Werbung Cloud ist ein anhaltender Trend, wenngleich das Angebot für Privatanwender einer Konsolidierung ausgesetzt ist. Wie in vielen Bereichen setzen sich mit einiger Verzögerung die altbekannten Großkonzerne durch und übernehmen den Markt. Daneben gibt es allerdings noch weitere Anbieter mit interessanten Angeboten. Einer davon ist pCloud.
Preis und Angebot
pCloud ist ein kommerzieller Clouddienstleister mit Sitz in der Schweiz. Das Angebot richtet sich sowohl an Privatanwender, wie auch an Geschäftskunden. Privatkunden können sich zwischen einem Abomodell und eine so genannten Lifetime-Variante entscheiden.
Es stehen jeweils zwei Tarife zur Wahl, die sich vor allem durch den zur Verfügung stehenden Speicherplatz unterscheiden. Der Premium-Tarif bietet 500 GB Speicherplatz, sowie 500 GB Downloadtraffic um Inhalte mit Dritten zu teilen. Premium Plus bietet sogar 2 TB Speicherplatz, sowie 2 TB Downloadtraffic.
Abgerechnet wird monatlich oder jährlich. Die monatliche Abrechnung ist ein wenig versteckt, da die entsprechenden Angebote erst beim Klick auf den Link im Beschreibungstext „Möchten Sie pCloud erkunden …“ freigeschaltet werden. Bei einer jährlichen Zahlung spart man ca. 20% im Vergleich zur monatlichen Bezahlung. Premium kostet 4,99€ pro Monat, Premium Plus schlägt mit 9,99€ zu Buche.
Die so genannte Lifetime-Lizenz ist zwar vordergründig ein gutes Angebot, bindet einen aber auch an den Dienstleister. Damit sich dieses Angebot rentiert müsste man mehr als 3 Jahre pCloud nutzen. Angesichts des volatilen Marktumfeldes im Cloudsektor geht man ein nicht zu unterschätzende Risiko ein. Firmenübernahmen und Angebotsneuausrichtungen sind hier schließlich keine Seltenheit.
Vergleicht man das Angebot mit den entsprechenden Tarifen der großen kommerziellen Angebote wie Microsoft OneDrive oder Google Drive ist das pCloud Angebot absolut konkurrenzfähig.
Während pCloud bei Kosten und Umfang des Angebots somit lediglich guten Standard bietet, hebt man sich mit pCloud Crypto von den Mitbewerbern ab. Dabei handelt es sich um eine wirksame clientseitige Verschlüsselung der Daten. Diese sinnvolle Funktion bieten leider nur wenige Clouddienstleister an. pCloud Crypto ist leider in den Tarifen nicht enthalten, sondern muss hinzu gebucht werden. Zur Wahl stehen wie auch bei den Haupttarifen eine monatliche, jährliche und so genannte Lifetime-Variante.
Konto einrichten
Die Anmeldung erfolgt per E-Mail Adresse und Passwort. Alternativ wird ein Facebook-Login angeboten, wovon aus Gründen des Datenschutzes abzusehen ist. Die Anmeldung mittels Facebook erscheint zwar auf den ersten Blick als einfacher Vorgang, allerdings erfährt Facebook hier naturgemäß mehr über Aktivitäten außerhalb des sozialen Netzwerks, was nicht sein muss.
Benutzung
Weboberfläche
Nach einer Bestätigung der E-Mail Adresse steht sofort die Weboberfläche zur Verfügung. Diese ist optisch sehr reduziert gehalten und dadurch übersichtlich. Sie reagiert zudem sehr schnell und zeigt keine nennenswerten Verzögerungen.
Mit My Music, My Pictures und My Videos stehen bereits Standardordner zur Verfügung und ein PDF Dokument bietet erste Informationen. Dateien lassen sich zum Hochladen per Drag&Drop in das Browserfenster ziehen, wodurch sich automatisch der Downloadmanager öffnet. Für viele Dateitypen wie z. B. PDF steht eine Vorschaufunktion zur Verfügung. Im Gegensatz zu den Diensten von Google oder Microsoft gibt es jedoch keine integrierten Bearbeitungswerkzeuge wie z. B. Office Programme, weshalb die Weboberfläche vor allem zur Betrachtung und Verwaltung der Daten geeignet ist.
