Red Hat hat angekündigt, dass die kommende Version 8 der Enterprise Distribution keine KDE Software mehr enthalten wird. Diese Nachricht ist eigentlich wenig bedeutsam, da Red Hat schon immer GNOME präferierte, allerdings offenbaren Reaktionen bei KDE grundsätzliche Probleme im Verhältnis von KDE und den Distributionen.
Red Hat Enterprise Linux umfasst traditionell im Gegensatz zu vielen anderen Distributionen nicht alle möglichen Desktopumgebungen, sondern bisher ausschließlich GNOME und KDE Plasma. Die Präferenz liegt dabei klar auf ersterem, da GNOME nicht nur der Standard ist, sondern auch viel intensiver gepflegt wird. Die meisten RHEL-Desktop-Kunden werden von den Änderungen also nichts mitbekommen.
Der Kommentar von Jonathan Riddell zur Entscheidung von Red Hat lässt aber tief blicken. Ein Teil von KDE – J. Riddells Meinung ist ja nicht ganz unwichtig – offenbart mal wieder ein grundsätzliches Unverständnis für die Bedürfnisse von Distributionen und belastet mit Aussagen mal wieder das Verhältnis zu Distributoren ganz allgemein.
„The community has always been much better at supporting out software for their users […]“
Solche Aussagen sind die logische Fortführung von Projekten wie KDE neon, mit denen man das Verhältnis zu den Distributoren nachhaltig beschädigte (siehe: Kommentar: KDE neon ist kein Ersatz für Kubuntu). Sinngemäß übersetzt: Wir brauchen euch nicht, wir können es besser und Distributionen sind überflüssig. Einige Personen bei KDE reagieren damit auf die langjährige Kritik vieler Distributoren am KDE-Veröffentlichungsmodell, das eine stabile Auslieferung der KDE Software immer erschwerte. KDE überschätzt seine Position damit immens. Abgesehen von den Powerusern nutzen viele Anwender primär eine Distribution und sekundär eine Desktopumgebung. Man kann das sehr gut an der kaum geminderten Verbreitung von Ubuntu sehen, wo die meisten Anwender die Wechsel von GNOME 2 auf Unity und nun auf GNOME 3 mitvollzogen haben.
„maybe now the community run EPEL archive can include modern Plasma 5 instead of being stuck on the much poorer previous release“
Bei KDE fehlt scheinbar immer noch massiv das Verständnis für LTS-Distributionen. Es mag Anwender geben, die immer die neueste Software wollen oder benötigen und diese Zielgruppe wird durch so genannte Rolling Release Distributionen bedient.
Im LTS Einsatz wollen Administratoren aber keine neuen Softwareversionen, weil diese immer Unwägbarkeiten mit sich bringen: Upgradepfade funktionieren nicht immer, neue Fehler halten Einzug, Anwender müssen neu geschult werden etc. pp. Eine Desktopumgebung soll und muss nicht permanent aktualisiert werden, zumal die realen – d.h. funktionalen und das Benutzererlebnis betreffenden – Fortschritte von Plasma 4.11 auf Plasma 5.14 nicht so groß sind, wie die KDE Entwickler das gerne mal darstellen.
Angesichts dieser permanenten Missverständnisse muss man sich nicht wundern, dass abgesehen von openSUSE alle großen stabilen Distributoren KDE den Rücken gekehrt haben. Red Hat vollzieht nun einen Schritt nach, den SUSE Linux Enterprise und faktisch auch Canonical schon lange hinter sich haben. Das KDE Projekt sollte sich dringend fragen, ob sie wirklich nur die Rolling Release Zielgruppe bedienen wollen.
Mir ist in der Tat die Desktopumgebung wichtiger als die Distro, da KDE für mich einfach der Sweet Spot ist. Die Distro-Wahl fiel auf Kubuntu, einfach weil ich als relativer Linux-Neuling immer noch gerne im Mainstream unterwegs bin, da kriegt man bei Problemen noch am ehesten Hilfe und Infos.
Gäbe es Kubuntu nicht, würde ich aber nicht zu Ubuntu mit GNOME wechseln, sondern würde dann eher zu Manjaro KDE wechseln, obwohl meine ersten Gehversuche damit vor einem halben Jahr eher durchwachsen waren.
Irgendwann lande ich ggf. auch mal bei Arch und einem Window Manager und sage DEs adieu. Aber bis dahin ist es noch etwas hin und ich bin zuversichtlich, dass es Kubuntu noch lange geben wird.