinung nach nicht.
Erst einmal klingt 10 Millionen Anwender natürlich beeindruckend. Natürlich ist zudem, wie bei vielen anderen freien Projekten, auch nicht ganz klar, wie Mozilla (bzw. demnächst MZLA Technologies Corporation) diese Zahlen erhebt. Es wäre also möglich, dass die Zahlen in Wirklichkeit höher sind. Vermutlich ist aber wie bei vielen öffentlich präsentierten Schätzungen eher das Gegenteil der Fall.
Egal wie es sich damit verhält, es ist eigentlich kein sonderlich hoher Wert. Wir müssen uns dazu vergegenwärtigen, dass Thunderbird ja nicht nur für Linux eine Rolle spielt (und hier vielleicht der beliebteste E-Mail Client ist), sondern auch unter macOS und Windows einen festen Platz hat. Windows 10 läuft laut Microsoft auf 1 Milliarde Geräte. Apples macOS kommt je nach Berechnung und Quartal auf ca. 10% Marktanteil. E-Mail wird zwar seit langem Tot gesagt, allerdings hat immer noch quasi jeder eine E-Mail Adresse und die Zahl der verschickten und empfangenen Nachrichten bleibt sehr hoch. Wenn man diese Zahlen zugrunde legt ist 10 Millionen Anwender nicht viel.
Gerade hinsichtlich Datenschutz und Verschlüsselung ist das ein weiterer Sargnagel für die E-Mail Verschlüsselung (siehe leider auch: Die E-Mail wird niemals sicher sein!). Thunderbird ist der mit Abstand am besten geeignete Client für Verschlüsselung. S/MIME und OpenPGP sind bestmöglich umgesetzt – entweder durch feste Integration oder sehr gute Addons. Mit keinem anderen verbreiteten Client kann man dieses Maß an Komfort erreichen. Die verfügbaren browserbasierten Lösungen sind zudem ein Sicherheitsproblem.
Der Kreis der potenziellen Korrespondenten für sichere E-Mail beschränkt sich damit auf gut 10 Millionen. Zusätzlich noch die paar Nutzer, die AddIns in Outlook oder Apple Mail nutzen.
Traurige Zahlen!