Mit einem Klick auf die drei Punkte oberhalb einer Datei öffnet sich das Kontextmenü. Hier lassen sich neben den obligatorischen Dateioperationen auch Freigaben vornehmen. Schön ist, dass man zusätzlich zum Freigabelink auch optional ein Passwort oder Ablaufdatum vergeben kann. Statistiken zeigen mehr Informationen zu freigegeben Dateien an. Obligatorische Angebote wie ein Papierkorb oder eine Rücksetzung auf den Stand vor einigen Tagen stehen ebenfalls zur Verfügung.
Zur Absicherung der Oberfläche steht eine Zwei-Faktor-Authentifizierung, entweder über SMS-Nachrichten oder eine Authenticator-App zur Verfügung. Beides ein absolutes Muss in der heutigen Zeit.
Desktopclients
Eine gute Weboberfläche ist zwar wichtig, aber die meisten Anwender ziehen für den alltäglichen Betrieb lokale Clients zur Einbindung in das Betriebssystem vor. pCloud zeigt hier eine seiner Stärken. Man bedient nicht nur die großen Betriebssysteme, sondern ermöglicht interoperabiles Arbeiten über Betriebssystemgrenzen hinweg. Der pCloud Drive genannte Desktopsclient steht für Windows, macOS und Linux zur Verfügung. Der mobile Markt wird mit iOS, Android und Windows Mobile bedient.
Probleme verursacht wie immer die Heterogenität des Linux-Ökosystems. Es ist für einen Anbieter kaum möglich alle Distributionen und Paketformate zu unterstützen, weshalb sich zunehmend Containerlösungen wie AppImage, Flatpak oder Snap durchsetzen. Die Entwickler von pCloud haben sich für erstere Variante entschieden. Zusätzlich bietet man noch einen CLI-Client, den man entweder selbst kompilieren darf oder mittels der bereitgestellten Ubuntu/Debian-Pakete installieren kann.
Leichter haben es da die Anwender mit Windows oder macOS. Für letztere steht zwar leider kein Client im Mac App Store zur Verfügung, aber man kann eine PKG-Installationsroutine herunterladen. Hier scheiden sich zur Zeit die Geister, manche wollen alles aus dem MAS installieren, weil Apple hier für ein Minimum an Sicherheit sorgt und die zentralen Updatemechanismen komfortabel sind, andere schätzen die Freiheit einer klassischen Installationsroutine.
pCloud verwendet wie viele andere Dateiwerkzeuge unter unixoiden Umgebungen FUSE. Sofern FUSE noch nicht installiert ist muss dies vor der ersten Benutzung nachgeholt werden, was der pCloud Client jedoch mit wenigen Mausklicks übernimmt. Die meisten macOS-Nutzer dürften dies aber bereits auf ihrem System haben – erkennbar am entsprechenden Symbol in den Systemeinstellungen.
Nach dem ersten Start und der Anmeldung legt der Client im Systemabschnitt ab. Über einen Rechtsklick öffnet sich das Kontextmenü, über das die Einstellungen zu erreichen sind und sich die Synchronisation pausieren lässt. Diese Funktion ist keine Selbstverständlichkeit mehr und daher umso mehr zu begrüßen.
Die Konfigurationsoberfläche ist leider ausschließlich englischsprachig, anders als beispielsweise die Weboberfläche. Sie bietet eine Übersicht über den Account und ermöglicht die Einrichtung von Synchronisationsordnern. Hier kann man theoretisch zahllose individuelle Ordner festlegen und ist somit nicht so beschränkt wie bei vielen konkurrierenden Produkten. Die Software legt als Standard ein pCloud Drive im Homeverzeichnis des Benutzers an. Ebenfalls steht eine Oberfläche zur Verwaltung der Freigaben zur Verfügung und die Crypto-Oberfläche.
Über eine Erweiterung von macOS Finder stehen die obligatorischen Statusymbole zur Verfügung, die den Synchronisationsstatus der einzelnen Dateien anzeigen.
