Privatsphäre, Datenschutz und Sicherheit sind geflügelte Schlagwörter, die selbst von den größten Datensammlern bemüht werden. Man könnte sich fragen wie das eigentlich zusammen passt und warum genau jene, die in großem Umfang Daten erheben und auswerten, vom Schutz der Privatsphäre schreiben. Manche mögen darin puren Zynismus sehen. Vermutlich stehen dahinter aber nur grundlegend unterschiedliche Auffassungen von Datenschutz.
Wikipedia schreibt im Artikel Datenschutz unter Anderem.
“Datenschutz ist ein in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstandener Begriff, der teilweise unterschiedlich definiert und interpretiert wird. Je nach Betrachtungsweise wird Datenschutz verstanden als Schutz vor missbräuchlicher Datenverarbeitung, Schutz des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung, Schutz des Persönlichkeitsrechts bei der Datenverarbeitung und auch Schutz der Privatsphäre. Datenschutz wird häufig als Recht verstanden, dass jeder Mensch grundsätzlich selbst darüber entscheiden darf, wem wann welche seiner persönlichen Daten zugänglich sein sollen.”
Insbesondere der letzte Satz beschreibt das Datenschutzverständnis vieler großer IT-Konzerne. Datenschutz bedeutet für diese nicht, dass der Nutzer selbst entscheiden kann welche Daten erhoben werden, sondern welche Daten zugänglich sein sollen. Die Privatsphären-Einstellungen großer sozialer Netzwerke regeln daher tendenziell auch eher die Sichtbarkeit von Daten, denn die Erhebung insgesamt. Dahinter steht die Idee, dass – etwas simplifiziert gesagt – vielen Menschen egal ist, ob abstrakte Institutionen Informationen über einen sammeln, aber bitte die Nachbarn das nicht sehen soll.
Dementgegen steht das Konzept der Datensparsamkeit, das von den meisten deutschsprachigen Datenschutzbeauftragten, Aktivisten und Bloggern verfochten wird. Dieser Grundsatz hat im Bundesdatenschutzgesetz sogar Gesetzeskraft. Das Konzept sieht vor, dass nur so viele Daten erhoben werden sollen, wie für den Betrieb des Dienstes unbedingt erforderlich sind. Gleichzeitig sollen Anwender darauf achten so wenig Daten wie möglich preiszugeben.
Das Konzept der Datensparsamkeit steht gegenwärtig massiv unter Beschuss, z.B. durch Mitglieder der Regierung selbst. Dahinter steht die Erkenntnis, dass “Big Data” ein riesiges Geschäftsmodell ist Deshalb möchten viele gerne den etwas schwammigen Begriff der Datensouveränität zum neuen Grundsatz erheben (siehe auch: Kommentar: Das Ende der Datensparsamkeit?)
Datenschutz und Schutz der Privatsphäre sind keine fest definierten Begriffe. Es lohnt sich also darauf zu achten was ein Konzern oder Dienstanbieter meint, wenn er diese verspricht.
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Einleitungs- und Beitragsbild von Alexander Hammerschmied via pixabay