Drittanbieter Lösungen für Smartphone-Tastaturen erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Es gibt zahllose kleine und große Anbieter für die beiden großen Betriebssysteme iOS und Android. Vor allem unter der freien Lösung Android erfreuen sich diese Tastaturen großer Beliebtheit.
Tastaturen sind per Definition die beste Art Daten abzugreifen. Abgesehen von der Sprachinteraktion laufen schließlich alle Eingaben über diese Methode. Umso weniger Verständnis kann man daher für Leute aufbringen, die für vermeintliche Vorteile wie irgendwelche Emojis oder Wischgesten, Tastaturen irgendwelcher Drittanbieter aus den App Stores installieren. Im Grunde genommen sind das nichts anderes als legale Keylogger.
Bereits vor einigen Jahren wurde öffentlich, dass der Tastaturanbieter AI Type in großem Umfang Daten gespeichert hat. Unter anderem scheinbar alle Tastatureingaben, Passwörter usw. usf. Der Anbieter gehörte zwar nicht zu den ganz großen der Branche aber der Skandal war mal wieder perfekt. Die ehemals sehr bekannte App Swype kam ebenfalls vor einigen Jahren in die Kritik, weil sie extrem oft Standortdaten abfragte. Die Abfrage sollte zwar lediglich die Lokalisierung verbessern und die Nutzer nicht tracken, zeigt aber was möglich ist. Swypes Weiterentwicklung stellte die Firma 2018 ein, das Problem bleibt aber bestehen.
Auch andere Tastaturen wie beispielsweise SwiftKey lassen sich umfangreiche Berechtigungen erteilen, auch wenn man hier darlegt, dass diese Berechtigungen für den Betrieb notwendig sind. Die App trackt die Anwender auf Schritt und Schritt – auch ohne Anmeldung bei SwiftKey. Die eingebaute Synchronisationsfunktion von SwiftKey muss zudem naturgemäß auch die erlernten Personalisierungsdaten auf Server übertragen, ansonsten kann keine Synchronisation erfolgen.
SwiftKey gehört übrigens zu Microsoft, das nach dem Scheitern seine eigenen mobilen Bemühungen nun versucht seine Apps bei iOS und Android unterzubringen. Seit der Veröffentlichung von Windows 10 wissen wir außerdem, dass Microsoft anfängt in größerem Maßstab Telemetriedaten zu erheben und somit von einem lizenzbasierten Geschäftsmodell auf ein (abo- und) datenbasiertes Modell wechselt, wie es große Konkurrenten bereits betreiben. Man kann in dem Zusammenhang durchaus Überlegungen dazu anstellen, weshalb ein Softwareunternehmen mehrere hundert Millionen für eine Tastatur-App ausgibt.
Bei Tastaturen bleibt man bei den Herstellertastaturen. Keine Funktion, keine nette Vereinfachung – einfach nichts – rechtfertigt den Umstieg auf eine unkontrollierbare Drittanbieterlösung. Wer es dennoch macht, sollte sich nicht beklagen, wenn in Zukunft mal wieder ein Leck unbequeme Tatsachen zu Tage fördert. Natürlich können auch Herstellertastaturen unsicher sein. Die Smartphonehersteller wollen aber immer noch Smartphones verkaufen und verdienen damit ihr Geld. Schlechte Presse bedeutet schlechte Absatzzahlen, das Risiko ist für die Anbieter daher viel größer, als für ein Softwareunternehmen, das lediglich eine App veröffentlicht.
Hallo, ihren Artikel zu lesen war sehr aufschlussreich. Was macht man, wenn Google Produkte als Standard festgelegt sind, wie bei xiaomi Produkten?