Facebook liest mit. Nicht nur im sozialen Netzwerk sondern über die Einbindung in normale Webseiten (und Apps) auch außerhalb. Durch Tracking-Tools können selbst solche Nutzer erfasst werden, die gar nicht im sozialen Netzwerk selbst unterwegs sind. Der Sachverhalt ist nicht neu, das Ausmaß hat Matthias Eberl aber nun sehr anschaulich dargestellt.
Es lohnt sich dazu seine Beiträge auf netzpolitik.org „Konzern liest mit: Facebook trackt Nutzer auf drei Viertel aller deutschen Nachrichtenseiten„, sowie die damit zusammen hängenden Blogposts in seinem Blog Rufposten zu lesen.
Über 80% der Nachrichtenseiten binden Facebook ein. Dabei ist interessanterweise nicht immer grobe Fahrlässigkeit am Werk, sondern viele Verlage versuchen sogar die Like-Buttons datenschutzkonform einzubetten, holen sich dann aber Facebook über andere Dienste doch wieder unkontrolliert ins Haus.
Ausnahmsweise ist dies kein politisches Problem. Mit der DSGVO hat die EU ein relativ eindeutiges Regelwerk erlassen, das zukünftig mit der ePrivacy-Verordnung noch ergänzt werden wird. Dieses Regelwerk sieht bei Trackern nach Auslegung der Datenschutzbehörden eine freiwillige Einwilligung der Nutzer vor. Weil aber bisher keine konkreten Urteile gesprochen wurden, verfolgen viele Verlage scheinbar einen risikobasierten Ansatz und nehmen Bußgelder in Kauf.
Das ist alles nicht wirklich neu und natürlich kann man sich technisch relativ gut gegen Tracking im Internet schützen (siehe auch: Aktivitäten im Internet schützen). Das Problem ist allerdings – und da stimme ich Matthias Eberl dezidiert zu – ein gesellschaftliches. Die Mediennutzung der Bürger sollte nicht so detailliert erfasst werden und die Verlage sind in der Pflicht dies abzustellen. Leider stehen viele Verlagshäuser finanziell so unter Druck, dass ihnen da der Spielraum fehlt. Allerdings fehlt mir da ein wenig das Mitgefühl, denn die großen Verlagshäuser haben mit ihren umfassenden, kostenlos zugänglichen Nachrichtenseiten erst jene Kostenlos-Kultur im Netz etabliert, die sie nun nicht mehr durchbrechen können.
Ich persönlich habe immer noch die Süddeutsche Zeitung abonniert. Klassisch auf Papier, in den frühen Morgenstunden zugestellt in meinen Briefkasten.