Mobile Apps
Die Desktopsclients sind schon sehr zufriedenstellend, die mobilen Apps sind noch besser. Die iOS Apps fügt sich optisch perfekt in das System ein und ist sehr übersichtlich gestaltet. Die Apps bieten den gleichen Funktionsumfang wie die Desktopclients.
Genau wie viele konkurrierende Produkte bietet die App die Möglichkeit Fotos und Videos automatisch hochzuladen.
Sicherheit und pCloud Crypto
Das absolute Minimum ist eine Transportverschlüsselung und diese wird von pCloud natürlich bereits im Standardpaket garantiert. Dabei sind die Daten während der Übertragung verschlüsselt, lassen sich aber auf dem Server durch berechtigte Dritte einsehen.
Hier geht pCloud noch einen Schritt weiter und bietet optional eine clientseitige Verschlüsslung namens pCloud Crypto. Diese eingangs bereits erwähnte Funktion ist ein Addon zum eigentlich Client. Durch die Festlegung einer Passphrase richtet man einen zusätzlichen Crypto Folder innerhalb des Synchronisationsclients ein. Ist dieser gesperrt sieht man lediglich eine kryptische Zeichenfolge als Dateiname.
Die Passphrase sollte man sich sicher notieren, beispielsweise in einer Passwortverwaltung, da ein Zurücksetzen des Passwortes zur Löschung des kompletten Ordnerinhalts führt. Hinsichtlich der Sicherheit definitiv eine sinnvolle Lösung.
Die clientseitige Verschlüsselung ist zwar zur begrüßen, hat jedoch leider auch Mängel. Die Funktion ist bis dato keinem unabhängigen Audit unterzogen worden, weshalb man dem Dienstleister und seinen Entwicklern vertrauen muss. Aus Komfortgründen bietet pCloud zudem einen Zugriff auf den Cryptospeicher über die Weboberfläche, was angesichts des Phishing-Risikos nicht besonders klug ist. Hier wäre eine Reduzierung auf eine rein clientseitige Zugriffsmöglichkeit über die entsprechenden Apps vorzuziehen. Hinzu kommen gelegentliche Probleme beim Entsperren des lokalen Crypto-Ordnern, weil der Client glaubt ihn nicht zu finden.
Trotzdem ist diese Funktion – gemessen an den Mitbewerbern – natürlich ein riesiger Pluspunkt für pCloud.
Fazit
pCloud bietet zu einem angemessenen Preis eine – je nach Paket – große oder sogar riesige Menge Speicherplatz. Die Variante für Privatanwender bietet alles was man benötigt. Zusätzlich zum Dateispeicher, einen Versionsverlauf und eine Möglichkeit irrtümlich gelöschte Dateien 15 Tage zurück zu holen. Sehr schön ist die Funktion zum einfachen Teilen von Dateien, die mit nützlichen Informationen angereichert ist.
Die Vielzahl der unterstützten Systeme muss man loben. Alle verbreiteten und weniger verbreiteten Systeme werden bedient, weshalb insbesondere Anwender mit heterogenen Arbeitsumgebunden einen Blick auf pCloud werfen sollten. Die meisten Clouddienstleister haben in der Vergangenheit die Unterstützung für viele Plattformen beendet, weshalb pCloud hier wirklich punkten kann.
Die Qualität der Clients ist gut – die mobilen Clients sind noch ein wenig besser, als die Desktopvarianten, aber nirgendwo hat der Anwender das Nachsehen.
Im Bereich der Sicherheit kann sich pCloud von seinen Mitbewerbern absetzen. Clientseitige Verschlüsselung bietet die meisten nicht, weshalb Anwender hier mit komplizierten Drittlösungen hantieren müssen. Hier bietet pCloud viel mehr Komfort – den es sich leider auch zusätzlich bezahlen lässt.
Insgesamt bietet pCloud allerdings ein sehr rundes Paket. Wer auf der Suche nach einem Cloudangebot mit viel Speicherplatz, einem Plus an Sicherheit und guten Clientprogrammen ist, sollte sich pCloud unbedingt mal ansehen. Man muss sich nicht immer an die Angebote der großen IT-Giganten binden.
Bilder:
Einleitungs- und Beitragsbild von Mudassar Iqbal via Pixabay