Zwischenruf: Kostenlos-Mentalität

Symbolbild "Zwischenruf"

Die Kostenlos-Mentalität ist nicht nur der Tod für Linux auf dem Desktop (siehe: Folgen der Kostenlos-Mentalität), sondern die größte Bedrohung für den Datenschutz allgemein. Sehr anschaulich momentan zu beobachten am Beispiel von Enpass (siehe: Enpass – Ein Passwortmanager für alle Systeme), dessen Entwickler gestern ein lange angekündigtes Update veröffentlicht haben.

Man kann sich darüber streiten, ob dieses Update technisch und funktional gelungen ist. Soweit ich das beurteilen kann wurden keine Funktionen gestrichen und mit der Möglichkeit mehrere Passwortspeicher gleichzeitig zu verwalten wenigstens eine große Änderung ausgerollt. Weiterhin unterstützt Enpass immer noch alle wichtigen Plattformen – sogar Linux! Insbesondere letzteres ist keine Selbstverständlichkeit und engt die Möglichkeiten bei Linux leider zu oft auf KeePass ein.

Optisch ist die App allerdings ein Rückschritt, da man versucht über alle Systeme hinweg ein einheitliches Design auszurollen, was dann einfach auf allen Geräten schlecht aussieht. Außer vielleicht auf Windows 10, das man einfach nicht mehr verunstalten kann, als Microsoft dies eh tut (siehe; Windows 10 – Ein Verriss).

Was hat man nun also verbrochen? Die Entwickler haben sich doch tatsächlich erdreistet einen kleinen Teil der Funktionen für die Desktop-App in ein Premium-Paket auszulagern, das einmalig 6,99 € kostet. Die mobilen Apps kosten pro Plattform dann auch nochmal einen ähnlichen Betrag. Sofern man die vorherigen mobilen Versionen bereits erworben hatte scheint aber zumindest dieser Zusatzbetrag zu entfallen.

In den App Stores und auf sonstigen Seiten des Internet hagelt es nun Kritik Idiotien in Form von “Wucher Update“, “Frechheit, dass man erneut bezahlen muss“, “geht gar nicht” etc.

Man kauft sich also für einen Betrag um die 1.000 € (für ein MacBook ist das noch knapp kalkuliert) ein Gerät und vermutlich alle 2-4 Jahre ein neues Smartphone, aber ist nicht bereit 6,99 € für ein Softwareprodukt, mit dem man die eigenen Passwörter verwaltet auszugeben? Wohl gemerkt: Einmalig! Enpass 5 war auf dem Desktop kostenlos, niemand von den Schreihälsen hat jemals bisher dafür bezahlt.

Dieser Geiz ist eine größere Bedrohung für Datenschutz und Sicherheit, als die staatliche Überwachung und die Datensammelei der IT-Giganten. Wenn Softwarefirmen irgendwann nur noch davon leben können Zulieferer für Big Data zu sein, dann werden das irgendwann alle machen.

Dann werden sie wieder schreien.

Nur eines ist klar: Die Kommentarspalte ist der Tod des Internets und ein Blick in den Abgrund der Menschheit. Egal bei welchem Thema.


Bilder:

Einleitungs- und Beitragsbild von Megan_Rexazin via pixabay

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.

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